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Definition
- Duden: Wissenschaftler auf dem Gebiet der Archäologie | Duden: Archäologie: Wissenschaft von den sichtbaren Überresten alter Kulturen; Altertumsforschung, -kunde, -wissenschaft | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Archäologie (griech.), im allgemeinen soviel wie Altertumskunde; im engern Sinne nach modernem Sprachgebrauch die Wissenschaft, die sich mit der bildenden Kunst und dem Kunstgewerbe des klassischen Altertums beschäftigt. Als solche bildet sie einen Teil der Altertumswissenschaft, anderseits auch einen Teil der allgemeinen Kunstwissenschaft, ist neben dieser aber als besondere Wissenschaft berechtigt, weil sie ein im wesentlichen abgeschlossenes und abgegrenztes Gebiet bearbeitet. Die literarischen Quellen geben ihr die erste Richtschnur; weit mehr aber als alle verwandten Wissenschaften richtet sie ihre Studien auf die aus dem Altertum erhaltenen Denkmäler selbst, die sie in ihrem ganzen Umfange heranzieht. | Das Wort A. wurde schon von den Griechen häufig gebraucht, vorzugsweise aber auf die Erforschung und Darstellung von vergangenen, für die Gegenwart nicht mehr wirksamen Dingen, namentlich der ältesten Geschichte, Staatsform und Sitte, angewendet. Mit dem Aufblühen der klassischen Studien im 15. Jahrh. bürgerte sich der Ausdruck Antiquaria für die A. ein, und noch Lessing handelte in seinen »Antiquarischen Briefen« durchaus von der antiken Kunst. Der jetzige Name A. hat sich erst seit Beginn des 19. Jahrh. allgemeine Geltung verschafft. Mit archäologischen Studien wurde in Italien zu Anfang des 15. Jahrh. begonnen, unter dem Einfluß derselben geistigen Richtung, die die Wiederbelebung des klassischen, speziell[700] des römischen Altertums bezweckte. Man sammelte, zeichnete und studierte mit Hilfe der alten Autoren die alten Skulpturen; die Hallen, Höfe und Treppen der Paläste schmückten sich mit antiken Statuen und Büsten; in Florenz machten sich Lorenzo del Medici, in Rom die Päpste selbst, wie Nikolaus V., Pius II., später Julius II. und Leo X., zum Mittelpunkt dieser Bestrebungen und gaben in dem vatikanischen Belvedere den gesammelten Schätzen einen glänzenden Raum. Kritik war vorläufig diesem begeisterten Treiben fremd. Die Frage nach dem Echten, dem Ursprünglichen fiel dieser Generation noch zusammen mit der Frage nach dem Schönen, dem Verständlichen; man ergänzte die z. T. verstümmelten Statuen, um sie zur Dekoration zu gebrauchen. Arbeiten der Gelehrten und Kunsttheoretiker schlossen sich an. Im 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrh. trat der literarische Betrieb der A. in den Vordergrund. In Rom freilich war zu dieser Zeit die Sammellust noch im Steigen, und fremde Fürsten, wie die Königin Christine von Schweden (1668–89 in Rom), und Kardinalnepoten, wie Aldobrandini, Borghese, Ludovisi, Barberini, schufen ihre herrlichen Sammlungen. Zu einer Auffassung der A. als einer Geschichte der antiken Kunst gelangte erst Joh. Joach. Winckelmann (s. d.), der das Wesen der alten Kunst in seiner »Geschichte der Kunst des Altertums« darlegte, wie er auch in seinen »Monumenti antichi inediti« eine neue Erklärung der Kunstwerke wenigstens anbahnte. Die von Winckelmann eingeschlagenen Bahnen wurden von Visconti und Zoega weiter verfolgt; Heyne und seine Schule brachten die neue Lehre vor das akademische Publikum, Böttiger und Millin traten als Popularisierer auf. Für die weitere Entwickelung der A. in diesem Jahrhundert sind vor allem wichtig die reichen Entdeckungen griechischer Originalskulpturen durch die Engländer, namentlich die Auffindung der Parthenongruppen durch Lord Elgin, die von Gottfr. Hermann und A. Böckh in verschiedener Weise geförderte Ausbildung der philologischen Kritik und Erklärung, die auch der A. feste Gesetze gab und von F. G. Welcker und O. Jahn mit dem feinsten Verständnis geübt wurde, endlich die 1829 unter dem Protektorat Preußens geschehene Gründung des Archäologischen Instituts (s. S. 702) in Rom. Letzteres und seine Veröffentlichungen sowie in fast allen europäischen Ländern zahlreich gegründete archäologische Gesellschaften (in Berlin 1841) bilden die belebenden Mittelpunkte für die Studien der Archäologen. Außer den Genannten sind noch hervorzuheben: E. Gerhard, Roß, Brunn, Friedrichs, Curtius, Michaelis, Conze, Kekulé, Benndorf und Furtwängler in Deutschland, Newton in England, Fiorelli und Lanciani in Italien, Lenormant, Rayet, Perrot, Reinach und Collignon in Frankreich. Vgl. O. Müller, Handbuch der A. der Kunst (3. Aufl. von Welcker, Berl. 1848; neuer Abdruck, Stuttg. 1878); Brunn, Geschichte der griechischen Künstler (2. Aufl., Stuttg. 1889, 2 Bde.), auf literarischen Quellen beruhend; Overbeck: Geschichte der griechischen Plastik (4. Aufl., Leipz. 1892–94, 2 Bde.), Die antiken Schriftquellen zur Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen (das. 1868) und Griechische Kunstmythologie (das. 1871–89, 5 Tle., mit Atlas); Welcker, Alte Denkmäler, erklärt (Götting. 1849–1864, 2 Bde.); Stark, Systematik und Geschichte der A. der Kunst (Leipz. 1880); »Denkmäler des klassischen Altertums«, herausgegeben von Baumeister (lexikalisch, Münch. 1885–89); v. Sybel, Weltgeschichte der Kunst (Marb. 1888); Sittl, A. der Kunst (Münch. 1895, Atlas 1897); Brunn-Bruckmann, Denkmäler griechischer und römischer Skulptur (das. 1888–1900); Reber und Bayersdorfer, Klassischer Skulpturenschatz (das. 1897–1900, 4 Bde.); Perrot und Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquité (Par. 1881–1902, Bd. 1–8); Rayet, Monuments de l'art antique (das. 1883, 2 Bde.); Babelon, Manuel d'archeologie orientale (das. 1889). Von Zeitschriften sind außer den Veröffentlichungen der Archäologischen Institute (s. d.) noch anzuführen: das »Journal of Hellenic studies« (seit 1879), das »American Journal ot Archaeology« (seit 1885), die »Revue archeologique« (seit 1844), die »Gazette archeologique«, die »Comptes rendus de la Commission imperiale archéologique« (Petersburg), das »Bulletino della Commissione municipale archeologica« und das »Giornale degli scavi« (Rom). [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 700-702. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000624727X