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Burgunder  

Definition

  • Duden: 1. Einwohnerbezeichnung | [Anm.: unvollständig: Einwohnerbezeichnung zu Burgund] | Duden: Burgund: französische Landschaft und früheres Herzogtum | Meyers Großes Konversations-Lexikon1905: Burgund (Bourgogne), vormalige franz. Provinz, der zentrale Landstrich des östlichen Frankreich, der im N. von der Champagne, im W. von Bourbonnais und Nivernais, im S. von Lyonnais und [631] Dauphiné, im O. von Savoyen, der Schweiz und der Franche-Comté umschlossen ward. Die Provinz, bestehend aus den ehemaligen Landschaften Auxerrois, Montagne, Auxois, Dijonnais, Autunais, Châlonnais, Charolais, Mâconnais, dem Fürstentum Dombes, der Bresse, dem Bugey, dem Land von Gex und Val Romey, war 25,714 qkm (467 QM.) groß und umfaßte die jetzigen Departements Ain, Saôneet-Loire, Côte-d'Or und Yonne. – Der eigentliche Burgunder ist charakterisiert durch Freimut und Aufrichtigkeit, Beharrlichkeit und Festigkeit; er verbindet Frohsinn und Witz mit einer gewissen Barschheit, und sein rauhes, schneidendes Patois paßt gut zu seinem satirischen Ton. Die Schriftsteller, deren B. viele aufzuweisen hat, zeichnen sich durch einen bilderreichen, aber auch oft schwülstigen Stil aus. | Geschichte der Burgunderreiche. | Die Burgunder (Burgundiones), ein germanisches Volk, Zweig der Vandalen, wohnten ursprünglich im Gebiete der Netze und Warthe. Un 1250 n. Chr. zogen sie nach der obern Weichsel, wo sie von dem Gepidenkönig Fastida zurückgeworfen wurden, dann südwestwärts, wobei sie 277 von Kaiser Probus zum Frieden gezwungen wurden, und ließen sich nördlich von den Alemannen im Maingebiet nieder. Von hier machten sie Einfälle in Gallien und lagen dann mit den Alemannen lange in Fehde wegen der Grenze und des Besitzes von Salzquellen. Eine Schar Burgunder nahm 406 an dem Zug des Radagais nach Italien teil, andre brachen in Gallien ein. 413 ließen sie sich mit Zustimmung der Römer (Iovinus) unter ihrem König Gunt(i)ar am linken Rheinufer zwischen Lauter und Nahe nieder und gründeten ein Reich mit der Hauptstadt Worms (das Burgunderreich der Nibelungensage). Um diese Zeit traten sie zum arianischen Glauben über, was sie bald in scharfen Gegensatz zu den Römern brachte. Als sie sich 435 unter König Gundichar gegen den römischen Statthalter Aëtius empörten, wurden sie 437 zum großen Teil von einer in römischen Diensten stehenden Hunnenschar vernichtet; Gundichar fiel, und das Burgunderreich am Mittelrhein ging zu Grunde (der historische Kern der Nibelungensage). Der Rest des Volkes unter König Gundioch wurde 443 von Aetius in der Sabaudia (Savoyen) angesiedelt und gründete hier im Rhonegebiet ein neues Burgunderreich, das nach Gundiochs Tode 473 unter seine Söhne Gundobad, Godegisel und Chilperich in drei Teile mit den Hauptstädten Lyon, Vienne und Genf geteilt wurde. Ein vierter Sohn, Godomar, war von Gundobad ermordet worden, der auch Chilperich tötete, sich seines Anteils bemächtigte und schließlich das ganze Rhonegebiet bis zum Mittelmeer innehatte. Godegisel, von Gundobad bedrängt, rief 500 den Frankenkönig Chlodovech zu Hilfe, der Gundobad bei Dijon schlug; aber nach seiner Rückkehr wurde Godegisel in Vienne von Gundobad getötet, worauf dieser das Reich bis zu seinem Tode (516) in Ruhe beherrschte, ein Gesetzbuch (lex Gundobada) gab und den Frieden zwischen Arianern und Katholiken herstellte. 507 zog er als Bundesgenosse Chlodovechs gegen die Westgoten. Siegmund, Gundobads Nachfolger, der zum Katholizismus übertrat, wurde 523 von Chlodovechs Söhnen besiegt und in Coulmiers bei Orléans mit Gattin und Söhnen lebendig in einen Brunnen versenkt. Sein Bruder Godomar schlug die Franken 524 bei Véféronce zurück, unterlag aber 532 in einer zweiten Schlacht bei Autun, worauf das Burgunderreich mit Neustrien vereinigt wurde (533). Doch behielten die Burgunder stets ihre alten Satzungen und Rechte. Bei der Teilung des fränkischen Reiches 561 wurde B. ein besonderes Königreich, das, zuerst von Chlotars Sohn Guntram (gest. 593) beherrscht, bald für sich bestand, bald wieder mit Neustrien und Austrasien vereinigt wurde. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 631-634. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000638420X

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