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Tomar  

Definition

  • Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Gwalĭor, Hauptstadt des gleichnamigen britisch-ind. Vasallenstaates (s. oben), liegt 16 im ü. M. am Fuß eines frei stehenden, 104 m hohen, oben 1895 m langen und 609 m breiten Felsens mit einer der stärksten, von den Engländern besetzten Festungen Indiens. Am Ostabhang des Felsens liegt die sehr schmutzige Altstadt und die Laschkar genannte Neustadt, mit zwei großen Dschainatempeln, einem großen Palast des Maharadscha und (1901) 89,154 Einw. (67,899 Hindu, 18,849 Mohammedaner, 208 Christen), die bedeutende Fabrikation von Waffen, Papier u. a. betreiben. Auch befindet sich hier eine katholische Mission. – Die Gründung der Stadt und des Staates fällt in das Jahr 275 n. Chr.; der Gründer Toramana, anfangs ein Vasall der Gupta-Dynastie in Hindostan, hinterließ seinem Nachfolger ein selbständiges Reich, das sich bis zur Narbada ausdehnte, aber nach ihm verfiel. 1196 kam die Stadt durch Kapitulation[557] an den mohammedanischen (tatarischen) Mamelucken Kutb ed-din Eibek; 1232 wurde sie von dem Türken Altamsch eingenommen und blieb bis 1398 im Besitz der mohammedanischen Tatarenfürsten von Dehli, die aus der starken Feste von G. ein Staatsgefängnis machten. Damals setzte sich ein Tomara auf den Thron, und diese Dynastie behielt die Regierung, bis 1724 der Mahratthe Ranudschi Sindia davon Besitz nahm. War das Land schon unter den Tomaras das Durchzugsland der Heere der Großmoguls, deren Einfluß sich jene nicht entziehen konnten, so wurde es unter den Sindias noch schlimmer. Am 5. Aug. 1780 wurde die Feste G. im ersten Mahratthenkriege durch Major Popham erstürmt und der Sindia geschlagen. Als »Zeit der Wirren« bezeichnet der Volksmund die Zeit von 1800–18. Von den Folgen der Verwüstungen dieser Zeit (Wellesley, Hastings) erholte sich Malwa erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrh.; mit der Niederwerfung der Mahratthen in Zentralindien und der Ausrichtung der englischen Herrschaft an der Narbada kehrte Ruhe ein. Der Umfang des Reiches hat manche Veränderungen erfahren; 1821 betrug er 85,775 qkm. Durch den Vertrag vom 13. Jan. 1844 mußte G., das mit der Ostindischen Kompanie in Freundschaftsvertrag stand, zur Strafe für selbständige Thronfolgeregelung Ländereien abtreten. Aber 1857 ließ der Maharadscha von G. seine Truppen zu den Engländern stoßen und erhielt zum Lohne neue Gebiete; am 18. Juni 1858 fiel hier die aufständische Fürstinwitwe von Dschansi, die den Sindia verjagt hatte, gegen Sir Hugh Nose. Dann tauschte G. durch Vertrag vom 12. Dez. 1860 alle Territorien südlich von der Narbada gegen wertvollere ein Im Kriege Englands gegen Afghanistan bot der Sindia Hilftstruppen an: zum Dank zog England unterm 2. Dez. 1885 seine Besatzung aus der Feste G. zurück. Der seit 20. Juni 1886 regierende Sindia (geb. 1876) erhielt 1895 die Würde eines Großkommandeurs des Sterns von Indien. Vgl. Schmidt im 2. Bande von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1902). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 557-558. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006725643

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