Concept information
Preferred term
Concept scheme: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/ConceptScheme
Definition
- Duden: Angehörige[r] eines florentinischen Geschlechts | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1908: Medici (spr. mēditschi, Mediceer), das berühmteste florentinische Geschlecht, das aus dem Mugello, dem Hügelland nördlich von Florenz, gebürtig, schon im 13. Jahrh. durch glückliche Handelsunternehmungen zu Reichtum und Macht gelangt war. Die M. gehörten zu den angesehenen Popolanenfamilien, welche die Herrschaft der Grandi bekämpften. Nach dem Wappen der M., den palle (roten Kugeln), hießen ihre Anhänger Palleschi. Zuerst 1291 erscheint ein Ardingo de' M. unter den Prioren der Zünfte von Florenz. 1314 war Averardo de' M. Gonfaloniere der Stadt, 1348 Francesco, Ardingos Sohn, der 1343 nach der Vertreibung Walters von Brienne einer der zur Neuordnung der Verfassung bestimmten Bürger war. Bartolomeo de' M. versuchte 1360 vergeblich eine Erhebung gegen die herrschende Guelfenoligarchie. Sein Bruder Salvestro de' M., 1378 Gonfaloniere di Giustizia, unternahm eine Änderung der oligarchisch-aristokratischen Verfassung im volkstümlichen Sinn und gab dadurch Veranlassung zu der Bewegung, die in dem Aufstand der Ciompi gipfelte; nach dessen Niederwerfung wurde er 1382 verbannt. Bedeutendes Ansehen genoß sein Verwandter Vieri de' M., der es 1393 ablehnte, sich an die Spitze einer Erhebung gegen die Albizzi und die Aristokraten zu stellen, und 1395 starb. Eine noch größere Stellung nahm zu Anfang des 15. Jahrh., als eigentliches Haupt der Volkspartei, Giovanni di Bicci de' M. ein, Averardos Sohn (geb. 1360), der durch glückliche Handelsgeschäfte ein außerordentlich großes Vermögen erworben und als Diplomat seiner Vaterstadt große Verdienste geleistet hatte; er schuf eine neue Ordnung des Steuerkatasters, war dreimal Prior und 1421 Gonfaloniere. Nach seinem Tode (20. Febr. 1429) trat sein Sohn Cosimo de' M., geb. 1389 (vgl. Fabroni, Cosmi Medicei vita, Pisa 1780), an die Spitze der Volkspartei und verschaffte sich durch Freigebigkeit einen starken Anhang. Als jedoch 1433 Rinaldo Albizzi die Leitung der Regierung erlangt hatte, ließ er Cosimo verhaften und auf 10 Jahre aus der Republik verbannen; zugleich wurden alle M., mit Ausnahme der Söhne Vieris, zu Magnaten erklärt und dadurch von den Staatsämtern ausgeschlossen. Schon nach einem Jahr setzten indes Cosimos Freunde seine Rückberufung und Rinaldos Verbannung durch, und jener behauptete sich fortan im Besitz außerordentlicher Befugnisse ohne Waffengewalt, gestützt auf seine großen Reichtümer, die er mit edler Freigebigkeit zum Besten der einzelnen und des Vaterlandes verwendete, indem er die Formen der Republik bestehen ließ, sie aber durch eine Neuordnung des Wahlverfahrens beherrschte. Seine Staatsverwaltung war ebenso glücklich wie glänzend, und Florenz erkannte ihm nach seinem Tode den Beinamen »Vater des Vaterlandes« zu. Cosimo war zugleich ein Mann von Geschmack, den er in prachtvollen Bauten bekundete, sowie von großer Gelehrsamkeit und der tätigste Beförderer der Wissenschaften und Künste. In den letzten Jahren zog er sich mehr von den Geschäften zurück und überließ die Regierung einer habsüchtigen Oligarchie, die nach seinem Tode (1. Aug. 1464) unter Luca Pittis Führung Cosimos kränklichen Sohn Piero (geb. 1416) von der Herrschaft zu verdrängen suchte. Indes die Anhänglichkeit des Volkes an die M. vereitelte ihr Unternehmen. Piero, der seinem Vater an Geist und politischem Scharfsinn nachstand, ihn aber an Herzensgüte und Rechtsgefühl übertraf, regierte nun in Frieden bis zu seinem Tode (3. Dez. 1469). | An seine Stelle traten seine beiden Söhne Lorenzo (geb. 1. Jan. 1449), il Magnifico (der Prächtige), und Giuliano I. Beide waren von den ersten Gelehrten ihrer Zeit unterrichtet worden, und Lorenzo zeichnete sich als Dichter und Redner aus. Er vermählte sich 1469 mit Clarissa Orsini. Den hohen Ruhm, den er erlangt hat, verdankt er seiner Klugheit und Gewandtheit, der Liebenswürdigkeit seines Charakters, der Vielseitigkeit seines Geistes und seiner Bildung und seinem seinen Sinn für Kunst und Wissenschaft. Er machte Florenz immer mehr zum Sammelplatz von Gelehrten und Künstlern, unter denen Demetrios Chalkondylas, Angelo Poliziano, Christoforo Landini, Pico von Mirandola, Granacci, Teragiani und Michelangelo (dessen Grabmal Lorenzos s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 8), sein täglicher Tischgenosse, hervorzuheben sind, verschönerte die Stadt durch öffentliche Gebäude und andre Anlagen, stiftete eine Schule der zeichnenden Künste und stattete sie mit Kunst- und literarischen Schätzen aus; auch bereicherte er die von Cosimo gestiftete Mediceische [513] Bibliothek. Gleichwohl zettelten die Pazzi, eins der ersten Geschlechter in Florenz, im Einverständnis mit Papst Sixtus IV. und dem Erzbischof von Pisa, Francesco Salviati, eine Verschwörung gegen die Brüder an, als deren Opfer Giuliano 26. April 1478 im Dom ermordet wurde. Das Volk nahm aber blutige Rache an den Verschwornen; der Erzbischof selbst wurde an einem Fenster des Signorienpalastes aufgehängt. Sixtus IV. tat hierauf die Florentiner in den Bann und bot in Gemeinschaft mit Ferdinand I. von Neapel ein Heer gegen sie auf. Aber Lorenzo gewann durch eine heimliche Reise nach Neapel den König für sich, worauf sich auch der Papst (1480) mit der Republik aussöhnte. Die Wiederherstellung des Friedens in Italien befestigte Lorenzos Ansehen ungemein, und seine Ansprüche auf fürstliche Gewalt traten jetzt offener hervor. Er setzte es durch, daß einer permanenten Behörde von 70 Bürgern die Leitung bei der Besetzung der öffentlichen Ämter und die höchste Entscheidung aller Angelegenheiten übergeben ward. In seinen Bankiergeschäften, die er über denen des Staates vernachlässigte, war Lorenzo wenig glücklich; sein fürstlicher Aufwand überstieg infolgedessen seine Mittel, so daß er sich oft der öffentlichen Gelder bedienen mußte. Er starb 8. April 1492. Von seinen Werken, die 1826 in Florenz in einer Prachtausgabe auf Kosten des Großherzogs Leopold II. in 4 Bänden erschienen, sind hervorzuheben: »Stanze bellissime« (»Le selve d'amore«, Pesaro 1513); »Poesie volgari« (Vened. 1554); »Rime sacre« (Flor. 1680, Bergamo 1763; in Auswahl, Lond. 1801). Sein Leben beschrieben Fabroni (Pisa 1784, 2 Bde.), Roscoe (Lond. 1796; deutsch, Leipz. 1861) und namentlich v. Reumont (»Lorenzo de' M. und seine Zeit«, das. 1874, 2 Bde.), zuletzt E. Armstrong (Lond. 1896). Vgl. Buser, Lorenzo de' M. als italienischer Staatsmann (Leipz. 1879); Lebey, Essai sur Laurent de M. (Par. 1900). [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 513-515. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007067399