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äthiopisch  

Definition

  • Duden: Äthiopien, die Äthiopier betreffend; von den Äthiopiern stammend, zu ihnen gehörend | [Anm.: unvollständig: Äthiopien, die Äthopier betreffend; von den Äthiopiern stammend, zu ihnen gehörend; in Äthiopien gelegen] | Duden: Äthiopien: Staat in Ostafrika | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Äthiōpien (hebr. Kusch), alter geographischer Name, im weitern Sinne soviel wie Südland, wohin man die Äthiopier (d. h. die schwarzen Völker) versetzte; im engern das südlich von Ägypten am Nil aufwärts gelegene Land zwischen Dar Fur und dem Arabischen Meerbusen, also das-heutige Nubien und Abessinien. Herodot teilt die Äthiopier in östliche, schlichthaarige (die braunen Völker am mittlern Nil mit einem der weißen Rasse zunächst stehenden körperlichen und sprachlichen Typus) und westliche, wollhaarige (Neger). Während die letztern die tiefste Stufe menschlicher Kultur einnehmen, gelten ihm die von den östlichen Äthiopiern bewohnten Länder am obern Nil als Sitze uralter Zivilisation. Als zu den östlichen Äthiopiern gehörige Völkerschaften nennt er die Makrobier (Langlebenden), die Ichthyophagen (Fischesser) und die Troglodyten (Höhlenbewohner) und als Hauptstadt Äthiopiens Meroë (Begerawîje). Genauere Nachrichten geben spätere Schriftsteller, namentlich Ptolemäos, der zuerst den Nigerfluß und eine große Anzahl sonst unbekannter äthiopischer Völker anführt, aber als Hauptstadt Auxumis (Axum) bezeichnet. Nach Plinius bildete der Nil die Grenze zwischen dem östlichen und westlichen Ä. Späterhin übertrug man den Namen Ä. auf die christlichen Reiche in Abessinien; daher versteht man unter den äthiopischen Christen die heutigen christlichen Abessinier, deren alte (semitische) Schriftsprache, das Geez (Ge es), man die äthiopische zu nennen pflegt (s. Äthiopische Sprache und Literatur). Die vorhandenen äthiopischen Altertümer am mittlern Nil geben Zeugnis von der hohen Kultur jener Völker. Auf dem rechten Ufer des Stromes, oberhalb der Einmündung des Atbara, liegen die Trümmer von Meroë (s. d.). Sehr bedeutend sind auch die Ruinen der ältern Hauptstadt Napata am Gebel Barkal, 4 km vom Flecken Merawi. Zwei Gruppen von Pyramiden umgeben im Halbkreis die Trümmer von acht Tempeln. Entfernt von den übrigen steht ein sehr großer Tempel von fast 160 m Länge, den zahlreiche Säulen und Skulpturen neren. Besonders wichtig ist die ebenfalls am Berge Barkal gefundene große Inschrift des Königs Pianchi (s. unten) aus dem I. 770 v. Chr. | Geschichte. Unter den letzten Dynastien des Neuen Reich es war die Macht Ägyptens, das noch unter Sethos I. (Brunnen bei Ombos, Wüstenstraßen, Bergbau) um 1320 und unter Ramses II. (Tempelbauten von Abu Simbel, Beit Walli und Wadi Sebua) um 1280 Nubien planmäßig kolonisiert hatte, immer mehr verfallen. So kam es, daß schon um 840 v. Chr. das oberägyptische Theben in äthiopischen Besitz gelangte. Von da ab ging der Zerfall Ägyptens noch reißender vor sich. Gegen 770 führte der seit 790 regierende Äthiopierkönig Pianchi einen Feldzug persönlich nach Unterägypten, wo sich ihm Pestudibast von Herakleopolis anschloß, während König Tefnacht das Pharaonenreich zu erhalten bestrebt war. Fürst Nemark von Hermopolis magna, der die beiden militärischen Statthalter Pianchis in Ägypten, Puarma und Lamersekni, bedrängt hatte, mußte sich ergeben; die Befestigungen am Eingang zum Fayûm wurden genommen; schließlich fiel auch Memphis. In peinlicher Weise erfüllte Pianchi in[36] allen Tempeln, die sein Zug berührte (Amonstempel zu Theben, Ptahtempel zu Hermopolis, Ratempel zu Heliopolis), die Vorschriften der Religion. Zuletzt leistete Tefnacht in Saïs den Treueid vor den Gesandten des äthiopischen Eroberers. Im Laufe der nächsten 40 Jahre ließ die Herrschaft der Könige von Napata über Unterägypten, wo inzwischen Bokchoris zur Regierung gelangt war, etwas nach. Erst um 728 v. Chr. unterjochte Sabako, einer der Nachfolger Pianchis, wieder das ganze Land; Manethon nennt ihn den Stifter der 25. Dynastie, die er ausdrücklich als äthiopisch anerkennt. Sein Sohn Schabataka (Sebichos) erbaute am heiligen See von Karnak ein kleines Magazin, wo man noch sein Bildnis mit allerlei unägyptischem Zierat erblickt; gestürzt und getötet wurde er um 693 durch den Äthiopier Taharka. Dieser konnte sich im Kampf um Ägypten gegen den Assyrerkönig Assarhaddon 671 nicht behaupten: er räumte Theben und floh in seine Heimat Kusch (Nubien) zurück, sammelte hier ein neues Heer und verjagte die von Assarhaddon eingesetzten 22 Gaufürsten. Doch ein Rachezug Assurbanipals drängte die Äthiopier 668 wieder bis hinter Theben hinauf; dasselbe Geschick widerfuhr Taharkas Nachfolger, seinem Neffen Tanut-Amon, der 667 bis Heliopolis (bei Memphis) vorgedrungen war. Inzwischen hatten sich die Ägypter selbst wieder so weit gekräftigt, daß sie unter Psammetich I. von Sais und Memphis aus ihr Land von beiden Fremdherrschaften befreien konnten; Psammetichs II. Heer gelangte um 590 schon bis Abu Simbel, wo die Söldner ihre Namen in die Riesenbilder des Ramsestempels ritzten. So war es mit der äthiopischen Vorherrschaft über Ägypten zu Ende; um 524 schickte Kambyses, der Ägypten erobert hatte, eine Expedition zu Schiff gegen den Äthiopierkönig Nastisanen, mit Erfolg; und unter Dareios zahlten die Kuschiten Nubiens den Persern Tribut und stellten ihnen Truppen. | Nach dem Rückzuge der Äthiopier aus Ägypten benutzte die Geistlichkeit die biedere Frömmigkeit der Herrscher von Napata dazu, sich selbst die entscheidende Gewalt im Staat anzueignen; »im Namen der Gottheit« setzte sie die Fürsten ab und ein. Dabei verschob sich der politische Schwerpunkt des Reiches allmählich nach dem Süden: während Napata der Sitz des Priestertums blieb, erbauten sich die Könige eine neue Residenz in Meroë. Dies hatte zur Folge, daß sich Äthiopiens Schicksale je länger desto mehr von denen Ägyptens loslösten. Die äthiopische Kultur paßte sich allmählich ihrer barbarischen Umgebung an: die Frömmigkeit steigerte sich ins Wunderliche, die vorher durch den Einfluß des gräzisierten Ägypten veredelte Gesittung verfiel, und die allgemeine Bildung stand bald auf so niedriger Stufe, daß man die ägyptische Schrift nicht mehr verstand, sondern nur noch als sinnlose Verzierung der Denkmäler verwendete. Um 270 v. Chr. schüttelte König Argamon auf kurze Zeit die Übermacht des Priestertums ab. Immer loser wurde die Verbindung mit dem Norden: nur einmal (23 v. Chr.) versuchte eine der »Kandake« betitelten Königinnen von Meroe das inzwischen römisch gewordene Ägypten zurückzuerobern; vergebens. Vielmehr zerstörte daraufhin Petronius, der Führer der römischen Grenztruppen, den alten Königssitz Napata. Meroë selbst blieb unberührt: es wurde mit der Zeit ein sudânischer Staat; nur schwache Keime hellenistischer Kultur gelangten nach dem Süden und verhinderten sein Zurücksinken in völlige Barbarei. Zu Neros Zeit scheint die Stadt Meroë bereits in Trümmern gelegen zu haben. Damals spaltete sich Ä. in zwei Teile: ein nubisches Gebiet, das zuweilen wieder Napata genannt wird, und das von den kräftigen Bergvölkern Abessiniens (s. d., S. 34) gestützte Axum im Südosten. Aus dem 5. (oder 6.) nachchristlichen Jahrh. kennen wir einen »Basiliskos« Silkon von Napata, der sich in ungeschicktem Griechisch mit Ares vergleicht. Um seine Zeit oder kurz nach ihm hat Äthiopiens Christianisierung stattgefunden, wahrscheinlich durch Jakobiten. Die christliche Lehre fand in dem frommen Lande rasch Boden: als 639 Ägypten dem Islam anheimfiel, flüchteten zahlreiche Christen nach Nubien, das damals schon als Hort christlichen Glaubens galt. Während sich aber in Abessinien das Christentum bis heute gehalten hat, wurde das christliche Nubien durch die unaufhörlich über das Rote Meer herüberflutenden Araber, die, anfänglich vielfach noch Heiden, schließlich zum Mohammedanismus übertraten, islamisiert und von Axum einerseits, den noch heidnischen Negerländern anderseits abgeschnitten. Ehe es jedoch gänzlich islamisch wurde, hat es im heutigen Dongola zwischen 650 und 1275 eine ansehnliche christliche Blüte entfaltet; so mußte 962 ein Gesandter des ägyptischen Ichschididenfürsten, der den »Kirky« (Kyriakos) Nubiens zum Islam bekehren wollte, unverrichteter Dinge abziehen, und noch um 1250 vermochten Drohungen des nubischen Königs einer Christenverfolgung in Ägypten Einhalt zu tun. Allein 1275 ward Dongola erobert, König David verjagt und sein Neffe Schekendah, der sich den Ägyptern unterwarf, durch einen Usurpator aus dem Stamme der Beni Kenz (bei Assuan) gestürzt; seitdem war Nubien nicht nur wieder ägyptisch, sondern auch mohammedanisch. – Kleinere christliche Fürstentümer, wie das von Elefantine (bis 1174), Aloa (in der Nähe des spätern Chartum; noch im 10. Jahrh. erwähnt) und Mokra (zwischen Aloa und Dongola), waren schon vor dem Untergange des dongolanischen Christenreiches dem Islam verfallen; das Reich Senaar, um 1500 von den nigritischen Fundsch erobert, war von Anfang an mohammedanisch. Vgl. Niebuhr und Schurtz im 3. Bande von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1901). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 36-37. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006263321

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