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jerusalemer  

Definition

  • bdk: Jerusalem, die Einwohner von Jerusalem betreffend; von den Einwohnern von Jerusalem stammend, zu ihnen gehörend; in Jerusalem gelegen | Duden: Jerusalem: Hauptstadt von Israel | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Jerusālem (in den Keilinschriften Ursalimmu, in den Hieroglyphen Schalam, griech. und lat. Hierosolyma, hebr. Jeruschalajim, »Wohnung des Friedens«, bei den Arabern El Kuds, »das Heiligtum«, bei den Türken Küdsi-Schêrif genannt), die alte Hauptstadt Palästinas, unter 31° 47' nördl. Br. und 35°13-östl. L., auf mehreren Hügeln über dem Bache Kidron gelegen, der östlich von der Stadt zwischen ihr und dem Ölberg durch das Tal Josaphat fließt, in einer ungeachtet des steinigen Kalkbodens doch ziemlich ergiebigen Gegend. Das Klima ist im ganzen gesund, die Hitze auch im Sommer durch Seewinde gemäßigt; nachts oft starke Abkühlung. Ein Nachteil ist der Mangel an ausreichendem Quellwasser. Der ursprüngliche altkanaanitische Name des Ortes zu Abrahams Zeit war Salem, später Jebus. Von den Jebusitern eroberte erst David die Burg Zion auf dem 743 m hohen östlichen Hügel, machte die Stadt zu seiner Residenz und vergrößerte sie beträchtlich (daher auch Stadt Davids genannt). Eigentlich war sie dem Stamm Benjamin zugeteilt worden, doch finden wir sie stets im Besitz des Stammes Juda. Nach David ward die Stadt durch Salomo vergrößert und verschönert, namentlich durch einen prächtigen königlichen Palast und, nördlich davon, den auf dem geebneten und durch hohe, aus dem Taf ausgeführte Böschungsmauern erweiterten Gipfel des Moria errichteten berühmten Tempel, der mit Hilfe tyrischer Arbeiter erbaut und 988 eingeweiht wurde (Weiteres s. Tempel). Diese Blüte währte aber nur kurze Zeit: schon unter Salomos Sohn Rehabeam wurde J. von Sisak von Ägypten (954), 90 Jahre später von arabischen und philistäischen Völkern, darauf von Joas, König von Israel (836–819), geplündert. Usias (800–748) brachte J. wieder zu größerm Ansehen, Hiskias (726–697) und Manasse (697–642) befestigten es von neuem, bis es endlich[232] 587 nach fast zweijähriger Belagerung in die Hände von Nebukadnezar fiel, geplündert und der meisten seiner Einwohner beraubt wurde. Zu jener Zeit umfaßte J. eine Bevölkerung von 17–18,000 Seelen. Nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil (538) ward J. mit Benutzung der noch vorhandenen Fundamente und Trümmer durch Serubabel, Esra (seit 458) und Nehemia (455) wieder aufgebaut und mit Mauern und Türmen versehen. Auch der Tempel ward wiederhergestellt, jedach bei weitem nicht in der alten Größe und Pracht. Judas Makkabäus ließ später, nachdem er der syrischen Herrschaft über Palästina ein Ende gemacht, den von Antiochos Epiphanes 170–168 geplünderten und durch Götzendienst entweihten Tempel reinigen, ausbessern und stark befestigen; aber erst Herodes d. Gr. war es, der seit 20 v. Chr. Serubabels einfachen Tempel wieder in einen Prachtbau verwandelte, der aber nie ganz vollendet wurde. Er befestigte auch die Burg Baris an der Nordwestecke der Tempelarea von neuem und nannte sie seinem römischen Patron M. Antonius zu Ehren Antonia, errichtete sich auf dem höchsten Punkte des Westhügels einen prächtigen Palast, den die drei Türme Hippikos, Phasael und Mariamne schirmten, und wo später der römische Statthalter residierte, erbaute ein Theater, den Xystos (einen von Säulenhallen umgebenen Platz, östlich vom Palast) sowie ein Rathaus. Unter Herodes' Regierung hatte J. den Höhepunkt von Glanz und Pracht erreicht; aus jener Zeit besitzen wir die Schilderung des Josephus, nach dem J. an 250,000 (?) Einw. gezählt haben soll. Zwar hatte die Stadt schon damals enge und krumme Gassen wie heute, aber jene Prachtgebäude und die Mauern mit ihren Türmen gaben ihr ein imposantes Ansehen. Außerhalb (d. h. nördlich der Stadt) dehnten sich Villen und Gärten weithin aus. Dieser Teil wurde erst durch Herodes Agrippa 41–44 n. Chr. mit Mauern eingefaßt, die ungefähr den heutigen an jener Stelle entsprechen. So besaß J. eine dreifache Umwallung: die erste Mauer (Davids und Salomos) um die obere Stadt, Ophel und Moria; die zweite Mauer (erbaut von Hiskias etc., wiederhergestellt von Nehemia), die das jene Hügel trennende »Käsemachertal« und die Vorstadt im N. einfaßte, und die dritte Mauer (Agrippas), welche die Neustadt oder Bezetha umgab und im NO. und NW. je einen mächtigen Eckturm und außerdem noch 88 kleinere besaß (vgl. den Plan). [...] | [Bevölkerung.] Die mächtigste christliche Gemeinde in J. ist die griechische, 4000 Seelen stark; sie besitzt einen Patriarchen, 10 Klöster, die Raum für 2500 Pilger bieten, eine Mädchen- und eine Knabenschule, ein Hospital und eine Druckerei. Selbständig ist die russische Mission, der ausgedehnte Baulichkeiten (Kirchen, Pilgerhäuser, Spital) nordwestlich von der Stadt und auf dem Ölberg gehören. Die Katholiken (3800 Seelen) besitzen das Patriarchat mit großer Kirche, daneben 4 Kirchen und Kapellen, 8 Schulen, 3 Hospitäler, 4 Pilgerhäuser und 21 Klöster. Den deutschen Katholiken wurde 1898 vom deutschen Kaiser die Dormitio Sanctae Virginis geschenkt, eine den Katholiken besonders heilige Stätte, die der Sultan dem Kaiser abgetreten hatte; hier soll das dem Evangelisten Johannes gehörige Haus gestanden haben, worin die Mutter Maria seit dem Tode Jesu gewohnt habe und gestorben sei. Dort wird sich nun aus den Mitteln des »Deutschen Vereins vom Heiligen Lande« (s. d., Bd. 4) eine neue Marienkirche erheben nebst einer kleinen Herberge für vornehme Gäste (über diesen Platz vgl. Zahn, Die Dormitio Sanctae Virginis und das Haus des Johannes Markus, Leipz. 1899; Mommert, Die Dormitio und das deutsche Grundstück auf dem traditionellen Zion, das. 1900). Die armenische Kirche zählt etwa 600 Bekenner[235] unter einem Patriarchen und hat 3 Mönchsklöster (darunter das erwähnte Jakobskloster) und ein Nonnenkloster; die 200 koptischen (ägyptischen) Christen unter einem Bischof haben 2 Klöster, die Jakobiten ein kleines Kloster mit einem Bischof, desgleichen haben die wenigen (75) Abessinier einen Bischof und ein Kloster. Eine protestantische Gemeinde (ca. 400 Seelen) besteht in J. seit den 1840er Jahren. Die deutsche evangelische Gemeinde (190 Seelen) besitzt die am 31. Okt. 1898 in Gegenwart des deutschen Kaiserpaares geweihte Erlöserkirche (s. Jerusalem-Stiftung), eine Schule, das Johanniterhospiz, ein Hospital der Kaiserswerther Diakonissinnen, ein Kinderhospital, ein Aussätzigenhaus, 2 Waisenhäuser, einen deutschen Verein, die englisch-protestantische Gemeinde (140 Seelen) Kirche, Schule und Druckerei, die englische Judenmission Kirche, Schule und Spital. Die Sekte der Templer (300 Seelen, s. Tempelgesellschaft) hat ein Lyzeum mit 9 Lehrern. J. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls und des vom evangelischen Kirchenregiment neuerlich ins Leben gerufenen Instituts zur Erforschung der Altertümer des Heiligen Landes (Direktor Prof. Dalman). [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 232-237. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006840760

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    jerusalemisch

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