Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
Begriffs-Schema: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/ConceptScheme
Definition
- Duden: Virginia, die Virginier betreffend | [Anm.: unvollständig: Virginia, die Virginier betreffend; von den Virginiern stammend, zu ihnen gehörend; in Virginia gelegen] | Duden: Virginia, die Virginier betreffend Duden: Virginia: Bundesstaat der USA | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1909: Virginia (spr. wördschīnĭa, abgekürzt Va.), Staat der nordamerikan. Union (s. Karte »Vereinigte Staaten«), begrenzt vom Atlantischen Meer, Nordcarolina, Tennessee, Kentucky, Westvirginia und Maryland, 109,940 qkm groß, mit (1900) 1,854,184 Einw. (17 auf 1 qkm). Der Bodenbildung nach zerfällt das Land in drei Teile: ein aus tertiären und quartären Schichten (Lehm, Sand, Mergel) zusammengesetztes Niederland zu beiden Seiten der Chesapeakebai, das von den breiten, der Gezeitenwirkung ausgesetzten und Seeschiffen zugänglichen Ästuarien des Potomac, Rappahannock, York, James u. a. durchzogen und teilweise mit Sümpfen (Dismal Swamp) besetzt ist; ein Hügelland aus stark verwitterten kristallinischen Felsarten und aus Triassandstein, das die Mitte einnimmt und in dem die Flüsse zahlreiche Untiefen und Schnellen bilden, bis sie zuletzt an der sogen. Fallinie (bei Washington, Fredericksburg, Richmond, Petersburg) in die Niederung herabstürzen; ein von verschiedenen Parallelketten der Appalachen (Blue Ridge, Iron Mountains, Massanutton Ridge etc.) durchzogenes Bergland, das einen beträchtlichen Teil des großen Appalachischen Haupttales sowie an der Westgrenze den Ostabhang des mauerartigen Alleghany- und Cumberlandgebirges umschließt und vorwiegend aus paläozoischen Gesteinsschichten (Silur, Devon, Karbon) besteht, mit den Quertälern des Potomac, James, Staunton, New River und dem Stone- und Cumberland Gap als den Hauptübergängen. Diese Gebirgsgegenden sind ausgezeichnet durch schöne Landschaften und Naturmerkwürdigkeiten, zahlreiche Tropfsteinhöhlen (Lurayhöhle), eine prächtige Naturbrücke (bei Lexington) und heiße und kalle Mineralquellen. Der Potomac bildet die Grenze gegen Maryland. Sein wichtigster Nebenfluß ist der Shenandoah. Der Rappahannock, York und James mit dem Appomattox ergießen sich in die Chesapeakebai, der Roanoke in den Albemarlesund. Das Klima ist warm, im Winter aber nicht ohne empfindliche Kälteperioden (selbst in Norfoll bis -16°), im Sommer an der Küste mit viel Malaria. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Norfolk 15°, die Julitemperatur 25,8°, die Januartemperatur 4,7°,[184] die jährliche Regenhöhe 1302 mm, während Lynchburg 13,8° Jahres-, 25,3° Juli-, 2,7°Januartemperatur und 1096 mm Regenhöhe hat. Der Boden der Küstenniederung ist vielfach sandig und arm und großenteils von den sogen. Pine Barrens (Kiefernwaldungen) eingenommen. In der Hügelregion besteht der Boden aus fruchtbarem Ton und Lehm, während die Täler im SW. einen äußerst ergiebigen, kalkhaltigen Boden haben. Mächtige Hickorybäume, Eichen, Eschen, Kastanien. Buchen, Ahorne und die verschiedensten Nadelbäume liefern treffliches Bauholz. Wild (darunter Bären, Wölfe, Waschbären, virginische Hirsche) ist spärlich vertreten, während Klapperschlangen und Mokassinschlangen allerwärts vorkommen. Der Mineralreichtum im Bergland ist beträchtlich. 1902 wurden gefördert: 2,9 Mill. metr. Ton. Kohlen, 970,000 T. Eisenerz, ferner Zink-, Kupfer-, Blei-, Arsen-, Manganerz, Gold und Silber (bis 1902 für 2 Mill. Doll.), Kalkstein, natürlicher Zement, Schiefer, Granit, Porzellanerde und Asbest. Von der Bevölkerung sind 925,897 männlich, 928,287 weiblich, 1,192,855 Weiße, 660,722 Farbige, 354 Indianer. Die weißen Virginier rühmen sich ihrer rein englischen Abstammung. Viele der berühmtesten Staatsmänner der Union waren geborne Virginier, unter ihnen die Präsidenten Washington, Jefferson, Monroe, Madison, Tyler und Harrison. Von den (1900) 19,861 im Ausland Gebornen stammten 4504 aus Deutschland. Die Volksbildung steht auf niedriger Stufe; von den über 10 Jahre alten Personen können (1902) 8,2 Proz. der Weißen und 32,4 Proz. der Farbigen nicht lesen oder schreiben. Die öffentlichen Volksschulen zählten 1905: 361,772 Kinder. Für den höhern Unterricht sorgen 11 Anstalten (Militärschule, 2 Ackerbau- und Handwerkerschulen, Taubstummen- und Blindenschule, College für Farbige etc.), zwei Universitäten in Charlottesville und Lexington. Es erscheinen 256 Zeitungen. Die auf hoher Stufe stehende Landwirtschaft beschäftigt 45,3, die Industrie 16,6 Proz. der Bevölkerung. 1900 zählte man 167,886 Farmen mit 4 Mill. Hektar Kulturland, von dem 1,8 Hektar tatsächlich angebaut waren, und zwar mit Getreide 1,3 Mill. Hektar. Es wurden eingebracht: 36,748,410 Bushels Mais (von 760,000 Hektar), 8,907,510 Bushels Weizen (von 370,000 Hektar), 3,269,430 Bushels Hafer (von 110,000 Hektar), 4,409,672 Bushels Kartoffeln (von 20,000 Hektar), 4,470,602 Bushels Bataten (von 16,000 Hektar), 122,9 Mill. Pfd. Tabak (von 73,000 Hektar), 5,2 Mill. Pfd. Baumwolle (von 10,000 Hektar), 9,8 Mill. Bushels Äpfel (von 8,2 Mill. Bäumen), 3,6 Mill. Pfd. Weintrauben (von 830,000 Stöcken). Bei Norfolk ist der Frühgemüsebau beträchtlich. Der Viehstand betrug 1900: 326,616 Pferde, 51,197 Maulesel und Esel, 853,903 Rinder, 695,614 Schafe und 999,272 Schweine. Die Industrie erzeugte 1905 in 3187 Betrieben mit 80,285 Arbeitern Waren im Werte von 148,856,525 Doll.; am bedeutendsten sind die Tabak- und Zigarrenfabriken, dann Sägemühlen, Eisen- und Stahlwerke, Getreidemühlen, Gießereien und Maschinenbauwerkstätten, Baumwollspinnereien. Die Eisenbahnen haben eine Länge von 6200 km, ein Kanal führt durch den Dismal Swamp; die Handelsflotte zählt 1502 Seeschiffe von 57,179 Ton. Der Gouverneur wird auf vier, die 40 Senatoren der Staatslegislatur und die 100 Repräsentanten auf zwei Jahre gewählt. In den Kongreß der Union entsendet V. 2, in das Repräsentantenhaus 10 Mitglieder. Die Finanzen wurden durch den Bürgerkrieg schwer zerrüttet, haben sich aber wieder wesentlich gebessert. Das steuerbare Eigentum betrug 1906: 433,842,680, die öffentliche Schuld 24,363,795 Doll. Der Staat zerfällt in 118 Grafschaften. Hauptstadt ist Richmond. | Geschichte. V. wurde 1497 von Sebastian Cabot zuerst besucht. 1584 landete Sir W. Raleigh bei der Insel Wocokom und ging von da auf das Festland über, das er zu Ehren der Königin Elisabeth V. nannte. Er erhielt das Land von der Krone als Eigentum verliehen. 1607 wurde die erste Kolonie zu Jamestown am James River unter dem Kapitän John Smith gegründet, doch bestand sie nicht lange; spätere Versuche Richard Greenvilles, Kolonien anzulegen, mißglückten ebenfalls; erst Lord Delawares Bemühungen lieferten ein günstigeres Resultat. Infolge der Verurteilung und Hinrichtung Raleighs unter Jakob I. (1618) fiel das Land wieder an die Krone zurück, die es der London- und Plymouthkompanie zuwies. Bei Beginn des Streites mit dem Mutterland 1773 trat V. an die Spitze der Unabhängigkeitsbestrebungen. Es gab sich 1776 seine erste Verfassung und nahm 25. Juni 1788 die Konstitution der Vereinigten Staaten an. 1789 trennte sich Kentucky von V., das dadurch seinen gegenwärtigen Umfang erhielt. Als Heimat Washingtons und andrer berühmter Staatsmänner war V. lange Zeit der wichtigste Staat der Union. Infolge des Anschlusses an die Südstaaten trennte es sich 1862 in Ostvirginia und Westvirginia, welch letzteres, schon länger der Politik der Unionsstaaten sich zuneigend, 31. Dez. 1862 als besonderer Staat in die Union aufgenommen wurde. Ersteres, das eigentliche (oben behandelte) V., hauptsächlich Kriegsschauplatz während des Bürgerkrieges und erst 1865 von der Nordarmee erobert, weigerte sich mit am längsten, die Verfassungsabänderung und die politische Berechtigung der Schwarzen anzuerkennen. Vgl. Maury, Physical survey of V. (Richmond 1877–78); Cooke, V., history of the people (Bost. 1883); Mangold, Der Feldzug in Nordvirginien im August 1862 (Hannover 1881); Allan, The army of Northern V. in 1862 (New York 1891); T. Bruce, South-west V. and Shenandoah valley (Richmond 1891); Fiske, Old V. and her neighbours (Bost. 1897, 2 Bde.); V. A. Lewis, History and government of West V. (New York 1904). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 184-185. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007655177