Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
Begriffs-Schema: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/ConceptScheme
Definition
- bdk: besondere Attraktion | Duden: Mumie: durch Austrocknung oder Einbalsamierung vor Verwesung geschützte Leiche | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1908: Mumĭen (v. alt franz. mumie, jetzt momie, ital. mummia, pers. mumijâ, v. mûm oder môm, Wachs oder Harz zum Einbalsamieren der Leichen), durch physikalische Verhältnisse oder chemische Zubereitung vor Verwesung geschützte und in ihrer allgemeinen Form erhaltene tierische und menschliche Körper. Natürliche M. entstehen beim Liegen der Leiche in sehr porösem und trocknem Boden, wie besonders in der Sahara (weiße M.) und in der peruanischen Wüste, oder durch einen kalten austrocknenden Luftzug, wie im Bleikeller des Doms zu Bremen oder auf dem Großen St. Bernhard, oder durch mineralische Bestandteile des Bodens (z. B. Kochsalz-, Salpeter- oder Alaungehalt). Neugeborne und magere fastlose Leichen mumifizieren am leichtesten, die M. riechen käseartig und haben pergamentartig harte, graue oder braune Haut, die fest am Knochen haftet. Unter den künstlichen, durch besondere Präparation mit fäulniswidrigen Stoffen erzeugten M. sind die ägyptischen seit alter Zeit berühmt. Der Name stammt von dem arabischen Wort mūmiá, das ursprünglich verschiedene Erdharze (Asphalt u.a.) bezeichnet zu haben scheint und darum auf die von derartigen Harzen erfüllten und durchdrungenen ägyptischen M. übertragen wurde. – Die M. liegen in den ägyptischen Gräbern zum Teil in Sarkophagen oder in Särgen, die nicht selten die äußere Form einer Mumie haben (s. Tafel »Grabmäler«, Fig. 1, und Tafel »Ornamente I«, Fig. 6); namentlich gilt dies von dem innersten Kasten, der oft nur aus einer Art von Pappe gemacht ist; sie sind mit einer außerordentlichen Menge von Binden aus Leinwand fest umwickelt. Manchmal, z. B. in thebanischen Volksgräbern, liegen die M. uneingesargt in Haufen zu Hunderten und Tausenden. Sie sind langgestreckt, mit den Händen über der Brust oder über der Schoßgegend gekreuzt oder mit eng an der Seite liegenden Armen, Frauen zuweilen in der Stellung der Venus von Medici. Zwischen den Beinen oder Händen, seltener in den Achselhöhlen, findet man bei den Vornehmern religiöse Handschriften auf Papyrus, besonders aus dem »Totenbuch«, womit in späterer Zeit auch die Mumienbinden oft beschrieben sind. Am Bauch und auf der Brust, häufiger noch zwischen den Binden, finden sich kleinere Amulette; die M. von Vornehmern sind oft mit Schmucksachen aus Gold und edlen Steinen, Halsbändern, Ringen, Ohrringen, Skarabäen, Amuletten und Götterfiguren geschmückt. Bei einigen hat man auch Kränze aus Blättern und Blumen von oft wunderbarer Erhaltung und Ketten von Beeren gefunden. Die Haare sind meist kurz geschoren oder auch in Löckchen frisiert, bei Weibern manchmal lang und vortrefflich erhalten; die Schamhaare fehlen. Brust- und Bauchhöhle sind leer, durch Leinwandballen voneinander getrennt und mit einer harten, schwarzen, harzigen Substanz angefüllt. Die weiblichen Brüste finden sich nicht selten mit Leinwand ausgestopft oder mit Harz ausgegossen. Die M. sind oft von den antiseptischen, harzigen und aromatischen Stoffen, mit denen sie behandelt wurden, so vollständig durchdrungen, daß sie eine dunkelgelbe, rötliche, braune oder schwarze Farbe und einen nicht unangenehmen, aromatischen Geruch angenommen haben. Die M. von Memphis sind nach Mariette schwarz, ausgetrocknet und sehr zerbrechlich, während die von Theben gelb, mattglänzend und oft noch geschmeidig sind, was auf eine verschiedenartige Behandlungsweise deutet. Die M. der spätern Zeit sind schwarz und schwer und bilden mit den verpichten Binden eine unförmliche Masse. Schon der arabische Gelehrte Abdul Latif erzählt von Goldstückchen, die sich auf den M. fänden, und in vielen Museen hat man Exemplare mit Vergoldung im Gesicht, auf den Augenlidern, auf den Lippen, an den Geschlechtsteilen, an Händen und Füßen. Das Gesicht wurde in den spätern Zeiten mit einer oft vergoldeten Reliefmaske, in hellenistischer und römischer Zeit auch mit einem auf Sykomorenholz gemalten Porträt bedeckt (s. Mumienbildnisse). [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 242-243. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007119496