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Börsenmann  

Definition

  • Duden: Börsenmakler: berufsmäßiger Vermittler von Börsengeschäften Duden: Börse: 1. regelmäßig stattfindender Markt für Wertpapiere, Devisen und vertretbare (fungible) Waren, für die nach bestimmten festen Bräuchen Preise ausgehandelt werden | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Börse (franz. Bourse, engl. Exchange, Change, ital. Borsa, holländ. Beurs), ein Gebäude, worin in bestimmten Stunden Kaufleute und ihnen gleichstehende Geschäftsleute zur Unterhandlung und Abschließung von Geschäften sich zu versammeln pflegen, in übertragener Bedeutung auch diese Versammlungen selbst. Das Wort B. leitet man vom mittellateinischen bursa (lederner Geldbeutel) ab. Es ist nur zweifelhaft, ob es im Sinne von Genossenschaft auch von den Versammlungen der Kaufleute gebraucht wurde, oder ob das mit drei in Stein gehauenen Börsen geschmückte Haus eines van der Beurs in Brügge, das zu geschäftlichen Zusammenkünften diente, die Bezeichnung veranlaßt hat. Zwar kamen regelmäßige Vereinigungen der Kaufleute zur Besprechung ihrer Geschäfte auch schon im Mittelalter, namentlich in Italien, ja schon im alten Rom in den Collegia mercatorum vor, doch finden sich die ersten Börsen im heutigen Sinne erst Anfang des 16. Jahrh. in Frankreich und in den Niederlanden. Die ältesten waren außer in Brügge die von Antwerpen (1531), Lyon, Toulouse (1549), Rouen (1566). Hierauf folgten London, wo durch den Hofbankier Sir Thomas Gresham 1566 das erste Börsengebäude der Benutzung übergeben wurde, Hamburg (1558) und Amsterdam (1608). In den deutschen Binnenstädten fand das Börsenwesen erst gegen Ende des 18. Jahrh. Eingang, und zwar zuerst in Frankfurt a. M. und Leipzig. Die ersten Börsen, die vielfach bald einen offiziellen Charakter erlangten, waren nur Warenbörsen; ihre Hauptwirkung lag darin, daß sie den unmittelbaren Kauf aus der Hand zu gunsten des Kaufes auf Bestellung verdrängten. Als dann mit der Ausdehnung[240] des Handels durch den überseeischen Verkehr häufig Preisschwankungen eintraten, bot bie B. die einzige Gelegenheit, sich hiervon Kenntnis zu verschaffen, und so mußte der Börsenverkehr mehr und mehr Teilnahme in der Handelswelt finden. Nicht weniger wirkten aber zum Aufschwung desselben die durch das Wachsen der Staatsschulden veranlaßte Begebung von Staatspapieren sowie die Entstehung großer industrieller Gesellschaften mit, deren Aktien, gleich Waren, Gegenstand der Börsengeschäfte wurden. Der Schwerpunkt der B. beruht auf der möglichsten Konzentration von Angebot und Nachfrage. Dieselbe bietet für Preisbildung und Bedarfsdeckung die Vorteile des großen Marktes und gestattet dem Geschäftsmann, die Strömungen und Schwankungen des Handels zu überblicken und hiernach seine Entscheidungen zu treffen. Während sonst im Handel meist Waren von bestimmter Art, Güte und Beschaffenheit gekauft werden, insbes. auch spezifisch bestimmte Waren, handelt es sich bei dem Börsenverkehr um bestimmte Mengen vertretbarer Waren, also nur um Arten und Gattungen. Die Ware braucht deshalb bei einem Vertragsabschluß nicht vorrätig, ja überhaupt noch nicht vorhanden zu sein. Die Börsen kleinerer Handelsplätze sind im allgemeinen von denen der größern abhängig und höchstens für Geschäfte in gewissen Waren und Wertpapieren, die an den großen Börsen weniger gesucht sind, selbständig. Auch die Kursnotierung an großen Börsen ist für einzelne Waren und Papiere von vorwiegend örtlicher Bedeutung, dagegen wirken der Gold- oder Wechselkurs sowie der Kurs der bedeutendern Staatspapiere und Aktien von einer B. auf die andern ein. Namentlich sind infolge der Telegraphenverbindungen und durch die Tätigkeit der Arbitrage (s.d.) die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Hauptbörsen weit enger geworden, und die Kursnotierungen pflegen nur um ein Geringes verschieden zu sein. Infolge der Beteiligung der Börsen bei den Finanzoperationen der Staaten hat sich ihre Bedeutung gesteigert, und die Stimmung (Haltung, Tendenz) der B., ob »flau« oder »animiert«, pflegt, oft freilich mit Unrecht, als Maßstab für den Staatskredit und die Sicherheit der politischen Lage zu gelten, denn die B. wird auch nicht selten durch »on dits« und »bruits de la bourse« aufgeregt, die sich mit lauffeuerartiger Schnelligkeit verbreiten und das beabsichtigte Steigen oder Fallen der Kurse zum nicht geringen Schaden der gläubigen Gegenparteien hervorrufen, ihren Grund aber in dem bestellten Telegraphieren einer falschen Nachricht haben (Börsenmanöver, echter Börsenschwindel, der es auf Ausbeutung Unerfahrener, Leichtgläubiger etc. absieht). Läßt sich letzteres beweisen, so ist offenbar ein Betrug vorhanden, dem nicht mit der Einrede begegnet werden kann, der Gegner hätte ja die Nachricht nicht zu glauben gebraucht. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 240-245. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006355145

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