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Armenier  

Definition

  • Duden: Einwohnerbezeichnung | [Anm.: unvollständig: Einwohnerbezeichnung zu Armenien] | Duden: Armenien: Staat in Vorderasien | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Armenĭen, Land in Vorderasien (s. Karte »Kaukasien«), das bis ins Mittelalter zeitweise unter eignen Königen stand, dann seine politische Selbständigkeit verlor und gegenwärtig unter Rußland, die Türkei und Persien geteilt ist. Es umfaßt das Gebiet zwischen Kleinasien im W., der Tiefebene des Aras und Kur im O., dem Kaukasus im N. und den Gebirgen südlich des Murad im S. und bildet in diesem Umfang ein in sich geschlossenes Naturganzes: eine mächtige, die umgebenden Länder überragende Hochlands masse mit seit alters einheitlicher Bevölkerung. Das Innere nehmen 800–2000 m ü. M. gelegene, weidereiche Hochebenen ein, auf denen sich isolierte, bis über 5000 m hohe Kegelberge, meist alte Krater, und lange Gebirgsketten erheben. Unter letztern ist die vom Ararat bis zum Zusammenfluß der beiden Quellflüsse des Euphrat sich erstreckende vielnamige Kette die bedeutendste; sie teilt das Land in eine südliche und eine nördliche Hälfte. In der südlichen liegt die Talebene des Murad Su oder östlichen Euphrat, bei Musch etwa 1400 m hoch; in der nördlichen sind die Hochebenen von Bajezid, Erzerum (1860 m), Kars, Achalzych und Eriwan (985 m). Der Hochebene von Eriwan sind ausgesetzt: der Große Ararat (5156 m), der Kleine Ararat (4030 m) und der Alagöz (4180 m). Die Ränder des Hochlandes fallen gegen N. und S. jäh in tiefer liegende Landschaften ab, während der Übergang im W. zum kleinasiatischen, im O. zum iranischen Hochland unmerklich ist. Zwischen dem Nordabfall und dem vom armenischen Taurus gebildeten Südrande steigen mehrere Berggruppen zu mehr als 3000 man, z. B. Bingöl Dagh (3925 m), Palandöken (3150 m), Sipan Dagh (3800 m), Ala Dagh (3520 m). Südlich vom Taurus folgt eine breite Längenstufe, in welcher der Tigris in der Tal ebene von Diarbekr nach O., weiter westlich auch der Euphrat auf eine Strecke nach W. fließt. Im S. wird diese breite Längenstufe von dem von O. nach W. ziehenden, über 1000 m hohen Tür Abdîn (Mons Masius) begrenzt und von der ersten Stufe Mesopotamiens getrennt. Am West- und Ostrande steigt man allmählich über mehrere Stufen in kurzen Engpässen auf die Hochebenen Armeniens hinaus. [...] | [Bevölkerung.] Die Armenier haben extrem hohe Kurzschädel, dicke, große Nasen, dunkle Haare und Augen; sie sind intelligent und besitzen aus der Zeit vom 4.–12. nachchristl Jahrh. eine reiche Literratur, namentlich in Geschichte und Theologie. Ebenso haben sie die christliche Religion, die bereits im 2. Jahrh. zu ihnen kam, in eigentümlicher Weise aufgefaßt und entwickelt und sich in neuerer Zeit auch der evangelischen Lehre zugänglich gezeigt (s. Armenische Kirche) Sie sind arbeitsam, sparsam und enthaltsam, jedoch ränkesüchtig und von geringer Moral und besitzen großes Geschick zu kaufmännischen Geschäften, bei deren Ausübung ihnen jedes Mittel recht ist. Ihr Erwerbssinn, den sie in der Heimat nicht genügend betätigen können, führt sie oft in die Fremde, vor allem nach Konstantinopel, wo sie zahlreiche Beamtenstellen innehaben, dann auch in die umliegenden Länder bis nach Westeuropa und selbst Nordamerika. Aber trotz dieser Zerstreuung bilden sie überall geschlossene Gemeinwesen, die ihre nationale Eigentümlichkeit zu behaupten wissen. Man schätzt ihre Zahl in A. selbst auf höchstens 1 Mill. (in ganz Türkisch-Asien auf 1,144,000), in Persien und den Ländern östlich davon auf 43,000, in der Europäischen Türkei auf 400,000, in Rußland auf 1/2 Mill., in Afrika auf 5000, in Siebenbürgen, Ungarn und Galizien auf 16,000, im übrigen Europa auf 1000 Die Gesamtzahl dürfte 2 Mill. wenig übersteigen. In der Heimat sind die Armenier meist Hirten und Ackerbauer geblieben. Ihre Kleidung gleicht der türkischen, nur daß sie statt des Turbans eine hohe Pelzmütze tragen. Die Frauen dürfen sich öffentlich nur verhüllt zeigen und stehen auf niedriger Stufe. Um die Hebung der geringen geistigen Bildung des Volkes haben sich evangelisch-amerikanische Missionare und französische Jesuiten verdient gemacht. Außer ihren Anstalten gibt es in A. nur wenige Schulen. Außer Armeniern wohnen im Lande als Eingewanderte die herrschenden Türken, Kurden, im SO. tatarische Stämme, Nestorianer, die einen syrischen Dialekt sprechen und zumeist die Gebirge an der Grenze von Persien bewohnen, Georgier und Lasen im N. sowie zer streut Griechen, Juden, Zigeuner. Die Wohnungen sind mit Rücksicht auf den langen, harten Winter angelegt und haben möglichst wenige Öffnungen. Die Dörfer bestehen aus Lehmhütten, häufiger aus unterirdischen Wohnungen. Unmittelbar neben dem Wohngemach befindet sich der Stall und unter der Dachluke ein 1 m tiefes Loch im Boden (Tandur), das als Ofen und zur Brotbereitung dient. Sehr bedeutend ist die Schafzucht. Der im ganzen unbedeutende Ackerbau erzeugt Weizen, Gerste, Spelz und Flachs, auf den Ebenen Reis, Baumwolle, Tabak, Sesam, hier und da Hirse. In den Ebenen wird auch Seidenraupen-, Bienen- und Obstbaumzucht fleißig betrieben, stellenweise ausgezeichneter Weinbau. Die wenig entwickelte Industrie erzeugt Teppiche, seidene und wollene Zeuge, Strümpfe, Pferdedecken, Schals, namentlich aber Tressen, wozu man die Gold- und Silberfäden meist aus Rußland erhält. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 778-781. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006251870

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