Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
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Definition
- Duden: Angehöriger der christlichen Kirche Ägyptens | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Kopten, die christlichen Nachkommen der alten Ägypter, hauptsächlich in den Städten des nördlichen Oberägypten sitzend, vor allem in Siut und Achmîm, die zum größern Teil von K. bewohnt werden. Während sie sich hier und in Mittelägypten ziemlich rein erhalten haben, sind sie in Unterägypten vor der mohammedanischen Eroberung nicht unvermischt geblieben. Außerhalb des eigentlichen Ägypten ist die Zahl der in den Städten angesiedelten K. sehr gering, während koptische Landbauer ganz fehlen. In ihrem Körperbau zeigen die K. noch den altägyptischen Typus: breite, meist niedrige Stirn, schwarzes, leicht gekräuseltes Haar, gerade, scharf geschnittene Nase, dazu Augen, die von länglichem Schnitt, aber groß und von strahlendem Schwarz sind. Die Hautfarbe wechselt von Gelblich bis Braun (s. Tafel »Afrikanische Völker I«, Fig. 6 u. 7). Von den Fellah unterscheiden sich die K. in den Städten durch feinern Knochenbau, das selten 1,6 m übersteigende mittlere Maß ihrer Körperhöhe und hellere Gesichtsfarbe, bedingt durch die Beschäftigung mit den höhern Gewerben und feinern Handarbeiten (Uhrmacher, Gold- und Silberarbeiter, Juweliere, Schneider, Goldsticker, Weber, Verfertiger falscher Altertümer) oder durch die Arbeit mit der Feder als Schreiber, Rechenmeister, Notare, Buchhalter etc. Die koptischen Ackerbauer und Kameltreiber sind dagegen den Fellah körperlich durchaus gleich. Durch ihre Tracht (schwarzer oder blauer Turban, dunkle Kleider) unterscheiden sich die K., namentlich Schreiber und Geistliche, sogleich von den Arabern. Der Name der K. wird wohl am besten vom griechischen Aigyptos (arab. Ghubt oder Kübt) abgeleitet. Ihre Sprache ist auf das engste mit dem Altägyptischen verwandt, jetzt aber als Volkssprache völlig erloschen (s. Koptische Sprache). Auch manche Sitten der K. erinnern noch an die alten Ägypter, so die Beschneidung, die sie keineswegs von den verhaßten Mohammedanern angenommen haben. Die K., früher die Hauptbevölkerung des Landes, zählen heute nur 600,000 Köpfe, d. h. 6 Proz. der Gesamtbevölkerung [473] Ägyptens. Westlich vom Nildelta sind sie in den Klöstern an den Natronseen ansässig. In Mittelägypten, namentlich im Fayûm, sind sie zahlreicher. Zwischen Nil und Rotem Meer liegen die uralten Koptenklöster des heil. Antonius und des heil. Paulus. – Der Charakter der K. ist durch die arabische Invasion, die sie selbst ins Land riefen, um sich der Herrschaft von Byzanz zu entledigen, sehr unvorteilhaft beeinflußt worden. Zunächst milde behandelt, riefen sie selbst durch beständige Verschwörungen die endlose Reihe von Bedrückungen hervor, die erst seit Anfang des 19. Jahrh. aufhörten. Sie sind von finsterer Gemütsart, mißtrauisch und verschlossen, habsüchtig, falsch und heuchlerisch, je nach den Umständen kriechend und unterwürfig oder trotzig, hart und herrisch. Schulen, in denen Auswendiglernen der Bibel, der liturgischen Gebete und Rechnen betrieben wird, bestehen nur für Knaben, die Mädchen erhalten keinerlei Ausbildung. In eigenartiger Weise haben sich die K. in einzelnen Zweigen der Kunstfertigkeit betätigt. Näheres darüber s. Koptische Kunst. Große koptische Bibliotheken mit alten Handschriften kirchlichen Inhalts besitzen die meisten Klöster. | Die koptische Kirche hat sich aus den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart unverändert erhalten. Charakteristisch für sie sind die Verewigung des Althergebrachten, ein stumpfes, geistloses Sichgehenlassen in den altgewohnten Formen der Lehre und des Kultus und eine tiefe sittliche Verkommenheit. Dabei nimmt diese Kirche eine sektiererische Sonderstellung ein und zeichnet sich durch Feindseligkeit gegen andre christliche Gemeinschaften aus. Das Christentum der K. ist das der Monophysiten oder Eutychianer, jener Sekte, die im 5. Jahrh. entstand. Nur ein kleiner Teil der K. ist mit der römischen oder griechischen Kirche uniert und seit 1895 einem in Alexandria residierenden Patriarchen unterstellt, während die Masse als jakobitische K. eine selbständige Stellung einnimmt. Das oberste Haupt dieser Kirche ist der Patriarch in Kairo, der als Nachkomme des Evangelisten Markus angesehen und von den Mönchen der fünf vornehmsten Klöster Ägyptens aus ihrer Mitte gewählt wird. Dieses Vorrecht besitzen die Klöster St. Antonius und St. Paul in der westlichen Wüste, die zwei Klöster im Tale der Natronseen und das große Kloster Marray bei Monfalut. Der Patriarch ernennt den Abuna von Abessinien, der nach ihm den höchsten Rang hat. Die zwölf aus den Mönchen gewählten Bischöfe sind ebenso wie die Priester meist roh, ungebildet und dem Trunk ergeben; unter ihrer Herrschaft ist dem Volk alles lebendige Christentum abhanden gekommen, so daß jetzt Fasten, das Tragen von Amuletten, Opfer und ein sehr ausgebildeter Marienkultus den Hauptinhalt des kirchlichen Lebens ausmachen. Gesungen und gebetet wird in der Sprache der Ägypter aus dem 3. Jahrh. n. Chr., die selbst sehr wenige Priester verstehen. In jüngster Zeit haben sich daher viele K., namentlich die vornehmern in Oberägypten, von amerikanischen Missionaren zum Protestantismus überführen lassen. Dies geschah hauptsächlich durch Gründung guter Schulen und die Verbreitung wohlfeiler arabischer Bibeln. Die katholische Religion, durch mehrere Orden, namentlich durch Franziskaner, Ende des 17. Jahrh. eingeführt, hat sich nur in einigen kleinen Gemeinden Oberägyptens (Girgeh, Achmîm, Negada u. a.) erhalten; sie hat einen apostolischen Provikar für die katholischen K. in Kairo. Vgl. Makrizi, Geschichte der K. (hrsg. und übersetzt von Wüstenfeld, Götting. 1845); Beth, Die orientalische Christenheit der Mittelmeerländer (Berl. 1902); Weiteres s. Ägypten, S. 187, und Koptische Kunst. | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 473-474. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006929494