Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
Begriffs-Schema: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/ConceptScheme
Definition
- bdk: siehe Prediger | Duden: Kreuzzug: 1. a. im Mittelalter von der Kirche propagierter oder unterstützter Krieg gegen Ungläubige und Häretiker | b. besonders im Hochmittelalter unternommener Kriegszug (christlicher Ritter) in den Vorderen Orient zur Befreiung heiliger Stätten von islamischer Herrschaft | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Kreuzzüge, die von den christlichen Völkern des Abendlandes seit dem Ende des 11. bis gegen Ende des 13. Jahrh. zur Eroberung und Behauptung Palästinas unternommenen Kriegszüge, so genannt von dem roten Kreuz von Zeug, das die Teilnehmer an den Zügen, die Kreuzfahrer, unter Beziehung auf Luk. 14,27 auf der rechten Schulter trugen. Sie sind im wesentlichen hervorgegangen aus dem durch den Gregorianismus erweckten kirchlichen Eifer und wurden begünstigt durch die vielen wirtschaftlichen Notstände, die in den zwischen Deutschland und Frankreich gelegenen Ländern herrschten, so daß viele Tausende sich ausmachten, nicht nur um Ablaß zu gewinnen und das heilige Land den Ungläubigen zu entreißen, sondern auch um dem Elend der Heimat zu entfliehen und irdische Vorteile zu erlangen. | Schon vor Konstantin d. Gr., der in Jerusalem und andern Städten Palästinas Kirchen und Kapellen wiederherstellte oder neu erbaute, war es im Abendland Sitte geworden, dorthin zu pilgern, und die Kalifen beförderten diese Besuche, die Geld und fremde Waren ins Land brachten, und gestatteten den Pilgern, Kirchen und Herbergen zu bauen. Als aber Palästina 1076 unter die Herrschaft der Seldschuken geriet, begannen harte Bedrückungen, so daß seitdem die traurigsten Nachrichten über Entweihung der heiligen Orte und Mißhandlung der Pilger nach dem Abendland kamen, während zugleich auch Kaiser Alexios I. um Hilfe gegen die Seldschuken bat. Urban II., von der gregorianischen Partei gewählt, schenkte diesen Beschwerden um so lieber Gehör, als dadurch seine noch bestrittene Führerstellung gegenüber dem »kaiserlichen« Papst und die Macht der Tiara gesichert, ja gesteigert werden mußte. Auf dem Konzil von Piacenza (1.–7. März 1095) versprach er dem Kaiser Hilfe, auf dem von Clermont (18.–27. Nov. 1095) rief er die Anwesenden aber nicht zur Verteidigung des griechischen Kaiserreiches, sondern zur Eroberung Jerusalems und des Heiligen Landes auf; der Ruf »Deus lo volt« (Gott will es) erscholl hier als Antwort und ward die Losung des ganzen Zuges. Die [656] Begeisterung ward besonders durch Peter von Amiens in den Grenzlanden zwischen Deutschland und Frankreich weiter geweckt, während im erstern, wo Bürgerkrieg herrschte, wenig sich rührte; nur aus Schwaben kamen starke Scharen. Noch vor dem festgestellten Ausbruchstermin (15. Aug. 1096) machten sich Haufen von Bauern unter Walter Habenichts, Gottschalk, Graf Emicho von Leiningen u. a. auf, die, nachdem sie auf ihrem Marsche die Juden massakriert hatten, für ihre Zuchtlosigkeit in Ungarn fast völlig aufgerieben wurden. Peter von Amiens brachte seine Scharen leidlich bis nach Konstantinopel; als sie aber auf dem kleinasiatischen Ufer einen Vorstoß in der Richtung auf Nicäa unternahmen, wurden sie größtenteils vernichtet (21. Okt. 1096). | Das Hauptheer, wohl über 100,000 Mann stark, trat seinen Marsch im August 1096 an, geführt von Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, dem seine Brüder Balduin und Eustach sich anschlossen, und gelangte durch Ungarn glücklich nach Konstantinopel (23. Dez. 1096), wo allmählich sich auch die übrigen Scharen unter den Grafen Hugo von Vermandois, Stephan von Chartres, Robert von Flandern, Raimund von Toulouse (in dessen Nähe auch der päpstliche Legat Bischof Ademar v. Puy sich befand), dem Herzog Robert von der Normandie und den Fürsten Bohemund von Tarent und Tancred einfanden, die teils von Apulien, teils durch Slawonien (so Graf Raimund) über Durazzo gekommen waren. Alexios wußte die Führer zur Leistung des Lehnseides und zu dem Versprechen zu bestimmen, alle ehemaligen römischen Länder nach ihrer Eroberung zurückzugeben, und setzte das Heer über den Bosporus. Nach der glücklichen Eroberung Nicäas (19. Juni), das Alexios besetzen ließ, ward das Heer des Sultans vor Ikonion nicht weit von Dorylaion (1. Juli) geschlagen, bald darauf Antiochien eingeschlossen (20. Okt. 1097), durch Verrat genommen (3. Juni 1098) und gegen das feindliche Entsatzheer unter Kerbogha von Mosul siegreich behauptet, da (28. Juni) die Auffindung der »heiligen Lanze« die Christen wunderbar begeistert hatte; Bohemund wußte seine Ansprüche auf den Besitz der Stadt zu sichern. Am 7. Juni erschien das Heer, ca. 30,000 Mann stark, vor Jerusalem, das kurz vorher der ägyptische Wesir Malik el-afdhal den Seldschuken wieder entrissen hatte, und eroberte es (15. Juli 1099); am 12. Aug. ward der Wesir bei Askalon geschlagen. Herzog Gottfried wurde zum König gewählt (22. Juli), lehnte aber diesen Titel ab und nannte sich nur »Beschützer des heiligen Grabes«; ihm folgten als Könige Balduin I. und Balduin II. (s. d.). | Unterdessen hatten auf die Nachricht von diesem glücklichen Verlauf des ersten Kreuzzuges 1101 ein neues Heer unter dem Herzog Welf von Bayern in Deutschland und zwei andre in Italien und Frankreich, zusammen an 260,000 Mann, sich nach Kleinasien in Bewegung gesetzt, um Bohemund in Siwas zu befreien, dann aber Bagdad zu erobern, gingen jedoch in Kleinasien im Juli nach heftigen Kämpfen meist durch das Schwert der Seldschuken zugrunde. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 656-658. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000694387X