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Paria  

Definition

  • Duden: 1. der niedersten oder gar keiner Kaste angehörender Inder | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1908: Parĭas (Pariar, von dem tamulischen Paraiyan oder Paraiyar), ein im südlichen Indien, namentlich in Madras und Travankor wohnendes autochthones Volk (1901: 2,258,611), das von den vier Hindukasten als außerhalb stehend angesehen wird, keineswegs aber zu den niedrigsten Klassen der indischen Bevölkerung gehört. Bei den Tamulen gibt es zehn Kasten, die niedriger stehen als die P. Sie bilden ein altes, von allen andern Volkselementen wohl unterschiedenes Volk, das eifersüchtig den Eingriff jeder Kaste zurückweist. Der Name soll von dem tamulischen parai (»Trommel«) hergeleitet sein, da die P. häufig die Dorfmusikanten sind. Früher Leibeigne, sind sie jetzt freie Handarbeiter: die meisten Diener der Europäer in Südindien gehören zu den P. Die Portugiesen fanden an der Küste von Madras diesen Namen den niedrigsten Kasten gegeben, daher seine irrtümliche allgemeine Anwendung (s. Pariavölker). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 437. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007215185 | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1908: Parĭavölker, verachtete, auf der sozialen Stufenleiter zu unterst stehende Bevölkerungsteile, die dem eignen Volkstum angehören oder stammfremd sind. Häufig entstehen aus den vielerorts vorhandenen verachteten Berufen erbliche Kasten, die dann den Eindruck fremden Stammestums erwecken; in andern Fällen werden Kriegsgefangene, unterworfene Landeseinwohner oder eingewanderte Völker niedrigerer Kulturstufe in die Rolle der verachteten Berufe hineingedrängt. Die bekanntesten derartigen P. sind unsre Zigeuner, die Heloten im alten Sparta, die zahlreichen Pariakasten im südlichen Indien (Pulayer, Vedar etc.), die Yeta und Hinin in Japan, die Tumalod, Yiber und Midgan im Somallande, die Wata, Wandorobbo und Waboni in Äquatorial-Ostafrika, die Laobés und Griots in Senegambien, die Rodias auf Ceylon, die Achdam, Schumur, Ahlel Hayik und Sabih im südlichen Arabien. In Frankreich und Spanien gehörten während des ganzen Mittelalters, zum Teil auch bis in die Neuzeit hinein, zu den verachteten Klassen: die Cagots, Colliberts in Niederpoitou, Marrons oder Marans in der Auvergne, Vaquéros in Asturien, Caqueux in der Bretagne, Gahats in der Guienne; auf Mallorca die Chuetas. Vgl. Fr. Michel, Histoire des races maudites de la France et d'Espagne (Par. 1847); Rochas, Les Parias de France et de l'Espagne, Cagots et Bohémiens (das. 1877); Beneke, Von unehrlichen Leuten (2. Aufl., Berl. 1889); Schurtz, Urgeschichte der Kultur (Leipz. 1900); Paulitschke, Ethnographie von Nordostafrika (Berl. 1893–96); Jagor, Pulayer (»Zeitschrift für Ethnologie«, 1878); v. Maltzan, Völker Südarabiens (»Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde«, Berl. 1871) und Die Pariakasten in Südarabien (»Ausland«, 1871); Emil Schmidt, Ceylon (Berl. 1897); A. Krause, Die P. der Gegenwart (Leipziger Dissertation, 1903). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 437. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007215207

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