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Westgote  

Definition

  • Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: [...] Der Einfall der Hunnen 375 zerstörte dies Reich: Hermanrich, infolge eines Mordanfalles schwerverwundet daniederliegend, gab sich selbst den Tod, um den Fall seines Reiches nicht zu überleben; sein Nachfolger Withimer wagte eine Feldschlacht gegen die Hunnen, verlor aber diese und auch sein Leben. Nun unterwarfen sich die Ostgoten den Hunnen; die Westgoten aber, 200,000 waffenfähige Männer mit Weibern und Kindern, zogen unter der Führung ihres Richters Fritigern nach der Donau und stellten sich unter den Schutz des römischen Reiches, dessen Kaiser Valens ihnen erlaubte, sich in Thrakien anzusiedeln. Doch die Erpressungen der römischen Statthalter reizten die G. zu einem Aufstand, der 377 in Marcianopolis in Niedermösien ausbrach; plündernd durchzogen die Scharen die Donauprovinzen. Die Schlacht, die ihnen die römischen Feldherren auf dem Weidenfeld (ad salices) 377 lieferten, blieb unentschieden; aber 9. Aug. 378 vernichteten die Westgoten, durch andre Barbaren verstärkt, bei Adrianopel ein großes römisches Heer, und Valens fand selbst seinen Tod. Nun setzten sie ihre Verwüstungszüge fort. Theodosius d. Gr. gelang es 380, sie zu beschwichtigen (s. Athanarich) und 394 sogar zu Bundesgenossen gegen den Usurpator Eugenius zu machen. Indes sofort nach Theodosius' Tod (17. Jan. 395) erhoben sie sich wieder und zogen unter ihrem Häuptling Alarich I. (s. d.) im Winter von 395 auf 396 vor Konstantinopel, plünderten Athen, verbrannten Korinth und verwüsteten die Peloponnes. Der weströmische Feldherr Stilicho zwang Alarich, Griechenland zu räumen. Dieser, vom oströmischen Hof aus Eifersucht gegen Stilicho zum Statthalter Illyriens ernannt, hielt fünf Jahre Ruhe, wandte sich aber im November 401 gegen Italien. Am 6. April 402 kam es bei Pollentia zwischen Alarich und Stilicho zu einer Schlacht, in der die Westgoten unterlagen; nach einer zweiten Niederlage bei Verona mußte Alarich Italien räumen, erzwang sich aber 407 eine Zahlung von 4000 Pfd. Gold. Nach Stilichos Ermordung (23. Aug. 408) brach Alarich wiederum in Italien ein und, nachdem er Rom zweimal bedroht, aber verschont hatte, erstürmte er es 14. Aug. 410 und gab es einer dreitägigen Plünderung preis. Nach Alarichs frühem Tode (Herbst 410) ward sein Schwager Ataulf (s. d.) König der Westgoten. Dieser schloß mit Kaiser Honorius einen Vertrag, wonach er als römischer Befehlshaber das von dem Usurpator Jovinus beanspruchte Gallien wieder unterwerfen sollte. Ataulf eroberte 414 auch Aquitanien, wurde jedoch im August 415 zu Barcelona von seinem Sklaven Dubius ermordet. Wallia (415–419), der nun auf den Königsschild erhoben wurde, setzte die Eroberungen im Namen des weströmischen Kaisers in Spanien fort, und zum Lohn erhielten die Westgoten die Provinz Aquitanien 419 als Wohnsitz eingeräumt, wo sie sich an ein seßhaftes Leben gewöhnten, ohne ihr Volkstum aufzugeben. Tolosa ward von Wallias Nachfolger Theoderich I. (419–451) zum Herrschersitz dieses westgotischen Reiches erwählt. Tapfer kämpften die Westgoten 451 gemeinsam mit den Römern gegen die stammverwandten Ostgoten und Gepiden, die Bundesgenossen Attilas, auf den mauriazensischen Feldern; Theoderich starb hier den Heldentod. Auf seine nach kurzer Herrschaft ermordeten Söhne Thorismund und Theoderich II. folgte der dritte Sohn, der tapfere König Eurich (466–484), der Gallien zwischen der Rhone, der Loire und den Pyrenäen eroberte und nach Besiegung der Sueven den größten Teil Spaniens unterwarf. Seinem Sohn Alarich II. (485–507) hinterließ er ein wohlgeordnetes Reich. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 151-154. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006700179

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https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/Concept2014802

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