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Definition
- Duden: Einwohnerbezeichnung zu Mexiko | Duden: Mexiko: Staat in Nord- bzw. Mittelamerika | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1908: Mexiko (Estados unidos de Méjico, spr. mĕchiko: hierzu die Karte »Mexiko«), Bundesrepublik im südlichen Nordamerika, zwischen 14°56'–32°22' nördl. Br. und 86°49'–117°9' westl. L., zur Hälfte nördlich, zur Hälfte südlich vom Wendekreise des Krebses gelegen, grenzt gegen N. an die Vereinigten Staaten, gegen SO. an Guatemala und Britisch-Honduras, während es im O. auf 2580 km langer Strecke vom Golf von M. und vom Karibischen Meer, im S. und W. (6250 km) vom Stillen Ozean bespült wird, und hat einschließlich der Inseln (4042 qkm) ein Areal von 1,987,201 qkm. Die Grenze gegen die Union ist auf langer Linie (im NO.) durch den Rio Grande del Norte mit seinen wilden Canonschluchten bezeichnet, die Grenze gegen Guatemala auf kürzerer durch den Oberlauf des Rio Usumacinta, die Grenze gegen Britisch-Honduras durch den Rio Hondo. Der große Vorteil, geradeso wie die Union zugleich von zwei Weltmeeren bespült zu werden, wird durch die Beschaffenheit der Küsten und die Bodengestalt sehr vermindert. Das flache Gestade entlang dem Mexikanischen Golf und dem Karibischen Meer hatte von Natur bloß bei der Insel Carmen einen tiefen Zugang, während es bei Veracruz nur eine durch Korallenklippen und Inseln schlecht geschützte Reede, bei Matamoros, Soto la Marina, Tampico, Tuxpan, Alvarado, Coatzacoalcos nur seichte Lagunenöffnungen und Strommündungen bot, so daß bei Veracruz und Tampico große Kunsthafenanlagen nötig waren. Auch Yukatan hat bei Campeche, Sisal und Progreso nur offene Reeden. Die Küste des Stillen Ozeans besitzt bei Acapulco (s. d.) und Guaymas (s. d.) vorzügliche Naturhäfen, sie sind aber vom Innern her sehr schwer zu erreichen. Die Buchten von San Blas und Mazatlan lassen nur kleinere Schiffe zu, und die von Salina Cruz, Puerto Angeles, Sihuatanejo, Altata u. a. liegen dem Seegang aus W. und SW. zu offen, während bei Tonala und Tapachula nur gänzlich ungeschützte Reeden vorhanden sind. Die guten Ankerplätze, die Niederkalifornien in den weiten Buchten von La Paz, Sta. Inez, Magdalena und Todos Santos bietet, kommen nur für ein beschränktes und produktenarmes Hinterland in Betracht. Von den Inseln sind Cozumel und Carmen im O., die Tres Marias (s. d.), Tiburon, Angel de la Guardia, Espiritu Santo, Cedros, Guadalupe und Revilla Gigedo die namhaftesten. [...] M. zerfällt in 27 Staaten, zwei Territorien (Niederkalifornien und Tepic) und den von der Zentralregierung verwalteten Bundesdistrikt (Distrito federal). | Die Bevölkerung bezifferte sich 1900 auf 13,605,929 Seelen, wovon 57,507 Ausländer (16,258 Spanier, 15,265 Amerikaner aus der Union, 5804 Guatemalleken, 3976 Franzosen, 2845 Engländer, 2834 Chinesen, 2565 Deutsche, 2564 Italiener) waren. Auf 100 Männer kommen 102 Frauen. Die Bevölkerungsdichtigkeit ist am größten auf dem südlichen Hochland. Geburten gab es 1903: 479,460, Todesfälle 453,798, Eheschließungen 99,589. Es gibt nur zwei Städte mit über 100,000 Einw., nämlich Mexiko und Guadalajara, und vier weitere Städte mit über 50,000 Einw., nämlich Puebla, Leon, Monterey und San Luis Potosi. Durch die von der Regierung geförderte Einwanderung sind drei italienische und eine Tiroler Kolonie (San Luis Potosi) angelegt worden. Auf die Einzelstaaten und ihre natürlichen Gruppen verteilt sich die Bevölkerung, wie nachfolgende Tabelle angibt. [...] Etwa 37 Proz. von der Gesamtzahl der Bevölkerung können als unvermischte Nachkömmlinge der indianischen Urbevölkerung gelten, wovon aber nur noch die kleinere Hälfte (1,908,707) der spanischen Sprache unkundig ist, 44 Proz. sind Mischlinge und 19 Proz. reine Weiße (vorwiegend spanische Kreolen, spottweise Gachupines oder Chapetones genannt). Das Neger- und Mulattenelement (insgesamt etwa 70,000 Köpfe) ist nur im östlichen Küstenlande bemerkenswert. Die Indianerstämme sind in den Tropen- und Gebirgsgegenden am besten erhalten geblieben. Die vornehmsten unter ihnen sind die aus einer Mischung der ursprünglichen Tolteken (s. d.) mit eingewanderten Chichimeken und den Angehörigen der »sieben Stämme« hervorgegangenen Azteken. Sie bilden die Hauptmasse der indianischen Bevölkerung der ganzen Republik. Ihnen zunächst stehen die Othomi in Queretaro. Die andern Familien sind die der Maya (Yukatan), der Huasteken (Veracruz), der Mixteken (Oaxaca), der Zapoteken (Chiapas), der Matlazinca und Tarasken (Michoacan), der Opata, Tarahumare und Pima (Sonora und Chihuahua), der Apatschen und Komantschen im N. u. a. Die heutigen mexikanischen Indianer (s. Tafel »Amerikanische Völker I«.[733] Fig. 17) haben eine bräunlich-kupferrote Hautfarbe, untersetzte Statur, glattes, grobes und glänzendschwarzes Haar, hervortretende Backenknochen und breite Lippen. Sie sind im allgemeinen kräftig, gesund und wohlgebildet, zu schwerer und andauernder Arbeit gut zu gebrauchen und als Lastträger und Fußgänger vortrefflich. Von Temperament sind sie verschlossen und ernst (im Gegensatz zum Neger), dabei gelehrig und leicht zu leiten, aber auch träge, mißtrauisch und abergläubisch. Ihr Hauptlaster ist die Trunksucht. Die Mestizen haben eine hellgelbe Farbe, schwarzes, äußerst weiches und glänzendes Haar und sind im allgemeinen ein schöner Menschenschlag mit natürlichem, ungezwungenem Anstand, dabei haben sie viel Geist, leichte Auffassungsgabe, Schlauheit und lebhafte Einbildungskraft und spielen im Staatsleben vielfach eine hervorragende Rolle (Benito Juarez, Porfirio Diaz). | Die herrschende Religion ist die römisch-katholische, jedoch bei vollständiger Glaubens- und Kultusfreiheit, eine Staatsreligion gibt es nicht. Es bestehen 6 Erzbistümer (M., Morelia, Guadalajara, Linares, Durango und Oaxaca), 23 Bistümer und ein apostolisches Vikariat mit 10,112 Kirchen und Kapellen. Nach Einziehung des Kirchengutes ist der Klerus ausschließlich auf die freiwilligen Beisteuern der Gläubigen angewiesen. Auch die Klöster wurden 1875 aufgehoben. Die Protestanten (1900: 51,795) besitzen in den größern Städten, in denen sie fast ausschließlich leben, 119 Kirchen und Bethäuser. Etwa 20,000 Indianer sind noch Heiden (Indios bravos im Gegensatz zu den Indios fideles). Die Volksbildung hat sich in neuerer Zeit dadurch sehr gehoben, daß die meisten Staaten den zwangsweisen unentgeltlichen Unterricht eingeführt haben. Die 9494 Staats- und Gemeindeschulen hatten 1901: 718,715 eingetragene Schüler, von denen aber durchschnittlich nur 477,586 wirkliche Schulbesucher waren. Mittel- und Vorbereitungsschulen gab es 42 mit 7046 Schülern; ferner 18 Rechtsschulen, 10 medizinische und pharmazeutische Schulen, 8 Technische Schulen, 22 Lehrerseminare, 1 Bergbauschule, 1 Militärschule, 4 Kunstschulen, 2 Ackerbauschulen, 7 Gewerbeschulen, 2 Handelsschulen, zusammen mit 9074 Studierenden. Die Zahl sämtlicher Lehrer an den öffentlichen Schulen betrug 16,229, der Aufwand für das Schulwesen 7,592,487 Doll. Privat-, Kirchen- und Stiftungsschulen gab es 2645 mit 152,312 Schülern. Das höhere Unterrichtswesen ist im allgemeinen nach französischem Vorbild eingerichtet. Es bestehen eine Nationalbibliothek von 180,000 Bänden, 148 andre öffentliche Bibliotheken, 36 Museen und 40 wissenschaftliche Gesellschaften. Die älteste Zeitung ist »Siglo XIX.« (»Neunzehntes Jahrhundert«), die zuerst 1. Jan. 1840 erschien, doch wurden bereits Anfang des 17. Jahrh. bei Ankunft der Handelsschiffe fliegende Blätter gedruckt. 1901 erschienen 702 Zeitungen und Zeitschriften, darunter die regierungsfreundlichen »El Nacional«, »El Partido liberal« und »El Universal«, das republikanische, »El Monitor Republicano«, das kirchliche »Tiempo« und das Witzblatt »Hijo del Ahuizotes«. Die 1839 gegründete Sociedad mexicana de geografia gibt seit 1852 ein »Boletin« heraus. Außerdem erscheinen in englischer Sprache 15 Zeitungen, darunter »Two Republics«, in französischer 3, in italienischer 2, in deutscher eine. [...]| Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 731-739. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007084323