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Babylonier  

Definition

  • Duden: Einwohnerbezeichnung | [Anm.: unvollständig: Einwohnerbezeichnung zu Babylon] | Duden: Babylon: Ruinenstadt am Euphrat | Duden: Babylonien: antikes Reich zwischen Euphrat und Tigris | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Babylon (Babel, keilschriftlich Bāb-ilu, »Pforte Gottes«), erwähnt bereits in der Zeit Sargons I., Hauptstadt Gesamtbabyloniens seit Hammurabi (um 2250), von Sanherib 689 von Grund aus zerstört, von Asarhaddon und später hauptsächlich von Nebukadnezar (604–561) neu gegründet, gebaut und befestigt, eine der ältesten, größten und prächtigsten Städte der Alten Welt, seit zwei Jahrtausenden in Trümmern liegend. Nach der Schilderung Herodots (1,178 ff.), der das B. Nebukadnezars und seiner Nachfolger beschreibt und Babylons Schwesterstadt Borsippa mit unter B. begreift, erstreckte sich die Stadt auf beiden Seiten des Euphrat in Form eines Vierecks, von dessen Seiten jede eine Länge von 120 Stadien (22 km) hatte. Das ungeheure Ganze hätte also einen Raum von ca. 490 qkm (viermal mehr als London) bedeckt und wäre von einer 200 Ellen hohen und 50 Ellen dicken Mauer mit 100 ehernen Toren umschlossen gewesen. Außer dieser äußern waren noch eine innere Mauer sowie eine Mauer längs der beiden Ufer des Euphrat vorhanden. Eine steinerne Brücke führte über den Euphrat. Die Stadt wurde von lauter geraden Straßen mit zum Teil drei- und vierstöckigen Häusern gebildet. In dem einen Teile der Stadt (am linken Euphratufer, da, wo jetzt der Trümmerhügel Kasr sich erhebt) lag »die Königsburg innerhalb einer großen und starken Umfassungsmauer«, d. h. der von Nabopolassar gebaute und von Nebukadnezar restaurierte und verschönerte königliche Palast. In dem andern Teile der Stadt, also in ihrer Westhälfte auf der rechten Euphratseite. befand sich das Heiligtum des Zeus Belos mit ehernen Toren, »ein Viereck im Umfang von 2 Stadien auf jeder Seite«, und inmitten dieses Heiligtums erhob sich »ein Turm in der Länge und Breite eines Stadiums, und auf diesem andre Türme, bis zu acht Türmen«. Außen führte um alle Türme herum eine Wendeltreppe in die Höhe. Im obersten Stockwerk war »ein großer Tempel«. Nach Diodor stellte man in dem obersten Gemach astronomische Beobachtungen an. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß Herodot den großen Tempel des Gottes Nebo in Borsippa meint und dessen den sieben Planeten geweihten, auf einem mächtigen Unterbau in sieben sich verjüngenden Etagen aufsteigenden Turm, jenes höchste jemals auf Erden ausgeführte Bauwerk, dessen Ruinen gegenwärtig Birs Nimrud heißen und auf einer Grundfläche von mehr als 700 m Umfang sich bis zu einer Höhe von 46 m erheben. Die biblische Erzählung vom Turmbau zu Babel (1. Mos. 11, 1–9) ist wahrscheinlich an diesen erst von Nebukadnezar vollendeten Turm angeknüpft (s. Borsippa). | Über die Geschichte der Stadt bis Kyros s. Babylonien (S. 223). Im I. 538, unter dem letzten Chaldäerkönig Nabonētos (s. d.), wurde B. von Kyros erobert, indem er (gemäß Herodot 1, 191), während die Einwohner der Stadt ein Fest feierten, bei Nacht durch das trocken gelegte Flußbett des Euphrat in die Stadt eindrang (über den keilschriftlichen Bericht s. Nabonetos und Belsazar). Obschon Kyros die Stadt verschonte und zur dritten Hauptstadt des persischen Reiches erhob, auch B. noch längere Zeit fortfuhr, ein wichtiger Handelsplatz zu sein, so bedeutete dennoch Kyros' Sieg für B. den Anfang vom Ende. Nach der Empörung der Stadt gegen Dareios Hystaspis wurden die Mauern und Türme geschleift, viele Einwohner verjagt oder getötet. Xerxes raubte aus dem Belostempel die goldene Statue des Gottes und beschädigte den Tempel selbst, der seitdem verfiel. Alexander d. Gr. beabsichtigte die Stadt größer zu machen, als sie je gewesen, starb aber vor Ausführung dieses Planes im Palast Nebukadnezars. Den härtesten Stoß erlitt B. unter der Herrschaft der Seleukiden durch die Erbauung der Stadt Seleukeia und die derselben verliehenen Privilegien. Handel und Wandel wendeten sich jetzt von B. weg, und schon um 130 wurde auf dem größten Teil des von den Mauern eingeschlossenen Stadtraums Getreide gebaut. Unter den noch übrigen Einwohnern waren sehr viele Juden. Zur Zeit des Hieronymus (gest. 420 n. Chr.) benutzten die Partherkönige die Ruinen von B. mit den noch stehenden Mauern als Wildgehege zur Jagd. Seit der Herrschaft der Araber verschwand der Name B. ganz aus der Geschichte, und im 10. Jahrh. wußte man von der Stadt nur, daß an ihrer Stelle ein kleines Dorf, Namens Babel, stehe. | Die Ruinen Babylons liegen bei dem heutigen Hillah am linken Euphratufer und bestehen hauptsächlich aus vier ungeheuern Schuttbergen, deren nördlichster Babil heißt, der mittlere Kasr (d. h. »Schloß«), die beiden andern Amran-ibn-Ali und Dschumdschuma (oder Nischan el-aswad). Die Ruinenstätte ist seit dem 16. Jahrh. öfters besucht und in neuerer Zeit namentlich von Rich, Loftus, Fresnel und Oppert, Rawlinson, Layard, Rassam untersucht worden. Die systematische Erforschung des ganzen Ruinenfeldes von B. ist die Aufgabe der 1898 von der Deutschen Orient-Gesellschaft unter Robert Koldewey ausgesandten Expedition, über deren Resultate die »Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft« fortgesetzt berichten. Vgl. Friedrich Delitzsch, Babylon (2. Aufl., Leipz. 1901). Der Hügel Babil dürfte die Stätte des zweiten Palastes Nebukadnezars mit den sogen. hängenden Gärten sein. Der Kasr birgt den Palast Nebukadnezars, dagegen der Hügel Amran-ibn-Ali das babylonische Pantheon, den Marduktempel Esagila. Der erste größere Fund von Schriftdenkmälern wurde im Winter 1875/76 von den Eingebornen in dem südlichen Hügel Dschumdschuma gemacht, wo arabische Backsteingräber mehr als 3000 Tontafeln (von 2 bis zu 30 cm im Geviert) in Tonkrügen verpackt fanden, meist Kontrakttafeln privatrechtlichen und merkantilen Inhalts, 1876 von George Smith für das Britische Museum erworben. Vgl. Kiepert, Karte der Ruinenfelder von B. (Berl. 1883), sowie Koldeweys Pläne des Kasr und Amran-ibn-Ali; die Literatur, betreffend die Ausgrabungen in B., s. Babylonien (S. 225). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 222. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006279368 | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Babylonĭen (in der Bibel Sinear und Babel; über den Namen Chaldäa s. d.), im Altertum Name des Tieflandes zwischen dem Euphrat und Tigris, dem heutigen Irak Arabi entsprechend. In geologischer Hinsicht ist B. wesentlich Alluvialboden, aber seine in der Alten Welt nicht einmal von Ägypten übertroffene beispiellose Fruchtbarkeit stammt nicht von dieser Ursache allein, sondern auch daher, daß schon die ältesten Ansiedler den Boden nach allen Seiten hin mittels eines dichten Netzes größter und kleinster Kanäle bewässerten, wozu die jährlichen Überschwemmungen des Euphrat und Tigris von Anfang an gebieterisch hindrängten. Noch jetzt sind zahllose, freilich ausgetrocknete und versandete Kanäle erkennbar, die einst, teils zur Bewässerung, teils zur Schiffahrt dienend, das Land zwischen Euphrat und Tigris und auf dem rechten Euphratufer durchschnitten. Auch künstlich angelegte Seen dienten zur Teilung und Bewahrung[222] der Wassermassen der alljährlichen Hochfluten des Euphrat. B. war der Garten der Alten Welt: Weizen und Gerste gewährten 200-, ja 300fältigen Ertrag; außerdem gediehen Datteln, Sesam, Hülsenfrüchte, Äpfel und andre Obstarten in Fülle. Nur an Holz und Steinen war das Land arm; man verwendete daher als Baumaterial Ziegelerde und statt Mörtel das Erdharz, das z. B. bei Is (heute Hît) in reichlicher Menge dem Boden entquoll. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 222-225. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006279376

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