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Definition
- Duden: Angehöriger einer der zur indogermanischen Sprach- und Völkerfamilie gehörenden Gruppe untereinander sprachverwandter Völkerschaften in Nord- und Mitteleuropa | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Germanen, arischer Volksstamm, gehören mit Griechen und Thrako-Illyriern, Romanen, Slawen, Letten und Kelten zur westlichen Gruppe der Arier und bewohnen außer dem Deutschen Reich, wo sie die weit überwiegende Hauptmasse der Bevölkerung ausmachen (von einer Gesamtbevölkerung von 56,4 nahezu 52 Mill.), in größern zusammenhängenden Gebieten namentlich Österreich, dann die Schweiz und Ungarn und sind auch in Rußland, noch mehr in den Vereinigten Staaten sehr stark vertreten. (vgl. Deutsches Volk, S. 749). Auch die Niederländer und Flamen, die Schweden, die Norweger und Dänen, endlich auch die Engländer gehören zu den G. Der größte Teil der heutigen Deutschen ist ein Mischvolk. Am reinsten noch haben sich die Bewohner Westfalens und der friesischen Küsten erhalten. Die Niederdeutschen flehen den Goten näher; die Oberdeutschen haben lange in engerm Verkehr mit den Kelten gelebt und verkörpern, auch rassenhaft, das germanische Wesen weniger rein. Beide haben in ihren östlichen Abteilungen durch Kolonisation auf slawischem Gebiete (vgl. den Art. »Germanisieren«) die slawisch-gemischte Abart der ostelbischen Deutschen und der Österreicher erzeugt. Von den Oberdeutschen (Franken) ging die Eroberung Galliens, die Frankreich geschaffen, von den Niederdeutschen (Angeln und Sachsen) die Britanniens aus, die den Briten ihre germanische Grundlage gegeben hat. Die Deutschen sind durchschnittlich mesokephal (Index 81,2); doch strebt der Schädel von Norden nach Süden und namentlich nach Südwesten merklich zur Brachykephalie; bei den Niederdeutschen ist er länger als bei den Oberdeutschen. Der Index der Deutschen ist in Hannover 76,7, in der Umgegend von Jena 76,9, in Holstein 77,2, bei Bonn und Köln 77,4, in Hessen 79,2, in Schwaben 79,3, in Bayern 79,8, Unterfranken 80,0, im Breisgau 80,1. Das Indexmittel der Deutsch-Österreicher ist 78,8, das der deutschen Schweizer 81,4. In ihrer Hinneigung zur Dolichokephalie (Index 78,1) lassen die Niederländer und Flamen deutlich die niederdeutsche Herkunft erkennen; verhältnismäßig kurzköpfig sind nur die Friesen. Diese Gruppe, welche die Niederlande, das nördliche Belgien und einige benachbarte französische Striche bewohnt, stammt großenteils von dem altgermanischen Volke der Bataver, während im Nordosten die Friesen sitzen. Im Grunde sind die in den genannten Gebieten wohnenden G. nur Niederdeutsche mit eigner Schriftsprache und Literatur. Im Mittelalter entstanden zahlreiche flämische Kolonien in Ostdeutschland. In Südafrika haben die Holländer bedeutende Ansiedelungen gegründet, die ihnen durch die Engländer entrissen wurden. Über die Flamen s. Belgien, S. 594. Ganz an die Norddeutschen erinnern die Schweden. In der Schädellänge (Index 77,2) stehen sie jenen noch voran. Skandinavien ist seit alter Zeit von germanischen Stämmen bewohnt; Ernst Krause u. a. haben hier sogar die Urheimat der Arier gesucht. Das Volk der Schweden im östlichen Teil der Halbinsel zerfällt in die Götor (Goten) im Süden und die Sveor im Norden. Schweden bewohnen auch die Küsten von Finnland; namentlich in neuester Zeit hat sich ein starker Strom von Auswanderern nach Nordamerika gewandt (1890: 478,041 in Schweden Geborne). Demselben Typus wie diese gehören auch die Norweger und Dänen an, doch sind sie weniger dolichokephal (Index 78,6). Die Norweger bewohnen den Westen Skandinaviens, die Dänen die Ostseeinseln, die zum Königreich Dänemark gehören, Jütland und die nördlichsten Teile Schleswigs. Außerdem befinden sich dänische Niederlassungen an der Westküste Grönlands. Die Sprachen der Norweger und Dänen stehen einander sehr nahe; Literatursprache für beide Völker war bis vor kurzem das Dänische. Beide Sprachen zusammen mit dem Schwedischen stammen wieder von dem Altnordischen, das sich auf Island und den Färöern fast rein erhalten hat. Die Skandinavier beherrschten einst die nordischen Meere, besiedelten Island und Grönland, gründeten eigne Herrschaften in Westfrankreich (Normandie) und Unteritalien, drangen in Britannien von Norden und Süden ein und schlossen die Umbildung des britischen Volkes durch die von der Normandie ausgehende Eroberung im 11. Jahrh. ab, die der englischen Sprache eine Fülle französisch-romanischer Bestandteile zuführte, das keltisch-germanische Wesen des Volkes aber wenig umänderte (vgl. Norwegen). Die Engländer sind zwar ein außerordentlich gemischtes Volk, doch hat das germanische Blut entschieden das Übergewicht. Die Abschließung infolge der insularen Lage hat trotz der wiederholten Zufuhren fremden Blutes immer wieder das Entstehen eines ziemlich einheitlichen Typus ermöglicht, der in seinen Grundzügen durchaus dem nordgermanischen ähnlich ist. Der Schädelbau (Index 78,9) scheint sogar der niederdeutsch-skandinavischen Mischung ganz zu entsprechen. Nachdem die keltisch-römische Mischbevölkerung Englands durch die niederdeutschen Angelsachsen größtenteils verdrängt oder germanisiert worden war, strömte nur noch skandinavisches in größerer Menge zu, teils durch zahlreiche dänische Siedelungen, teils durch romanisierte Normannen (vgl. England, S. 799). Von England aus hat das Germanentum ungeheure Gebiete erobert. Germanisiert sind der Süden Schottlands und der Nordwesten Irlands; die Vereinigten Staaten, Kanada und Australien haben überwiegend angelsächsische Bevölkerung, in Südafrika ist sie wenigstens beträchtlich. Skandinavische und teutonische G. haben auch staatenbildend im finnisch-slawischen Osten gewirkt; die Entstehung der Mächte Böhmen Polen, Rußland läßt sich ohne diese Hilfe gar nicht denken. Vgl. G. B. Mendelssohn, Das germanische Europa (Berl. 1836); Löwe, Die ethnische und sprachliche Gliederung der G. (Halle 1899); Bremer, Ethnographie der germanischen Stämme (Sonderdruck aus Pauls »Grundriß der germanischen Philologie«, Straßb. 1899) und die »Völker- und Sprachenkarte« beim Artikel »Europa«. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 648-652. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006673368
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