Search from vocabulary

Content language

Concept information

Soziale Gruppenbezeichnungen > Dynastie > Anjou und Aragonien

Preferred term

Concept scheme: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/ConceptScheme

Anjou und Aragonien  

Definition

  • Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Anjou (spr. angschu), ehemalige franz. Provinz (s. die Geschichtskarte bei »Frankreich«), von Maine, Bretagne, Poitou und Touraine umgeben, zerfiel in die Landschaften A. im engern Sinn und Saumurois und war 8975 qkm (163 QM.) groß mit etwa 400,000 Einw., umfaßt hauptsächlich das jetzige Depart. Maine-et-Loire. Hauptstadt war Angers. – A. wurde einst von den Andekaven (Andecavi) bewohnt und von den Römern unterworfen. Später herrschten hier Grafen, deren Geschlecht 1060 erlosch. Besitztümer und Titel gingen durch eine Schwester des letzten männlichen Sprößlings an das Haus Gatinais über, dem Gottfried V., der Ahnherr der Plantagenets (s. d.), angehörte. Er hinterließ A. und die Normandie 1151 seinem ältern Sohn, Heinrich, der 1154 als Heinrich II. den Thron von England bestieg, wo seine Nachkommen bis 1485 regierten (vgl. Norgate, England under the Angevin kings, Lond. 1887). A. ging schon 1204 unter Johann ohne Land mit der Normandie und fast allen britischen Besitzungen in Frankreich an Philipp II. August verloren. König Ludwig IX. belehnte damit seinen Bruder Johann und nach dessen Tod 1246 seinen zweiten Bruder, Karl, Grafen von Provence, der später König von Neapel und Stammvater des ältern Hauses A. daselbst wurde. Seine Enkelin Margarete brachte die Grafschaft A. ihrem Gemahl, Karl von Valois, dem Bruder Philipps IV. von Frankreich, zu, und dieser erhob sie 1297 zur Pairie. Margaretens und Karls Sohn ward 1328 als Philipp VI. König von Frankreich, wodurch die Linie Valois auf den französischen Thron gelangte und zugleich A. wieder mit der Krone vereinigt wurde. König Johann II. verlieh es als Herzogtum seinem zweiten Sohn, der als Ludwig I. 1382 König von Neapel und Stammvater des jüngern Hauses A. daselbst wurde. Das Herzogtum gehörte nun den Königen von Neapel, bis es nach dem Tode Renés II. (1480) durch Ludwig XI. für immer mit der französischen Krone vereinigt wurde. Seitdem führte gewöhnlich ein Prinz von Frankreich den Titel eines Herzogs von A., so Heinrich III. vor seiner Thronbesteigung, dessen jüngerer Bruder Franz, dann Philipp, zweiter Sohn des Dauphins und Enkel Ludwigs XIV., der 1701 als Philipp V. König von Spanien ward. | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 535. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006232663 | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Aragonĭen (Aragon), einst selbständiges span. Königreich, welches den ganzen nordöstlichen Teil der Halbinsel einnahm und die sogen. aragonischen Provinzen Aragon, Katalonien und Valencia nebst der Balearengruppe umfaßte; jetzt spanische Landschaft mit dem Titel eines Königreichs, 47,391 qkm (860,9 QM.) groß mit (1900) 912,711 Einw., wird gegen N. von Frankreich, gegen W. von Navarra, Alt- und Neukastilien, gegen S. und O. von Valencia und Katalonien begrenzt. Der Aragonese haßt alles Fremde und zeichnet sich durch ein finsteres, rachsüchtiges, dabei bigottes Wesen aus. Zugleich aber besitzt er Patriotismus, Freiheitssinn, persönlichen Mut, Energie und Enthaltsamkeit. Die Männer sind meist groß, hager und sehr gebräunt, gute Soldaten und Jäger; die Frauen schön gewachsen, mit schwarzen Augen und reichem Lockenhaar. Der ursprüngliche rauhe Dialekt der Aragonesen hat sich allmählich mit dem kastilischen verschmolzen. A. zerfällt in die Provinzen Saragossa, Huesca und Teruel (s. diese Artikel). Hauptstadt des Landes ist Saragossa. | Geschichte. Das jetzige A. kam nach Aufhören der römischen Herrschaft in den Besitz der Westgoten, seit dem 8. Jahrh. in den der Araber, Anfang des 9. Jahrh. nebst Katalonien teilweise unter fränkische Herrschaft. Die Grafschaft A., als deren erster Graf Azenar, ein Sohn des aquitanischen Herzogs Eudo, genannt wird, kam nach Erlöschen des gräflichen Hauses um 1000 durch Erbrecht an König Sancho d. Gr. von Navarra (970–1035), der bei seinem Tode A seinem natürlichen Sohn Ramiro I. zuwies. Dieser erwarb Ribagorza und Sobrarbe hinzu, kämpfte glücklich gegen die Mauren und nahm den Königstitel an. Seine Nachfolger Sancho Ramirez (1063–94) und Pedro (1094–1104) setzten den Krieg gegen die Mauren mit Erfolg fort; endlich eroberte Alfons I. (1104–34) Saragossa 1118 und erhob es zur Hauptstadt Aragoniens. Sein Bruder Ramiro II. verlobte seine Tochter Petronella (1137) mit dem Grafen Raimund Berengar I., Grafen von Barcelona, der den[664] Grund zur Vereinigung Kataloniens mit A. legte, indem sein älterer Sohn, Alfons II. (1162–96), ihm 1162 in Katalonien, 1163 auch in A. folgte. Unter ihm und seinen Nachfolgern ward A., durch die Erwerbung Roussillons, Montpelliers, Cerdagnes, Carcassonnes und andrer Pyrenäenlandschaften, Valencias und der Balearen vergrößert, die zweite christliche Macht Spaniens neben Kastilien. Pedro II. (1196–1213) nahm seine Krone vom Papst zu Lehen. Die von König Jakob I. (1213–76), von welchem die Konstitution Aragoniens herrührt, beabsichtigte Teilung des Landes kam nicht zur Ausführung, da dessen ältester Sohn, Peter III. (1276–85), seinem Bruder Jakob II., welcher die Balearen, Roussillon, Cerdagne etc. bekommen hatte, die Lehnspflichtigkeit aufzwang. Peter III. erwarb später (1282) Sizilien, ward aber infolge davon mit Frankreich in Krieg verwickelt. Als die hierdurch und durch sonstige Fehden hervorgerufene finanzielle Not ihn zur Ausschreibung drückender Steuern bewog, traten die Stände von A. zu Tarragona 1283 zur ersten Union zusammen und zwangen dem König das Generalprivilegium von Saragossa ab, das die monarchische Gewalt beträchtlich verminderte. Ihm folgte 1285 sein ältester Sohn, Alfons III. (1285–91), in den spanischen Reichen, der jüngere, Jakob, in Sizilien. Nach Alfons' kinderlosem Tode folgte ihm sein Bruder Jakob II. (1291 bis 1327), der Sardinien erwarb und 1319 die Unteilbarkeit des aragonischen Reiches festsetzte; doch behielten A., Katalonien und Valencia eigne Cortes. Auf Jakob folgte 1327 sein Sohn Alfons IV. (gest. 1336), der gegen die Genuesen und mit seinem Schwiegervater Alfons XI. von Kastilien glücklich gegen die Mauren focht. Sein Nachfolger Peter IV. (gest. 1387) beendete den dem Handel Aragoniens nachteiligen Krieg mit Genua, vereinigte Majorca (1344) wieder mit A. und befestigte die königliche Gewalt durch den Sieg über den unbotmäßigen Adel bei Epila (1348). Sein Sohn Johann (1387–95) verlor Sardinien an Leonore Visconti. Nach dessen und seines Bruders Martin (1395–1410) kinderlosem Tod entstanden in A. heftige Thronstreitigkeiten, aus denen endlich der Infant Ferdinand von Kastilien, ein Neffe Johanns, als König hervorging. Dieser, Ferdinand I. (1412–16), wirkte eifrig mit zur Beseitigung des großen kirchlichen Schismas. Ihm folgte sein Sohn Alfons V. (1416–58), der die Regierung seiner Gemahlin Maria von Kastilien überließ, um kriegerischen Abenteuern zu folgen. Er vereinigte Neapel und Sizilien mit A., hinterließ aber nur einen natürlichen, vom Papst legitimierten Sohn, Ferdinand, der in Neapel folgte. Die spanischen Reiche nebst Sardinien, Sizilien und den Balearen erbte sein Bruder Johann II. (1458–79), durch seine Gemahlin Blanca auch König von Navarra. Johanns Regierung war hart und willkürlich. Ihm folgte sein Sohn Ferdinand II., seit 1469 Gemahl Isabellas, der Thronerbin von Kastilien, wodurch A. mit Kastilien zu Einem Reiche vereinigt ward (s. Spanien, Geschichte). [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 664-665. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000624548X

Broader concept

URI

https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/Concept6006300

Download this concept: