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Etrusker  

Definition

  • Duden: Einwohnerbezeichnung | [Anm.: unvollständig: Einwohnerbezeichnung zu Etrurien]| Duden: Etrurien: altitalienische Landschaft | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1906: Etrurĭen (Tuscia, von den Griechen Tyrrhenia genannt, s. Karte beim Art. »Italia«), Landschaft auf der westlichen Seite von Mittelitalien, vom etruskischen Apennin bis zum Tibertal; im Altertum stark bevölkert, blühend und fruchtbar, hafenreich, im Besitz einer alten und eigentümlichen Kultur und von politischer Bedeutung. Die Hauptflüsse von E. waren der Arnus (Arno), der Clanis (Chiana), ein Nebenfluß des Tiber, und die Küstenflüsse Umbro (Ombrone), Albinia (Albegna), Armenta (Fiora) und Marta (Ausfluß des Volsinischen Sees). Die östlichen, am Fuß des Apennin gelegenen Teile sind ausgezeichnet durch mildes Klima, fruchtbaren Boden und reiche Bewässerung, aber auch der Westen, die jetzt sogen. Maremme, war im Altertum reich bebaut. Der ganze südliche Teil Etruriens ist vulkanischer Natur und wird nur von einzelnen Kalkbergen, so dem 740 m hohen Soracte, durchbrochen. Die zahlreichen, kesselartig eingeschlossenen Seen jener Gegend, der Trasimenus (Lago di Perugia) und der Volsiniensis (Lago di Bolsena), die beiden größten, ferner der Ciminius (Lago di Vico), der Sabatinus (Lago di Bracciano) und der Vadimonis (Lago di Bassano), füllen erloschene und eingestürzte Krater. An andern Stellen hatte die tuskische Wasserbaukunst die Seen durch Emissarien, die durch die Seiten der Berge gebrochen wurden, abgelassen, um dadurch Land für die Kultur zu gewinnen. Unter den Bodenerzeugnissen Etruriens sind besonders zu nennen: der clusinische Spelt (far), aus dem das einheimische Nationalgericht, der djcke Mehlbrei (puls), bereitet wurde, Flachs, Wein und Öl. Der Apennin lieferte herrliche Tannenstämme als Bauholz zu Wohnungen und Schiffen, so daß Rom einen großen Teil seines Bedarfs aus E. bezog. Auch Viehzucht, Fischfang und Jagd waren Nahrungszweige. Von Mineralien wurden Eisen auf dem benachbarten Ilva (Elba), Kupfer (bei Volaterrä) und silberhaltiges Blei in großen Massen gewonnen und zu Waffen, Statuen und Geld verarbeitet. Erst spät benutzt wurden dagegen die Marmorbrüche von Luna, wo jetzt der karrarische Marmor gewonnen wird. Die namhaftesten Städte Etruriens, deren Umfang z. T. noch heute die Reste ihrer einst mächtigen (kyklopischen) Umfassungsmauern bezeugen, waren: im nördlichen Teil in der untern Niederung des Arnus die[141] alte Handelsstadt Pisä, oberhalb des erst im letzten Jahrhundert der römischen Republik nach Austrocknung der Sümpfe angelegten Florentia das feste Fäsulä (Fiesole; diese drei ursprünglich nicht zu E. gehörig) und im Quellgebiet des Arnus das mächtige, zugleich den Übergang in das Tibertal beherrschende Arretium (Arezzo); dann in Mitteletrurien Volaterrä (Volterra), im Küstenstrich Populonia, Rusellä und Vetulonia, auf den Vorhöhen des Apennin Cortona, Perusia (Perugia) hoch über dem Tibertal, davon westlich Clusium (Chiusi), der Herrschersitz des Porsena, und südlich Volsinii (Bolsena); endlich im S. Volci mit der Hafenstadt Cosa, Tarquinii, Cäre (Cervetri, in ältester Zeit Agylla, »Rundstadt«), uralte Handelsstadt mit dem Hafen Pyrgi, und das früh zerstörte Veji (Ruinen Isola Farnese). | Erst die neuere Zeit hat wieder anerkannt, welch bedeutende Stelle die Etrusker, die sich selbst Rasennä genannt haben, unter den Völkern des Altertums einnahmen, obwohl man über ihren Ursprung noch nicht klar geworden ist. | Von der etruskischen Sprache besitzt man zahlreiche Denkmäler, etwa 7000 Inschriften; der umfänglichste Text ist ein längeres Stück einer Bücherrolle, das sich unter den Binden einer ägyptischen Mumie gefunden hat. Ein mit dem italischen Etruskisch nahe verwandter Dialekt wurde auf der Insel Lemnos gesprochen, der durch zwei Inschriften (aus dem 7. Jahrh. v. Chr.) vertreten ist. Dem etruskischen Alphabet liegt, wie dem der andern altitalischen Stämme, das griechische zugrunde, so daß die Lesung der Inschriften auf keine Schwierigkeiten stößt. Verstanden und übersetzt ist aber bis heute noch keins von allen Denkmälern, und alle Versuche, die etruskische Sprache mit einer andern bekannten Sprache älterer oder neuerer Zeit in verwandtschaftliche Verbindung zu bringen, sind bis jetzt gescheitert. Insbesondere ist zu betonen, daß das Wenige, was man bis jetzt über den Bau der Sprache festzustellen vermochte, mit der Annahme, sie gehöre zu den indogermanischen Sprachen, schlechterdings unvereinbar ist. Als eine nichtindogermanische Sprache betrachtet das Etruskische neuerdings auch V. Thomsen in seinen durchaus methodisch vorgehenden »Remarques sur la parenté de la langue étrusque« (Kopenh. 1899), wo auf die auffallende Übereinstimmung einiger etruskischer Flexionsausgänge mit solchen der östlichen Gruppe der nordkaukasischen Sprachen hingewiesen wird. Wie die Bemühungen um die Sprache, so haben bisher auch die um die ethnologische Stellung der Etrusker ein sicheres oder auch nur wahrscheinliches Resultat nicht ergeben. Vgl. A. Torp, Etruskische Beiträge (Leipz. 1902–1903,2 Hefte); Derselbe, Etruskische Monatsdaten (Christiania 1902). | Hauptbeschäftigung der Etrusker waren Ackerbau und Handel zur See und zu Lande; ihrer Energie gelang die Austrocknung der sumpfigen Niederungen ihres Landes; zugleich aber führte sie schon in sehr früher Zeit ein Handelsweg über die Alpen nach dem Norden, und auf dem Meere waren sie nach den Griechen, Phönikern und Karthagern das bedeutendste Handelsvolk. In ihrem Privatleben tritt frühzeitig Neigung zu Pomp in Kleidung und Insignien hervor, wie ja auch vieles, was zu Rom die Magistrate äußerlich auszeichnete, die lictores, apparitores, die elfenbeinernen Kurulsessel, die toga praetexta, die Ausstattung der Triumphe von ihnen entlehnt wurde. Die alte berühmte Tapferkeit verschwand, je mehr sie sich der Verweichlichung und Schwelgerei zuwandten. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 141-143. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006574106

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