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Phönizier  

Definition

  • Duden: Einwohnerbezeichnung | [Anm.: unvollständig: Einwohnerbezeichnung zu Phönizien] | Duden: Phönizien: (im Altertum) Küstenland an der Ostküste des Mittelmeeres | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1908: Phönikĭen (griechische Bezeichnung Phoenike, der Einwohner Phoenix, wohl zusammenhängend mit Punier), der schmale Küstenstrich Syriens am Fuße des Libanon, der sich von dem Vorgebirge Karmel im S. bis gegenüber der Insel Kypros erstreckte, fruchtbar, reich an Waldungen und erzreichen Bergwerken im Altertum. Die phönikische Bevölkerung bildet einen Teil der sogen. semitischen Völkergruppe, der etwa seit dem Beginn des 3. Jahrtausends in sein Land eingewandert ist. Die älteste geschichtliche Nachricht ist die eines altbabylonischen Königs (wohl Sargon von Agade um 2800 v. Chr.), der 31 Städte dieses Küstenlandes eroberte und von hier aus einen drei Jahre dauernden Kriegszug über das Mittelmeer unternahm. Das Land hat meist unter dem Einfluß der Großmächte des Euphrat-Tigristals (Babylonien und Assyrien) und des Niltals (Ägypten) gestanden. Um 2000 gehörte es (unter der ersten Dynastie von Babylon, Hammurabi) zu Babylonien, um dann bis etwa 1300 unter ägyptische Oberhoheit zu kommen. In dieser Zeit liegen die ersten einigermaßen zusammenhängenden Nachrichten vor. Danach zerfällt das Volk in zwei größere (durch leichte dialektische Unterschiede zu unterscheidende) Gruppen: Nord- und Südphöniker, die aber in keinem festen politischen Verbande miteinander stehen, sondern in verschiedene »Königreiche« zerfallen, die mit den verschiedenen Hafenstädten von Bedeutung identisch sind. Die nordphönikischen sind Arvad, Gebal (griech. Byblos), die südphönikischen Sidon und Tyros. Die natürliche Grenze bildete wohl der Hundsfluß wenig nördlich von Beirut. Auch dieses (Beerot, Beirut, d.h. die Brunnenstadt) ist zeitweilig ein eignes Königtum gewesen, ebenso Akka weiter im S. und einige andre im Binnenlande, namentlich des Nordens (Arka, Sianna, Simyrra). Die meisten davon erscheinen darum als »Stämme« der Phöniker (1. Mos. 10). Im 15. Jahrh. v. Chr. zeigen zahlreiche Urkunden (aus dem Funde von Tel-Amarna), die Briefe der verschiedenen Fürsten dieser Hauptstädte enthalten, das Land unter ägyptischer Oberhoheit im Zustande völliger politischer Zersplitterung und Ohnmacht. Eine Spur von Seeherrschaft oder politischer Bedeutung ist nicht festzustellen, die phönikischen Staaten können also nur durch den Schutz der Großstaaten eine Rolle als Handelsstädte spielen. Die Schrift und Sprache dieser Urkunden ist babylonisch (Keilschrift), eine Folge der alten babylonischen Herrschaft, die auch unter ägyptischer Herrschaft nachwirkt. Die Anfänge der Kultur lassen sich hier nicht feststellen und sind von denen der großen Kulturzentren am Euphrat und Nil bestimmt worden. Noch nicht feststellbar ist das Verhältnis der Bevölkerung Phönikiens zur Ausbreitung über das Mittelmeer, der sogen. Kolonisation, die namentlich Nordafrika (Punier) und weiter die spanische Küste und die Inseln des westlichen Mittelmeers (Malta, Sizilien, Sardinien, Korsika) betroffen hat. Eine größere Auswanderung aus dem für die Ausbreitung einer zahlreichen Bevölkerung nicht Raum bietenden P. ist schwer vorstellbar und die politische Machtstellung der phönikischen Staaten spricht auch nicht dafür. Deshalb ist man neuerdings geneigt, diese Kolonisation als eine Teilerscheinung der großen semitischen Wanderung anzusehen, welche die Phöniker selbst in das Küstenland gebracht hat und gleichzeitig (erste Hälfte des 3. Jahrtausends) den ganzen vordern Orient überschwemmt hat, genau so wie drei Jahrtausende später die Ausbreitung des Arabertums über die gleichen Gebiete erfolgt ist. Für die Ausbreitung der Phöniker durch den Handel liegen keinerlei geschichtliche Zeugnisse vor; inwieweit sie im östlichen Teile des Mittelmeers durch jene große Wanderung Fuß gefaßt haben könnten, ist vorläufig nicht feststellbar. Sichere Spuren liegen nur auf Cypern vor, wo sie aber hauptsächlich auf die spätere Eroberung (s. unten über Hiram) zurückzugehen scheinen. Die Anschauung von der überragenden Bedeutung der Phöniker für die Verbreitung der orientalischen Kultur beruht auf dem Zufall, daß man lange Zeit auf die griechischen Nachrichten angewiesen war, die naiv die Tatsache zum Ausdruck bringen, daß die Griechen bei ihrem Auftreten im Mittelmeer als Vertreter des orientalischen Handels und als Rivalen hauptsächlich den Phönikern in der Zeit einer verhältnismäßigen politischen Machtstellung (insbes. Tyros im 10.–7. Jahrh.) begegneten. Alles, was orientalisch war, erschien ihnen darum als phönikisch, während den Phönikern innerhalb der großen altorientalischen Kultur eine selbständige Bedeutung nur in beschränktem Sinne zukommt. So gelten die Phöniker als Erfinder aller der Erzeugnisse, die sie im Mittelmeer vertrieben, und die sie günstigstenfalls als Angehörige der großen altorientalischen Kultur übernommen hatten und, soweit ihr Land die natürlichen Bedingungen dafür bot, erzeugten (soz. B. vielleicht die Purpurfärbung). Die Buchstabenschrift wird von der griechischen Legende als phönikische Erfindung angesehen, sie ist zweifellos allgemein orientalisch und zu den Griechen auch durch andre Kanäle geflossen. Gleiches gilt von der Glasindustrie, die sicher altorientalisch war, ehe die Phöniker in ihren Sitzen saßen. Ob sie darin wirklich eine besondere Bedeutung besaßen, wissen wir mangels archäologischer Funde nicht. Die Rolle der Phöniker wird durch die Lage ihrer Städte bestimmt. Diese sind die besten Hafenstädte für den Verkehr, der durch das Euphrattal geht und die westliche und östliche Welt verbindet. Deshalb muß der Austausch zwischen den Naturprodukten des Westens und den Naturerzeugnissen des Ostens (Indien, China) sowie den Industrieerzeugnissen der Kulturländer (Babylonien, Ägypten) der Gegenstand ihres Handels gewesen sein.[806] Nachrichten aus einheimischen Quellen haben wir darüber nicht, und für die klassischen ist alles phönikisch, was orientalisch ist. Als Herren der Hafenstädte werden sie für den Schiffbau des Orients maßgebend gewesen sein, die Bibel (Hesekiel 26) wie assyrische Inschriften (Sanherib) schildern sie als die Seeleute und Schiffbauer des Orients. Im Schriftwesen sind sie wie der gesamte vordere Orient von Babylonien abhängig, die Baukunst hat sich mehr an Ägypten angelehnt. Charakteristisch hierfür ist die Verwendung des ägyptischen Granits für die Säulen der Tempel. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 806-808. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007248164

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