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Definition
- bdk: Bagdad, die Bagdader betreffend; von den Bagdader stammend, zu ihnen gehörend; in Bagdad gelegen | Duden: Bagdad: Hauptstadt des Iraks | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Bagdâd, Hauptstadt des gleichnamigen asiatisch-türk. Wilajets (mit den Liwas B., Kerbela und Hille und 614,000 Einw.), unter 33°20´ nördl. Br. beiderseits des Tigris gelegen, die weltberühmte Kalifenstadt, einst die Metropole der mohammedanischen Herrschaft, neben dem wohlhabendern Kerbela die einzige noch übriggebliebene große Stadt dieses Landes. Der neuere und größere Teil derselben liegt am östlichen Ufer des Tigris und ist mit den Ruinen des alten B. an der Westseite des Flusses, wo die Zitadelle liegt, durch eine 200 m lange Schiffbrücke verbunden. Die Stadt hat einen Umfang von etwa 14 km, die große Stadtmauer wurde durch Midhat Pascha geschleift. Die Bauwerke der Kalifen sind meist verschwunden, nur einzelne Moscheen sowie die Türme und die drei Tore erinnern noch an die einstige Größe der Stadt. Die Straßen sind eng, krumm und ungepflastert. Von den Klöstern bestehen noch zwei, und von den Moscheen liegen die meisten längst in Trümmern. Unter den (30) noch vorhandenen verdienen die Dschamah el Suk el Gazel als die älteste und die Dschamah el Merdschamiah mit Resten von altem Arabeskenwerk Erwähnung. Chane (Karawanseraien) besitzt B. gegen 30, die jedoch hinsichtlich ihrer Bauart denen in Diarbekr und Urfa nachstehen. Die berühmten Basare Bagdâds bilden lange, breite, mit gewölbtem Mauerwerk gedeckte Gänge und enthalten einen großen Reichtum an orientalischen Waren (s. unten). Die öffentlichen Bäder (mehr als 50), einst aufs beste eingerichtet, sind gegenwärtig weniger gut als in andern Städten Mesopotamiens. Reich ist B. an Grabstätten berühmter und heiliger Personen, die es von alters her zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort gemacht haben, darunter das Grab der Zobeïde, der Gemahlin Harun al Raschids. B. zählte 1650 nur 15,000, dagegen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. an 100,000 Einw. Mehrfach durch Pestepidemien, Überschwemmung und Hungersnot heimgesucht, sank die Bevölkerungsziffer wiederholt beträchtlich, ist aber in jüngster Zeit stetig gewachsen und wird jetzt auf 200,000 Seelen geschätzt. Drei Viertel davon sind Muslims, darunter viele Schiiten, etwa 8000 Christen (Armenier, Jakobiten, Nestorianer und Griechen), 40,000 Juden. Das Klima von B. ist im Sommer sehr heiß, aber gesund; ansteckende Krankheiten sind trotz des zuweilen verheerenden Auftretens der Pest im allgemeinen selten. Die Umgegend liefert Reis, Gerste, Weizen und Datteln, Granaten, Zitronen, Orangen, süße Limonen, Aprikosen, Pflaumen und Maulbeeren; minder gut gedeihen Feigen und Trauben. In frühern Zeiten war die Industrie Bagdâds in kostbaren Stoffen, Teppichen etc. sehr bedeutend; gegenwärtig verfertigt man nur noch grobe Baumwollenzeuge für die Beduinen und seidene Umschlagtücher. Dagegen behauptet B. wegen seiner günstigen Lage (Euphrat und Tigris nähern sich hier am meisten) als Handelsplatz immer noch eine große Bedeutung und wird nach Fertigstellung der Bagdadbahn (s. d.) wesentlich gewinnen. Die Einfuhr (Baumwollenstoffe, Eisen, Kupfer etc.), namentlich von England, beträgt jährlich über 15 Mill. Mk. Die Hauptartikel der Ausfuhr sind: Wolle, Datteln, Sesam, Galläpfel, Gummi und Felle; außerdem: Reis, Getreide, Pferde, Maroquins, Seidenstoffe, Feuerwaffen. Die Basare und Chane der Stadt enthalten eine reiche Auswahl an Waren, insbes. auch persische Schals und Teppiche, indische Stoffe von Seide und Baumwolle und europäische Manufakturwaren. Die vielen persischen Pilger, die jährlich nach den unfern B. liegenden Wallfahrtsorten Kerbela und Meschhed Ali sowie nach Mekka ziehen, machen daselbst starke Ankäufe. B. hat ein deutsches, österreichisches, englisches, französisches, persisches und russisches Konsulat und ist Hauptstation des englisch-indischen Telegraphen. Von B. nach Basra gehen Handelsdampfer, die dort an die Dampferlinien nach Bombay, Marseille und London Anschluß haben. | B., 754 gegründet, wurde 762–766 von El-Mansûr, dem zweiten abbasidischen Kalifen, als Residenz erbaut. Harun er-Raschîd erweiterte um 800 die anfangs auf das westliche Tigrisufer beschränkte Stadt und verband beide Stadtteile durch eine Schiffbrücke. Der Kalif El-Mustansir (1226–42) stiftete eine musterhafte Akademie, namentlich für Heilkunde, Alchimie und Apothekerkunst. Zur Zeit seines Glanzes (10. und 11. Jahrh.) soll B. 12,000 Mühlen, 12,000 Karawanseraien, 100,000 Moscheen, Kapellen und Bethäuser, zahlreiche berühmte Koranschulen (Medressen), 60,000 Bäder, 80,000 Basare und 2 Mill. Einw. gehabt haben. 1258 wurde mit dem Kalifat auch B. durch den Mongolen Hulagu zerstört und 1401 von Timur von neuem verwüstet. 1534 ward es von den Osmanen unter dem Großwesir Suleiman Ibrahim Pascha erobert, aber 1623 wieder von den Persern genommen. Eine Belagerung der Stadt durch den Großwesir Hafis Pascha 1627 scheiterte an der »todgeweihten Schar« von 1500 Persern und einer Empörung des türkischen Heeres. Erst Murad IV. nahm B. 25. Dez. 1638 mit Sturm. B. ist seitdem im Besitz der Osmanen geblieben. In der Nähe liegt das Schlachtfeld von Qadesiah (636). Vgl. Wellsted, Travels to the city of Caliphs (Lond. 1840; deutsch, Psorzh. 1841, 2 Bde.); die Reiseberichte von H. Petermann (Bd. 2, Leipz. 1861), Schläfli (Winterth. 1864); Rivoyre, Les vrais Arabes et leur pays. B. et les villes ignorées de l'Euphrate (Par. 1884); v. Kremer, Kulturgeschichte des Orients unter den Kalifen, Bd. 2 (Wien 1877); Le Strange, Baghdad during Abbasid Caliphate (Lond. 1901); Huart, Histoire de B. dans les temps modernes (Par. 1901). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 263. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006281486
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