Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
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Definition
- Duden: 1. jemand, der Zauberkräfte besitzt; Magier | 2. jemand, der Zaubertricks ausführt, vorführt | Pierer's Universal-Lexikon 1865: Zauberei, ist die Art des Aberglaubens, bei welcher der Versuch zur Beschränkung des göttlichen Waltens durch positives Eingreifen des menschlichen Thuns gemacht wird, unter der Voraussetzung der Mitwirkung übernatürlicher Mächte u. Kräfte, überirdischer Geister u. übermenschlicher Wunderhülfe, welche sich der Mensch unterthänig machen will. Ihr Zweck beschränkt sich immer auf irdisches u. individuelles Interesse, wie Reichthum, Glück, Gesundheit etc., erstreckt sich aber nie auf geistiges u. sittliches Wohlsein od. auf eine sittliche Gesammtheit; ihre Mittel sind immer bestimmte sinnliche Gegenstände, nie wird sie in rein geistiger Weise vollbracht durch einen bloßen bewußten Willensact. Man theilt die Z. in schauende (Wahrsagerei, Mantik) u. wirkende Z. (eigentliche Magie). Hegel hält die Z. für die erste Grundform der Religion selbst, es liege ihr die Voraussetzung zu Grunde, daß das Geistige die Macht über die! Natur ist, nur trete dieses Geistige noch nicht in! seiner Allgemeinheit, sondern als einzelnes, zufälliges, empirisches Selbstbewußtsein der Natur entgegen. Andere, wie Lange, meinen dagegen, daß sich sofort nach dem Verfall der Urreligion ins Heidenthum auch die Z. entbunden habe, u. unterscheiden als bestimmte Stufen der Entwickelung der Z. folgende: Die Z. in ihrer innigen Verschmelzung! mit der Religion od. die uralte Grundform, wie sie in dem medisch-persischen Magismus u. dem Dämonendienst auftritt; dann die Z. an der Religion od. die Cultusmagie der heidnischen Welt, wie sie sich in den heiteren Lustopfern u. blutigen Gräuelopfern zeigt; ferner die Z. neben der Religion, bestehend in den Zaubermysterien der Theurgie u. Kabbalistik, des Goëtenthums u. der Geisterbeschwörung; weiter die Z. als Niederschlag u. Verderbniß der Religion, wie sie sich bes. in dem Hexenwesen zeigt, indem die Hexen als die vor dem christlichen Bewußtsein zu Dämonen gewordenen alten Götter des deutschen Heidenthums angenommen werden; endlich die Z. als mittelalterliche u. moderne Geheimlehre od. als Zaubertheorie (Weiße u. Schwarze Magie). Dieser Periode folgte eine Zeit der immer seichter werdenden Aufklärung, welche alles Geisterhafte der diesseitigen Welt läugnete; sie fand ihre Reaction in neuerer u. neuester Zeit theils in einer unbefangenen Würdigung der Geheimnisse des Lebens, theils in der Verirrung der Tischklopferei, der Psychographen etc. | Das ganze Wirken der F. befaßt man mit dem Namen Zauberkunst. Die Z. findet sich bei allen Völkern des Alterthums u. hing gewöhnlich mit der: Religion zusammen, deren Diener sie auch übten.[527] Einige meinten, sie sei vor der Sündfluth erfunden u. von den Engeln, welche sich in die Töchter der Menschen verliebt hätten, auf die Erde gebracht u. die Menschen darin unterrichtet worden. Dieser Unterricht sei aber auch schriftlich abgefaßt worden, u. da Cham (s.d.), Noahs Sohn, sich nicht getrauet die Zauberbücher mit in die Arche zu nehmen, so habe er die Lehrsätze der Zauberkunst auf Steine gegraben, dieselben versteckt u. nach dem Verlaufen des Wassers wieder hervorgesucht. Cham soll nun seine Söhne, Chus u. Mizrajim, in der Zauberkunst unterrichtet haben, der Erstere aber nach Baktrien gegangen sein u. dort unter dem Namen Zoroaster diese Kunst gelehrt haben, welche Magie, u. die sie übenden Priester Magier hießen. Mit dem Glauben der alten Baktrer (Parsen) vermischt, erscheint auch der Dualismus der Chaldäer, welche im Alterthume ebenfalls als Zauberer bekannt sind, doch war der Chaldäismus, wenigstens in seinem Auftreten in den westlichen Ländern, stets astrologische Zauberkunst. Auch die Juder galten seit den ältesten Zeiten als große Zauberer. Bedeutend war die Z. in Ägypten, von wo aus sehr früh Zauberer nicht allein nach Griechenland, sondern auch in das Abendland kamen, u. bes. im Mittelalter den geheimnißvollen Zauber leiteten, wo man nach dem Stein der Weisen suchte. Freilich sind die Quellen für die ägyptische Z. ausländische, nämlich griechische u. hebräische, in welchen letztern dem Moses gegenüber die Zauberer mit ihren Künsten genannt werden, welche jedoch durch die von dem Nationalgotte der Hebräer unterstützten Werke des Moses bald zurückgedrängt wurden. Daraus ergibt sich der Unterschied zwischen Wunderthätigkeit u. Z. bei den Hebräern; als Wunder galt die Wirkung, welche der von dem Nationalgott Begabte that, als Z. die, welche im Namen eines fremden Gottes, also eines Götzen, hervorgebracht wurde u. schadete, u. daraus folgte die Verpönung aller Z. So sehr aber das Mosaische Gesetz die Z. verboten u. sogar mit der Todesstrafe belegt hatte u. so sorgsam auch Könige u. Priester über diesem Gesetze wachten, so unterblieb sie doch nicht, u. es waren mancherlei Zauberkünste bei den Hebräern gangbar. Erwähnt werden die Mekaschphim, Zauberer, welche Sonnen- u. Mondfinsternisse bewirken zu können vorgaben; Habarim, Schlangenbeschwörer (s.d.); Oph, Todtenbeschwörer, welche die Seelen Abgeschiedener durch Zaubersprüche aus dem Scheol citirten, um von ihnen die Geheimnisse der Zukunft zu erfahren (s. Endor); Meonenim, welche durch den falschen Blick ihrer Augen bezauberten. Als Mittel gegen Bezaubert- u. Behextwerden trugen die Hebräer, wie alle Morgenländer auch noch jetzt, Amulete (s.d.). Bes. benutzte man aber die Z. zur Heilkunde, u. Salomo selbst, welcher in der späteren Zeit auch als berühmter Zauberer galt, soll die Kunst Krankheiten zu heilen von Gott gelernt u. gewisse Zauberformeln verfertigt haben (s. Salomo 1). Einer der namhaftesten jüdischen Zauberer, welcher auch der christlichen Sage angehört, war Simon (s.d. 22) der Zauberer. Bes. gab dann der Kabbalismus vielfach Gelegenheit zum Gebrauch von Zauberformeln; so sollte man, um sich unsichtbar zu machen, an einem Quatembertage gegen 2,5 u. 7 Uhr die Namen Vahul, Dani, Haschah, Amam, Nana, It, Mebah, Poun, Jaial, Horach, Mezar, nebst den Namen der Engel u. der diese Tage regierenden Planeten auf ein Hirschfell schreiben u. um einen Haselstab winden; so lange man denselben trüge, würde man unsichtbar sein; Blinde sollten, um sehend zu werden, einen Zettel an den Hals hängen, mit folgenden Buchstaben beschrieben: [...] | Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 527-533. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20011326387