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Ptolemäer  

Definition

  • Duden: Angehöriger eines makedonischen Herrschergeschlechtes im hellenistischen Ägypten | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1908: Ptolemäos, gemeinschaftlicher Name der mazedonisch-griech. Beherrscher Ägyptens (Ptolemäer oder Lagiden), deren man im ganzen 16 zählt. Der erste ist P. J., der Sohn des Lagos (Lagi), auch Sotēr (»Retter«) genannt, welchen Beinamen ihm die Rhodier erteilten, denen er Hilfe gegen Demetrios Poliorketes leistete (305 v. Chr.), einer der Feldherren Alexanders d. Gr., der sich besonders auf den Feldzügen in Baktrien und Indien auszeichnete und nach dem Tod Alexanders 323 Ägypten und Libyen als Regent im Namen des Philippus Arrhidäus und Alexanders II., des Sohnes Alexanders d. Gr. später für letztern allein, verwaltete. Nach dem 311 erfolgten Tod Alexanders II. nahm er 305 v. Chr. den Königstitel an. P. beseitigte den frühern Unterstatthalter Kleomenes, der sich durch Habsucht und Erpressung den Haß des Volkes zugezogen, und benutzte den von diesem zusammengeraubten Schatz von 8000 Talenten zur Verschönerung und Befestigung der neuen Hauptstadt Alexandria; er legte den Grund in dem weltberühmten Museum, das mit dem Königspalast in Verbindung stand und die Räume für die alexandrinische Bibliothek sowie die Wohnungen für die Gelehrten und Dichter enthielt. Auch unterwarf sich die Kyrenaika seiner Herrschaft. Nach dem Tode des Antipatros (318) suchte er durch ein Bündnis mit Kassandros und Antigonos sich den Besitz des schon eroberten Syrien zu sichern, verband sich aber bald mit Seleukos gegen Antigonos und besiegte dessen Sohn Demetrios bei Gaza (312); 306 jedoch erlitt seine Flotte durch Demetrios eine Niederlage bei Salamis auf Cypern. 302 beteiligte er sich an dem Vizekönigsbündnis gegen Antigonos, ging aber infolge seines zweideutigen Benehmens, das seine Verbündeten gegen ihn aufgebracht hatte, in dem Friedensschluß, welcher der Niederlage des Antigonos bei Ipsos folgte, leer aus, nahm später an den Kämpfen des Lysimachos und Seleukos gegen Demetrios teil, übergab 285 die Regierung seinem Sohn und starb 283. P. II. Philadelphos (285–247), »der Schwesterliebende«, erweiterte das Reich. indem er tief in Äthiopien vordrang (264–258), in Abessinien und an der Südküste Arabiens Eroberungen machte, sich in Phönikien und an den Küsten Kleinasiens niederließ und sich den Besitz durch Anlegung fester Plätze sowie durch Verwandtschaft und Verträge zu sichern suchte. Unter P. III. (247–222), dem die Priester den Beinamen Euergetes (»der Wohltäter«) beilegten, und der vorübergehend das Seleukidenreich eroberte, erreichte die auswärtige Macht Ägyptens ihren Höhepunkt. Mit seinem Sohn und Nachfolger P. IV. (222–205), der sich selbst den Namen Philopator (»der Vaterliebende«) beilegte, den aber das Volk seiner Wollust und Schlemmerei wegen den »Schwelger« (Tryphon) nannte, beginnt das Sinken des ägyptischen Reiches. Ein langer Krieg mit Antiochos III. von Syrien brachte trotz des Sieges der Ägypter bei Raphia (217) großes Verderben über das Land und führte den Verlust der Landschaften am [432] Libanon und der Besitzungen in Kleinasien herbei. In Theben gelangten noch einmal einheimische Pharaonen zur Herrschaft. Für seinen Sohn und Nachfolger P. V. (205–181) Epiphanes (»der Erlauchte«), der, fünf Jahre alt, den Thron bestieg, übernahm nach mancherlei Wirren der römische Senat die Vormundschaft und gewann damit am Nil großen Einfluß, der sich bald so befestigte und erweiterte, daß die folgenden Könige ganz unter römischem Einfluß standen. Unter P. VI. (181–146) Philometor (»der Mutterliebende«) entstand wieder ein Krieg zwischen Syrien und Ägypten um den Besitz der Libanonküste, die P. als angebliches Erbteil seiner syrischen Mutter Kleopatra nach deren Tod (173) an sich reißen wollte. Antiochos erfocht einen glänzenden Sieg bei Pelusium, rückte in Ägypten ein und nahm 171 Philometor gefangen. Doch ward Antiochos durch Einschreiten Roms zur Räumung Ägyptens gezwungen (168). Nach P.' VI. Tod (146) wurde sein Sohn P. VII. Eupator kurze Zeit König, dem P. IX. Physkon (»der Dicke«, 171–117), der Bruder Philometors, der schon vorher zeitweilig gemeinsam mit diesem regiert hatte, als Euergetes II. folgte. Als dieser, durch eine Revolution vertrieben, 130 nach Cypern fliehen mußte, wurde ihm sein Sohn P. VIII. Neos Philopator als Prätendent entgegengestellt. Nachdem dieser bald darauf ermordet worden war, gewann Euergetes 11. 127 den Thron wieder. Nach seinem Tode (117) führten seine Witwe Kleopatra Kokke und ihr Sohn P. X. Soter II. (Lathyrus) und nach dessen Vertreibung (106) P. XI. Alexander I. gemeinsam die Regierung. Nachdem letzterer (88) in einer Seeschlacht gefallen war, ward Soter II. zurückberufen. Nach seinem Tode wurde 81 P. XII. Alexander II. von Sulla eingesetzt, der aber nach kurzer Regierung bei einem Aufstand ermordet ward, nachdem er das römische Volk zum Erben seines Reiches und seiner Schätze eingesetzt hatte. Der letztern bemächtigten sich die Römer, dagegen ließen ne es geschehen, daß zwei natürliche Söhne des P. Lathyros sich der Herrschaft bemächtigten, der eine, P. XIII. Neos Dionysos, mit dem Spottnamen Auletes (»der Flötenbläser«, 81–51), in Ägypten, der andre, P. der Kyprier, auf der Insel Cypern; diese wurde 58 von Cato unterworfen, nachdem sich ihr König selbst getötet hat le, und Auletes drohte ein ähnliches Schicksal, indem er in demselben Jahr wegen seiner Feigheit und Unterwürfigkeit gegen die Römer von der Bürgerschaft Alexandrias vertrieben wurde; indessen wurde er auf Veranlassung der Triumvirn und andrer einflußreicher Römer 55 durch Gabinius, den Statthalter von Syrien, zurückgeführt. Nach seinem Tode (51) übernahmen seine zwei Kinder, P. XIV., damals 13, und dessen Schwester und Gemahl in Kleopatra, damals 17 Jahre alt, unter der Vormundschaft des römischen Senats (Pompejus Vormund) gemeinsam die Regierung. Aber schon 48 vertrieb P. seine Schwester. Als Pompejus 48, von Cäsar bei Pharsalos besiegt, in Ägypten Zuflucht suchte, wurde er auf Anstiften des P. bei der Landung ermordet. 47 kam Cäsar nach Ägypten (Alexandrinischer Krieg), besiegte P., der auf der Flucht im Nil ertrank (47), und übertrug die Regierung der Königin Kleopatra und ihrem jüngern Bruder, P. XVI., einem Kinde, das ihr Gemahl hieß. Er starb, vermutlich durch Gift seiner Schwester, 45, und an seiner Statt wurde P. XVI. Cäsar, der Sohn der Kleopatra und des Cäsar, zum Mitregenten erhoben. Mit dem Tode der Kleopatra, der letzten Ptolemäerin, endete 30 v. Chr. auch das Reich der Ptolemäer. Vgl. Champollion-Figeac, Annales des Lagides (Par. 1819, 2 Bde.); Lepsius, Zur Kenntnis der Ptolemäergeschichte (Berl. 1853); Mahaffy, The empire of the Ptolemies (Lond. 1895); Strack, Die Dynastie der Ptolemäer (Leipz. 1900); Bouché-Leclercq, Histoire des Lagides (Par. 1903–04, 2 Bde.). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 432-433. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007299273

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