Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
Begriffs-Schema: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/ConceptScheme
Definition
- Duden: Purpur: 1. a. sattroter, violetter Farbstoff | b. sattroter Farbton mit mehr oder weniger starkem Anteil von Blau | Duden: Färber: jemand, der beruflich mit dem Färben (a) von Textilien, textilen Materialien beschäftigt ist (Berufsbezeichnung) | Duden: färben: 1. mithilfe von Farbstoff farbig, bunt machen, einer Sache eine bestimmte Farbe verleihen | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1906: Färberei, die Kunst, verschiedenen Stoffen eine beliebige Färbung zu geben, die entweder nur an der Oberfläche haftet oder die ganze Substanz durchdringt. Im ersten Fall kann man mit einem Bindemittel (Leimlösung, trocknende Öle, Firnisse, Wasserglas) gemischte Farbe in gleichmäßiger, dünner Schicht auftragen (Anstreichen), wobei die Farbe nach dem Trocknen hinreichend fest haftet, oder man trägt die Farbe, die aus gepulvertem, leicht schmelzbarem Glas besteht, mit einem vorläufigen Bindemittel auf und befestigt sie durch starkes Erhitzen, wobei das Glas zum Schmelzen kommt. Bisweilen wird auch farbloses Glas in geschmolzenes, intensiv gefärbtes getaucht und weiter verarbeitet. Das farbige Glas bildet dann eine dünne oberflächliche Schicht auf dem ungefärbten (Überfangglas). Metalle werden angestrichen, oder man erzeugt auf ihnen einen farbigen Überzug durch Einwirkung verschiedener Agenzien (Metallochromie). Auf Stahl entstehen z. B. beim Erhitzen durch Bildung von Eisenoxyduloxyd die Anlauffarben, bei andrer Behandlung entsteht eine braune Schicht von Eisenoxyduloxyd oder Eisenoxyd (Brunieren), auf Kupfer erzeugt man eine färbende Schicht von Kupferoxydul (braune Bronze), auf Silber eine solche von Schwefelsilber (»oxydiertes« Silber) und auf Kupfer und Bronze die grüne Patina. Durch verschiedene Bronzierverfahren und namentlich auch durch Anwendung des Galvanismus erzeugt man mannigfache Effekte. Hier schließt sich das Vergolden, Versilbern, Verzinnen an, sofern dadurch ebenfalls die Farbe metallener und nichtmetallener Gegenstände geändert wird. Legierungen lassen sich färben, indem man durch Behandeln mit Chemikalien der oberflächlichen Schicht den einen Bestandteil mehr oder weniger vollständig entzieht. So wird Scheidemünzenmetall silberartig, wenn man aus der oberflächlichen Schicht das Kupfer entfernt. Holz, Steine, Horn, Federn etc. färbt man mit Farbstofflösungen, die mehr oder weniger tief eindringen (Beizen) und bisweilen erst infolge einer Zersetzung, wie beim Färben des Holzes mit übermangansaurem Kali, die gewünschte Farbe hervorbringen. Soll ein Körper in seiner ganzen Masse gefärbt werden, so muß ihn eine Farbstofflösung vollständig durchdringen, oder er muß mit ungelösten Farbstoffen imprägniert werden. Wäsche und Zucker werden mit Ultramarin und das Material zu allerlei plastischen Massen durch Mischen mit pulverförmigen Farbstoffen gefärbt. Flüssigkeiten färbt man nur mit Farbstoffen, die sich in ihnen lösen (Liköre, Öle); setzt man zu geschmolzenem Glas Farbstoffe, die sich in der Glasmasse lösen, so bleibt es durchsichtig; unlösliche Farbstoffe machen es opalisierend, durchscheinend oder undurchsichtig, emailartig. [...]| Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 320-325. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006590381 | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1908: Purpur (lat. purpura), eine lichtbeständige, violette, aber mehrfach nuancierte, von den Alten aus Seemuscheln des Mittelländischen Meeres gewonnene und wahrscheinlich von den Phönikern erfundene, aber an verschiedenen Orten hergestellte Farbe. Der vorzüglichste P. wurde in Tyros bereitet, wo dieser Industriezweig noch zur Zeit der römischen Kaiser wie auch auf der Insel Meninx (Djerbi im Gebiet von Tunis) blühte. Einen roten Saft liefern viele Seeschnecken; die eigentlichen Purpurschnecken des Altertums sind aber Murex brandaris und M. trunculus und vielleicht Purpura haemastoma, die noch jetzt an einzelnen Stellen des Mittelmeers ähnlich benutzt werden. Diese Schnecken sondern in einer Drüse, die in der Decke der Atemhöhle neben dem Mastdarm liegt, einen gelblichen Schleim ab, der am Sonnenlicht grün, dann blau, endlich purpurn und scharlachrot wird und dabei einen ekelhaften, lange anhaltenden Geruch erzeugt. Den blauen P. scheinen die Alten mit Purpura trunculus (Purpura, Pelagia) allein erzeugt zu haben, aber man nuancierte ihn durch Anwendung von P. brandaris (Buccinum) und andern Farbstoffen. Man sing die Schnecken mit Netzen, zerquetschte sie oder nahm sie aus dem Gehäuse heraus, macerierte sie mit Salz, erhitzte sie dann, schöpfte die zusammengeschrumpften Tiere aus der Brühe heraus, tauchte nun die zu färbende Wolle ein und trocknete sie an der Sonne, wobei der Farbstoff sich entwickelte. Der Saft der Tiere verhält sich also genau wie eine Indigoküpe. Jahrhunderte hindurch waren die Phöniker im Alleinbesitz des Geheimnisses der Purpurfabrikation. Der schöne Farbstoff gewann schnell die allgemeine Gunst und galt schon in der frühesten Zeit als Auszeichnung des Herrschers; allmählich[462] wurde er immer allgemeiner angewendet, und Cäsar und Augustus mußten seinen Gebrauch wie den andrer Luxusartikel beschränken. Die römischen Kaiser verpflanzten die Purpurfabrikation auch nach Italien und monopolisierten sie. Im byzantinischen Reich wurde der P. von neuem Abzeichen der Majestät und seiner nächsten Umgebung; wichtige kaiserliche Dekrete wurden mit Purpurtinte geschrieben, und noch im 15. Jahrh. werden Purpurhüte und Purpurschleppen erwähnt. Die Scharlachgewänder (purpurati) der Kardinäle, von Paul II. eingeführt, erinnern noch an die alte Sitte. Die alten Bretonen bereiteten P. aus Purpura lapillus. An der Küste Norwegens und Irlands benutzte man noch im 18. Jahrh. den Saft von Purpura lapillus zum Zeichnen der Wäsche, auf dem Gräberfeld von Ancon wurden mit P. gefärbte Gewebe gefunden, und die Eingebornen Zentralamerikas färben wohl seit alter Zeit und noch heute Baumwollengewebe mit dem Saft von Purpura patula. Vgl. W. A. Schmidt, Forschungen auf dem Gebiet des Altertums, Bd. 1 (Berl. 1842); v. Martens, P. und Perlen (das. 1874); Lacaze-Duthiers, Mémoire sur la pourpre, in den »Annales des sciences naturelles« (4. Serie 1859); Schunck, Purpur (Berl. 1879); Dedekind, Ein Beitrag zur Purpurkunde (das. 1898–1906, 2 Bde.); Faymonville, Die Purpurfärberei der verschiedenen Kulturvölker des klassischen Altertums (Heidelb. 1900). – Französischer P. (Pourpre français), s. Orseille; P. des Cassius, s. Goldpurpur. | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 462-463. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007302959