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Definition
- Duden: die Indogermanen, das Indogermanische betreffend; Abkürzung: idg. | [Anm.: unvollständig: die Indogermanen betreffend; von den Indogermanen stammend, zu ihnen gehörend] | Duden: Indogermane: Angehöriger eines der Völker, die das Indogermanische als Grundsprache haben | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Indogermānen, Sammelname für die Völker, deren Sprachen dem indogermanischen Stamm angehören (s. die »Sprachenkarte«), nämlich in Südeuropa die Griechen, die italischen Stämme, Albanesen (Illyrier), in Nordeuropa die Kelten, Germanen und Slawo-Letten, in Asien die Armenier und die Arier (Indoiranier). Der Ausdruck I., der diesen Sprach- und Volksstamm durch die am weitesten östlich wohnende und die am weitesten nach W. vorgeschobene Sprachfamilie bezeichnen sollte, wurde angefochten, als man die Zugehörigkeit der Kelten zum indogermanischen Stamm erkannte, besteht aber immer noch zu Recht, da Island westlicher liegt als das keltische Irland. Einige, namentlich englische und französische Sprachforscher gebrauchen die Bezeichnung Indoeuropäer, andre den Ausdruck Arier (s. d.), der jedoch speziell die Inder und Perser bezeichnet,[808] oder Indokelten (s. d.). Die Zeit, in der die Vorfahren der indogermanischen Stämme ein Volk bildeten, liegt weit hinter ihren historischen oder Sagenüberlieferungen zurück; es lassen sich daher über ihre Urheimat und ihre allmähliche Zerstreuung nur Vermutungen aufstellen. Lange hielt man es für wahrscheinlicher, daß die uralte Völkerwanderung der I. von O. nach W., als daß sie von W. nach O. ging, und glaubte, daß die Urheimat der I. in Zentralasien, etwa im Quellengebiet des Oxus, an den Abhängen des Hindukusch, zu suchen sei. Von neuern Forschern wird jedoch die Urheimat der I. häufiger nach Europa oder in die Grenzgebiete zwischen Europa und Asien verlegt. Nur so viel ist heute klar, daß sie nicht in der vorderindischen, der apenninischen und der pyrenäischen Halbinsel zu suchen ist, daß die I. hierhin also erst später gekommen sind, und wahrscheinlich ist außerdem, daß auch die Balkanhalbinsel und die nördlichsten Teile von Europa erst später von ihnen besiedelt worden sind. Die für uns nächsterreichbaren Ursitze sind hiernach ein langgestreckter Länderstreifen, der von Frankreich durch Mitteleuropa bis nach Iran reicht. Wahrscheinlich bildeten sich die selbständigen Sprachen ganz allmählich aus, indem anfangs auf dem ganzen indogermanischen Sprachgebiet zwischen den Nachbarsprachen noch mannigfache gegenseitige Einwirkungen stattfanden. Aufschluß über den Kulturzustand der I. gibt die Ausscheidung der ihren Sprachen gemeinsamen Wörter, wobei jedoch gewisse Lehnwörter auszuschließen sind. So ergibt sich, daß die I. im wesentlichen ein Hirtenvolk waren, das von Haustieren die Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde und Hunde kannte. Sie standen noch wesentlich im Steinzeitalter und kannten von Metallen wahrscheinlich nur das unvermischte Rohkupfer; daher scheinen sie nur steinerne Waffen und vom Ackerbau höchstens die ersten Anfänge gekannt zu haben. Ihre Kleidung bestand nicht mehr ausschließlich aus Tierfellen, da sie mit den Künsten des Nähens, Spinnens und Webens vertraut waren; auch für den Wagenbau und die Töpferei sind sprachliche Belege vorhanden. Die Bande des Blutes und der Familie hielten die I. heilig, und selbst die entferntern Verwandtschaftsgrade wurden sorgfältig unterschieden; doch wurde Verschwägerung nur so weit bezeichnet, als sie sich auf das Verhältnis der Frau zur Familie ihres Mannes bezog, in d le sie durch ihre Verheiratung völlig überging. Neben der Familie gab es Verbände der Geschlechter und Stämme, an deren Spitze Häuptlinge oder Fürsten standen. Man zählte nach dem dekadischen System mindestens bis 1000. Die Religion war polytheistisch. Vgl. A. Pictet, Les origines indo-européennes (Par. 1859–63, 2 Bde.); Joh. Schmidt, Die Urheimat der I. (Berl. 1890); B. Delbrück, Die indogermanischen Verwandtschaftsnamen (Leipz. 1889); Hirt, Die Urheimat und Wanderungen der I. (in Hettners »Geographische Zeitschrift«, Bd. 1, S. 649 ff., das. 1895); Kretschmer, Einleitung in die Geschichte der griechischen Sprache (Götting. 1896); Fick, Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen (4. Aufl., das. 1890–94, 2 Bde.); O. Schrader, Sprachvergleichung und Urgeschichte (2. Aufl., Jena 1890); Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien nach Europa (7. Aufl., Berl. 1902); O. Schrader, Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde (Straßb. 1901); R. Meringer, Indogermanische Sprachwissenschaft (Sammlung Göschen, Leipz. 1903). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 808-809. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006816959