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Kalif  

Definition

  • Duden: 1. Titel islamischer Herrscher als Nachfolger Mohammeds | 2. Träger des Titels Kalif (a) | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Kalifen (Chalifen, arab., »Stellvertreter«, genauer »Stellvertreter des Propheten Gottes«) nannten sich die Nachfolger Mohammeds in dessen geistlichem und weltlichem Herrscheramt; das durch sie gegründete Reich ist das Kalifat (s. d.). [...] Da Mohammed keinen Sohn hinterlassen, auch keinen Nachfolger ernannt hatte, so entstanden nach seinem Tode Streitigkeiten über die Nachfolge, in denen 632 Abu Bekr (s. d.) den Sieg davontrug. Abu Bekr fand große Schwierigkeiten, da der Tod Mohammeds das Zeichen zu allgemeinen Aufständen gewesen war; doch ward er ihrer Herr, als sein Feldherr Chalid (s. d.) den gefährlichsten Gegner, Musailima, besiegt hatte. So hatte er sogar bereits die Eroberung Syriens und der Euphratländer in Angriff nehmen können, als er 634 starb. Sterbend bezeichnete er Omar I. (s. d., 634–644) zum Nachfolger. Dieser, einfach und mäßig, glaubenseifrig und sittenstreng, dabei von ungewöhnlicher staatsmännischer Begabung und Tatkraft, begründete die innere Staatsgewalt und verbreitete durch seine Heere den Islam im Osten über Persien, im Westen über Syrien und Nordafrika bis nach Tripolis hin. Das »Schwert Gottes«, Chalid, der 633 die Perser mehrmals besiegt und schon Ktesiphon bedroht hatte, dann aber auf Betreiben Omars 634 nach Syrien geschickt worden war, eroberte hier 635 Damaskus, vernichtete 636 in der Schlacht am Jarmuk (Hieromax) das Hauptheer der Byzantiner und unterwarf einen großen Teil Syriens. Andre Feldherren eroberten 638 Jerusalem und Antiochia, 640 die Hauptfestung Cäsarea, 639 bis 641 Mesopotamien. Zu derselben Zeit wurde die Zertrümmerung des Sasanidenreiches durch die Araber unter Sa'ad, dem Nachfolger des genialen Muthanna, vollendet. Die Perser wurden 637 bei Kadesia besiegt, worauf sich das Irak unterwarf und Ktesiphon, die persische Hauptstadt, ohne Schwertstreich eingenommen wurde; Kufa am Euphrat wurde der Sitz des arabischen Statthalters. Nach dem Siege der Araber bei Nehawend 642 unterwarf sich auch Medien. Omars Feldherr Amr ibn el Aß (s. d.) brach 638 oder 639 in Ägypten ein und vollendete, durch die dortigen kirchlichen Streitigkeiten unterstützt, bis 643 die Unterwerfung des Landes; von da aus eroberten die Araber [463] Barka und Tripolis. Übrigens war Omars Tätigkeit keineswegs bloß kriegerisch. Er stattete Moscheen und Schulen mit Grundbesitz aus, errichtete Festungen, führte die Zeitrechnung der Hedschra (s. d.) ein und schuf vor allem die auf straffer militärischer Organisation mit Beibehaltung der lokalen Selbstverwaltung beruhende Organisation des Reiches, die jetzt noch in allen muslimischen Staaten herrscht. | Nachdem Omar durch die Hand eines christlichen persischen Sklaven gefallen war, erwählte ein von ihm niedergesetzter Rat von sechs Männern Othmân (644–656, s. d.), einen Schwiegersohn Mohammeds, zum Kalifen. Dieser Greis war der schwierigen Stellung nicht gewachsen; namentlich erregte er durch Besetzung der Statthaltereien mit Verwandten und unwürdigen Günstlingen den Unwillen der Eiferer, von denen er unter Führung des Mohammed, eines Sohnes Abu Bekrs, in seinem Haus ermordet ward. Ihm folgte Mohammeds Neffe und Schwiegersohn Ali (656–661, s. Ali 1). Aber ehrgeizige Nebenbuhler und persönliche Feinde, darunter namentlich Mohammeds Witwe Aïscha (s. d.), erhoben sich gegen ihn. In der sogen. Kamelschlacht bei Basra (656) siegte er und nahm Aïscha gefangen; aber gegen den Statthalter Syriens, Moâwija, konnte er den bereits errungenen Sieg bei Siffîn (657) infolge eines durch Ränke ihm aufgenötigten Waffenstillstandes nicht ausnutzen; im fortgesetzten Kampfe fiel er durch Meuchelmord (661). [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 463-466. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006857450 | Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon 1911: Kalīf (arab.), Stellvertreter, Nachfolger, Titel der als rechtmäßige Nachfolger Mohammeds an der Spitze des Islam stehenden Fürsten. Die K. wurden anfangs gewählt und residierten in Medina; es folgten Abu Bekr, Omar I., Othmân, Ali (632-660); im Kampfe mit letzterm riß mit Mo'âwija I. die Familie der Omajjaden (660-750) die Würde des K. an sich und thronte in Damaskus, bis sie durch die Abbasiden (750-1258) gestürzt wurde, die den Sitz der Herrschaft nach Bagdad verlegten. Nach der Eroberung Bagdads durch den Mongolenfürsten Hulagu rettete sich das abbasidische Kalifat nach Kairo, wo es neben den wirklichen Machthabern, den Mamelucken (s.d.), bloß eine nominelle Schattenwürde darstellte, bis Ägypten (1517) durch den Osmanensultan Selîm I. erobert wurde, an den der letzte Abbaside die Würde des K. abtrat. Seitdem galten die Sultane von Konstantinopel als die Vertreter dieser theokratischen Institution im orthodoxen Islam. – Neben den orthodoxen K. haben auch andere Linien diese Würde beansprucht, so zur Abbasidenzeit in Spanien die Omajjaden (756-1031), in Ägypten die Fatimiden (s.d.). – Vgl. Weil (1846-62), Aug. Müller, »Der Islam« (1885-87). | Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 919. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001232843

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    Khalif
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