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Sudanneger  

Definition

  • bdk: siehe Neger | Duden: Sudan: Staat im nordöstlichen Afrika | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1906: Sudân (Beled es S., »Land der Schwarzen«, Nigritien), der Teil des Binnenlandes von Nordafrika (s. Karten »Ägypten« und »Guinea«), der vom 5.° nördl. Br. im W. bis zum 14.°, im O. bis zum 22.° nördl. Br. reicht, zwischen Sahara, Libyscher und Nubischer Wüste (N.), den innern Bergländern Senegambiens und Guineas (W. und S.), der Nil-Kongo-Wasserscheide (S.) und Abessinien, Erythräa und Rotem Meer (O.). Bei über 5 Mill. qkm Fläche kann man das Gebiet in drei Teile: West-S. (ca. 11/2 Mill. qkm; Senegal- und Nigerländer), Mittlerer S. (die ehemaligen [175] Reiche Bornu, Adamaua, Bagirmi, Wadai; 1,5 Mill. qkm) und Ost-S. (Ägyptischer S.; über 2 Mill. qkm), oder in zwei Teile zerlegen: Hochsudân (W.) und Flachsudân (O.), getrennt etwa durch die Tsadsee-Schari-Linie, die in noch etwa 200 m Meereshöhe liegt. Der Name S. ist jetzt auf den östlichen Teil (ägyptischer S.) beschränkt. Doch kann man in Anbetracht der verhältnismäßig gleichmäßig zusammengesetzten Bevölkerung (s. unten) und der Einheitlichkeit des innern Baues das oben umschriebene Gebiet als S. weiter bezeichnen. Der Untergrund besteht aus einem Granitgebirge, das in zahlreichen Kuppen an die Oberfläche tritt, und über das Sedimentärbildungen, Sand- und Kalkstein, Diluvium- und Alluvium-Laterit gelagert sind. Das im allgemeinen hügelige (durchschnittlich 400–570 m), im W. sogar ganz ebene Land hat aber auch einige bedeutende Erhebungen, so in Dar Für (Dschebel Marrah 1830 m), in Adamaua (Gendereberge 3000, Atlantika 2700, Mendif 2000 m). Hydrographisch gehört der S. dem Gebiete des Niger und Binuë mit deren Zuflüssen, dem Tsadsee mit dem Schari und dem Nilgebiet an. Man kennt zwei Jahreszeiten: eine trockene, sehr heiße (November bis Mai) und eine Regenzeit (Juni bis Oktober), in der das Thermometer manchmal bis 0° fällt, die Flußniederungen aber zu Fieber hauchenden Sümpfen werden. Im O. herrscht Steppencharakter, sonst ist tropische Vegetation. Zu den einheimischen Kulturpflanzen (Reis, Durra, Yams, Bohnen, Erbsen) sind Bananen, Erdnuß, Weizen, Mais, Zwiebeln, Indigo, Baumwolle etc. eingeführt worden. Die Tierwelt ist durch alle afrikanischen Arten vertreten; Haustiere sind Buckelrinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Esel, Kamele, Hühner und Tauben. An Mineralschätzen kommen Eisen- und Kupfererze häufig vor neben Gold, Blei, Zinn, Salpeter, Schwefel; Salz fehlt gänzlich und wird in großen Mengen aus der Sahara eingeführt. Die Bevölkerung (60–70 Mill.) gehört hauptsächlich einheimischen Negerstämmen an, zwischen denen sich als Herren über jene festgesetzt haben: Fulbe von W., Tuareg von N. und Araber von O. kommend, zugleich den Islam unter den überwiegend heidnischen Volksmassen verbreitend. Araber herrschen in Wadai und Dar Für, mohammedanische Mischvölker (Kanuri u. a.) in Bornu, Bagirmi und in den westlichen Fulbestaaten. Roh betriebener Ackerbau (der Pflug ist nur im nördlichen Dar Für bekannt) bildet die feste Grundlage der nicht unbedeutenden Kultur des Sudâns. Feldarbeit besorgen fast durchweg Frauen, ebenso Spinnen, Weben der Baumwolle und Färberei. Der Westsudân erzeugt die in der Sahara und Marokko begehrten seidenen und halbseidenen Gewebe (Sudânstoffe). Der Handel ist bei der Bedürfnislosigkeit des Volkes gering. Eingeführt werden Salz aus Bilma (Sahara), Dar Für und Borku nach den westlichen Gebieten, europäische Fabrikate, farbiges Leder und Tabak aus Marokko, Kaurimuscheln aus Indien; ausgeführt Baumwolle, Elfenbein, Straußfedern, Gummi, Senna, Rhinozeroshörner, Tamarinden, Sudânstoffe sowie Sklaven. Handelsstraßen (vgl. auch Sahara und Nil) ziehen zum Niger-Binuëgebiet von Sokoto, Wurno und Kuka, von Salaga über Wagadugu, von Sokoto nach Timbuktu, das neben Kano, Kuka und Kong einer der wichtigsten Märkte des Sudâns ist. Als Geld gilt der Mariatheresientaler, im W. vornehmlich die Kaurimuschel, im O. Salzstangen, Baumwollstreifen, Eisenplatten, auch Goldstaub. Politisch gilt der Name S. nur für den Osten, d. h. den Ägyptischen S., südlich des 22.° nördl. Br. und nördlich der Nil-Kongo-Wasserscheide, begrenzt im W. von französischem Gebiet (Vertrag von 1899), im O. vom Roten Meer, Erythräa und Abessinien. Bei 2,035,000 qkm Fläche und einer Bevölkerung von 2, höchstens 4 Mill. Einw. (vor dem Mahdistenaufstand [s. Geschichte] 11 Mill.) ist dieser in 8 Provinzen (Mudirieh): Dongola, Berber, Khartum, Gesireh, Sennar, Kassala, Kordofan, Bahr el Gazal, und 3 Gouvernements (Mohafsa): Wadi Halfa, Suakin (nicht die Stadt), Ober-Nil (früher Faschoda), eingeteilt und steht unter englisch-ägyptischem Kondominium (seit 1899), umschließt also von früher einheimischen Staaten Kordofan und Dar Fur. An der Spitze der Provinzen stehen britische Offiziere des ägyptischen Heeres, an der der Distrikte ägyptische Offiziere. in Dar Für noch ein einheimischer Scheich. Die Einnahmen betrugen 1904: 469,122, die Ausgaben 848,855 ägyptische Pfd. Sterl. (für 1906 auf 621,943, bez. 1,001,706 geschätzt); Eisenbahn und Telegraph gehen von Chartum nach Kairo und von Berber nach Suakin, Telegraph 1903 nach Taufikia (Obernil), eine Eisenbahn von Kassala zum Roten Meer nach Suakin ist im Bau. Den ganzen westlichen Teil kann man als Französisch-Westafrika bezeichnen, das mit Französisch-Kongo im Süden unmittelbar zusammenhängt. Nur von den Küstengebieten sind einige Teile in andern Händen: es besitzen die Deutschen Kamerun und Togoland, die Engländer Nigeria, Goldküste, Sierra Leone und Gambia; sonst ist alles Land, abgesehen von Liberia u. Portugiesisch-Guinea, in die französische Interessensphäre einbezogen (s. Geschichte). Das ungeheure französische Gebiet umfaßt 1) die Küstengebiete Dahomé, Elfenbeinküste, Französisch-Guinea und Senegal, 2) das Hinterland dieser letztgenannten Kolonie: Senegambien, 3) die drei, 1899/1900 errichteten Militärterritorien. Von diesen umfaßt nach der Neuorganisation vom Jahre 1904 das erste, mit der Hauptstadt Timbuktu, die Gebiete Timbuktu, Goundam, Raz-el-Mâ, Bamba und Gao; das zweite, mit der Hauptstadt Niamey (Niamé), Djerma, Dounzon und Dori; das dritte, mit der Hauptstadt Sinder (Zinder), Tahoua, Zinder und Gouré. Mit dieser Aufteilung unter die Europäer sind die alten Reiche Ghana, Melle, Sonrhay, Adamaua, Gando, Bornu, Kanem, Sokoto, Bagirmi, Massina, Wadai, Dar Für, Kordofan von der Karte Afrikas als selbständige Gebilde verschwunden. Vgl. über die in der politischen Übersicht genannten Staaten die Einzelartikel. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 175-177. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007544219

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