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Araber  

Definition

  • Duden: 1. Einwohnerbezeichnung zu Arabien | Duden: Arabien: das Gebiet der Arabischen Halbinsel | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Arabien, die große Halbinsel des südwestlichen Asien, zwischen 12°40´ und etwa 34° nördl. Br., zwischen 32°30´ und 59°48´ östl. L., hat mit Sinai einen Flächenraum von 3,094,700 qkm (die einzelnen Gebiete s. unten, S. 654). Die Ostgrenze bilden der Persische Golf und das Euphratland; den Südrand bespült der Indische Ozean (Arabisches Meer), den Westrand das Rote Meer, während im NW. die Landenge von Suez A. mit Afrika verbindet. Gegen N. ist die Grenze weder natürlich noch politisch bestimmbar. A. gehört zu den unbekanntesten Ländern (s. Asien [Entdeckungsgesch.]). A. ist nach Lage und Naturbeschaffenheit das Übergangs- und Bindeglied zwischen Asien und Afrika. Als Hochplateau mit wüstenartigem Innern und meist steil abfallenden Randgebirgen teilt es am Ufersaum und im O. die trockne Wüstennatur Afrikas, während das nördliche Innere sich mehr dem Charakter der westasiatischen Hochebenen zu nähern scheint. Diese Beschaffenheit, verbunden mit der Umgebung von Wüsten und gefahrvollen Meeren, verlieh A. von jeher die größte Abgeschlossenheit. Es lag dem kriegerischen und friedlichen Verkehr fern und blieb vor aller Vermischung mit Fremden (abgesehen von Negern im W.) und vor deren Herrschaft bewahrt. Trotz seiner Lage zwischen den ältesten Kulturvölkern in Ägypten, Syrien, Mesopotamien, Persien und Indien verhielt es sich stets ab weisend gegen jeden von dorther kommenden Einfluß. Auch die Herrschaft der Römer hat sich nicht weit über das Peträische A. hinaus erstreckt. Dagegen ist A. die Wiege wandernder und erobernder Völker gewesen, die nach allen Weltgegenden ihre Herrschaft ausbreiteten. Aber auch sie haben nirgends ihre Nationalität. Sprache und Religion aufgegeben, sondern dem Fremden überall sich ebenso unzugänglich gezeigt wie ihre Wüstenheimat, wo sich die alte Geteiltheit in kleine Gebiete und das patriarchalische Hirten leben bis auf die Gegenwart erhalten haben. [...] | [Bevölkerung.] Obwohl über viermal größer als Deutschland, hat A. nur 3,5 Mill. Einw. Am stärksten ist die Volksdichte in Omân, El Hasa und Jemen, also auf der Ost- und Westküste, unverhältnismäßig dünner in Nedschd und auf der Sinaihalbinsel, während die Wüsten des Innern ganz unbewohnt sind und nur in den fruchtbaren Tallandschaften feste Kulturstellen haben. Daher besteht die arabische Bevölkerung der Mehrzahl und dem Kerne nach aus Beduinen (s. Tafel »Asiatische Völker II«, Fig. 10, und Tafel »Afrikanische Völker I«, 3 u. 4), die nomadisch von Viehzucht leben und in zahlreiche zerstreute Stämme zerfallen; der kleinere Teil sind Hadesi (Ansässige), die als Ackerbauer oder Händler in Städten und Landgemeinden wohnen. Die Bewohner des Südens und Ostens sind in Abstammung wie Sprache von denen des Nordens verschieden, wenn auch beide dem großen semitischen Stamm angehören. Erstere sind die Joktaniden (die Sabäer oder Himjariten des Altertums, von deren Sprache ein altertümlicher Rest im heutigen Echkili erhalten ist), während die Bewohner des Nordens die Ismaeliten sind, deren Sprache sich zum Koran-Arabisch entwickelte. Wie Arabiens Boden gleichartig und stetig ist, so gleicht auch der heutige Araber dem aus Hiobs Zeit. Er ist von mittlerm, hagerm, aber muskulösem und ebenmäßigem Körperbau. Sein Bedürfnis an Speise und Trank ist gering; um so mehr ist er befähigt, große Strapazen, Hunger und Durst zu ertragen. Habsüchtig und betrügerisch, aber tapfer und freigebig, voll Stolz, Mut und Freiheitsliebe, dankbar und gastfrei, beredt und voll dichterischer Phantasie, ein warmer Verteidiger seiner Ehre, hat der heutige Beduine noch alle die Vorzüge und Mängel des Charakters seiner Urahnen. Seine Wohnung ist das Zelt; sein Gerät Kamelsattel und Wasserschlauch; seine Kleidung wollenes Hemd und Mantel; seine Waffen Speer und Schwert; seine Speise Milch, ungesäuertes Brot, Butter, Datteln; sein Reichtum das Kamel und das Pferd. Industrie ist kaum entwickelt, bedeutender der Handel. Vor Jahrtausenden schon liefen die ägyptischen und persischen Handelsschiffe in die Häfen von Katif (Gerrha), Aden (Adana) und Mocha (Muza) ein; Dschidda war und ist jetzt noch der Landungsplatz der nach Mekka bestimmten Handels- und Pilgerkarawanen. Südarabien (Jemen) liefert jährlich zwischen 50,000 und 100,000 Zentner Kaffee (Mokkakaffee), außerdem Pferde, Datteln, Gummi, Räucherwerk, Häute; es bezieht Stoffe, Gewürze und Zucker aus Indien und Persien, Sklaven, Gummi, Weihrauch aus Afrika, Metallwaren aus Amerika und Luxusartikel aus Europa. Einen einzigen Staat hat A. nie gebildet; es bestand zu allen Zeiten wie noch jetzt aus einer Anzahl einzelner Staaten. Bei den Nomadenstämmen finden wir noch die patriarchalische Regierungsform der biblischen Welt. An der Spitze eines Stammes steht gewöhnlich ein Fürst, der Imam (Oberpriester), Scherif (Edler), Emir (Befehlshaber), Sultan (König) oder Scheich (Ältester) heißt, aber keineswegs mit orientalischem Despotismus herrscht, vielmehr in der Ausübung seiner Macht durch den Koran, mehr noch durch Sitte und Herkommen beschränkt ist. Religion ist der Islam, der in A. entstand und von hier aus im Verein mit seiner Sprache über drei Weltteile sich ausbreitete. Der größte Teil der Einwohner gehört zu den Sunniten (s. d.); an der Ostküste gibt es viele Schiiten (s. d.). Das Wahhabitentum (ein reformierter Islam) in Nedschd ist unlängst zu Grunde gegangen. Der Mann darf vier Frauen haben, hat aber gewöhnlich nur eine; die Heirat ist ein Kauf. In manchen Gegenden, z. B. in Omân und im östlichen Nedschd, betreiben die Weiber allein die Wirtschaft. Lesen und Schreiben ist unter den Beduinen eine seltene Kunst. Allgemein aber ist die Neigung und Fähigkeit[653] zum Dichten; viele Gesänge pflanzen sich von Mund zu Mund fort, und Erzählen von Märchen und Geschichten bildet die liebste Unterhaltung. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 652-656. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006245056

Synonyme

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    Araberstamm
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    Arabertum

URI

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