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Definition
- Duden: 1. jemand, der [berufsmäßig] Kunstwerke hervorbringt oder darstellend, aufführend interpretiert | 2. jemand, der auf einem Gebiet über besondere Fähigkeiten verfügt | Duden: Kunst: 1. a. schöpferisches Gestalten aus den verschiedensten Materialien oder mit den Mitteln der Sprache, der Töne in Auseinandersetzung mit Natur und Welt | b. einzelnes Werk, Gesamtheit der Werke eines Künstlers, einer Epoche o. Ä.; künstlerisches Schaffen | 2. das Können, besonderes Geschick, [erworbene] Fertigkeit auf einem bestimmten Gebiet | 3. in »Kunst sein« | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Kunst (von können) im weitesten Sinne des Wortes ist jede zur Vollendung gebrachte Fertigkeit und bezeichnet im Gegensatz zum Erkennen und Wissen die Gabe, das richtig Erfaßte mit Leichtigkeit und Sicherheit in Handlungen zu betätigen; zweitens ist K. im engern Sinne diejenige Fertigkeit, die allein wegen ihrer ästhetischen Gefühlswirkung geübt wird, wie die K. des Malens, Dichtens, Musizierens, Komödiespiels; endlich drittens (und dies ist der weitaus wichtigste Sinn des Wortes) ist K. nicht sowohl Ausdruck für ein subjektives Vermögen, als vielmehr für die objektiven Erzeugnisse dieses subjektiven Vermögens: K. ist alsdann die abstrakte Gesamtbezeichnung für die dauernden oder zu beliebiger Erneuerung fixierten Produkte des ästhetischen Schaffens; hierin, daß sie neue ästhetische Werte von bleibender Bedeutung schafft, liegt die Hauptaufgabe der K. Daher werden Künste, die nur oder doch ganz überwiegend in dem zweiten Sinn als subjektive ästhetische Fertigkeiten in Betracht kommen, ohne dauernde ästhetische Werke zu hinterlassen, wie die Tanzkunst oder die reproduzierenden Künste des Musikspiels, des Gesanges, der Rezitation und des Komödiespiels, nach allgemeinem Urteil niedriger eingeschätzt als Poesie, bildende K. und musikalische Komposition. Jedes produktive und reproduktive künstlerische Vermögen beruht auf Anlagen, die sich wohl durch Verstandeseinsicht[804] und Übung lenken und erweitern, niemals aber wecken und zur Vollendung führen lassen: es ist letzten Endes auf die die Vorstellungstätigkeit begleitenden und leitenden Gefühle begründet, und die Fähigkeit ungehemmten, kräftigen und vielseitigen Gefühls ist sehr viel seltener anzutreffen und verkümmert viel leichter als die des gefühlsschwachen logischen Denkens. Das Gefühl steigert die intellektuellen Funktionen zu ungewöhnlichen Leistungen, läßt Werte erfassen, die der Verstand nicht begreift, beschleunigt den Ablauf der Vorstellungen und führt zu Kombinationen, die abseits vom Wege liegen. Diese in der Regel als Phantasie bezeichnete, von originellen Gefühlsimpulsen bestimmte Vorstellungsbetätigung des künstlerischen Vermögens weicht von dem logischen Verstandesdenken durchaus ab, ohne dessen Grundgebote zu verleugnen; auf ihr beruht der eminent produktive Charakter der höhern Künste, und wie diese sich in letzter Linie aus dem Gefühl entwickeln, so ist es zu begreifen, daß ihre entscheidende Wirkung auch wieder in Gefühlen besteht (s. Ästhetik). | Die K. im objektiven Sinne des Wortes stellt sich entweder die Aufgabe, das in der Natur, im Leben Vorgebildete neu zu erschaffen, oder neue Gebilde zu erzeugen, denen in der Natur nichts Ähnliches entspricht. Die Künste der erstern Art, die sich an ein Gegebenes anlehnen, heißen gebundene, die der letztern Art freischaffende Künste. Diese Tatsache, daß es Künste gibt, die mit der Natur nichts zu tun haben, zeigt bereits, daß es grundfalsch ist, die Nachahmung der Natur als maßgebendes Prinzip der K. hinzustellen; vielmehr ist es immer nur ein innerlich erschautes Leben, das der Künstler durch seine Darstellung (s. d.) nach außen wiedergibt; lehnt er sich in den gebundenen Künsten an die Natur an, so sind es doch nur ihre Grundzüge und Gesetze, nicht ihre zufälligen Erscheinungsformen, die er festhält; er ist daher auch hier Neuschöpfer, nicht Nachahmer des Lebens; er soll meiden, was den Charakter einer Neuschöpfung stört, niemals aber den Schein der Lebenswirklichkeit erstreben (s. Illusion). Erscheint es auf diese Weise notwendig, alle Künste unter einen gemeinsamen Gesichtspunkt zu rücken und K. als Gesamtbezeichnung für die Erzeugnisse schöpferischer Neubildung des ästhetisch geläuterten innern Lebens aufzufassen, das nach außen (für Auge oder Ohr) wahrnehmbar gemacht ist, muß also ein prinzipieller Gegensatz zwischen gebundenen und frei schaffenden Künsten geleugnet werden, so kommt hinzu, daß die Grenze zwischen diesen und jenen fließend ist. Die wichtigsten der frei schaffenden Künste sind die Ornamentik und die Musik. Aber die Ornamentik lehnt sich gleichwohl häufig an Naturgebilde an (vgl. Haeckel, Kunstformen der Natur, Leipz. 1899–1904), und die Musik kann Geräusche, Schalle und andeutend auch Gesichtseindrücke des Lebens (man denke an Wagners Feuerzauber im »Ring des Nibelungen« u. ä.) wiedergeben. Anderseits entfernen sich die gebundenen Künste der Malerei, Plastik und Poesie oft sehr erheblich von der Natur; es läßt sich hier von der enggebundenen K. des Porträtmalers oder des naturalistischen Dichters bis zu den phantastisch-imaginären Schöpfungen eines Dante oder Böcklin eine höchst mannigfaltig abgestufte Entwickelungslinie verfolgen. Aber auch dort, wo sich der Künstler an die Natur binden muß, ist das eigentlich Künstlerische die Zutat aus seinem Innern. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 804-806. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006955126