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kaukasisch  

Definition

  • Duden: Kaukasien, die Kaukasier betreffend; aus Kaukasien stammend | [Anm.: unvollständig: Kaukasien, die Kaukasier betreffend; von den Kaukasiern stammend, zu ihnen gehörend; in Kaukasien gelegen] | Duden: Kaukasien: Gebiet zwischen Schwarzem Meer und Kaspischem Meer | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Kaukasien (hierzu Karte »Kaukasien«), russ. Generalgouvernement im westlichen Asien (von einigen auch zu Europa gerechnet), der Isthmus zwischen dem Asowschen und Schwarzen Meer im W., dem Kaspischen Meer im O. und beiderseits des Kaukasus. Die politische Grenze wird im N. von den Flüssen Jesa, Jegorlyk, Manytsch und Geiduk gebildet; im S. läuft sie von Astara am Kaspischen Meer in nordwestlicher Hauptrichtung bis zum Karadulinischen Posten am Araxes, folgt dann diesem Fluß bis in die Nähe des Großen Ararat und zieht wieder in nordwestlicher Hauptrichtung weiter, bis sie bei Kap Kopmusch das Schwarze Meer erreicht. Der Flächeninhalt dieses Gebietes beträgt 473,227 qkm. Die Küste des Asowschen und Schwarzen Meeres hat 1065 km, die des Kaspischen Meeres 978 km Länge; der Isthmus ist an seiner schmalsten Stelle 535 km breit. [...] | [Bevölkerung.] Nach der ersten allgemeinen Volkszählung im russischen Reich vom 28. Jan. (9. Febr.) 1897 betrug die Bevölkerung des Generalgouvernements: [...] | Auf 100 Männer kommen im ganzen Generalgouvernement 89,5 Frauen, die wenigsten im Schwarzen Meer-Gouvernement (65,5), die meisten im Kubangebiet (97,2). Die bedeutendsten Städte sind Tiflis mit 160,645, Baku mit 112,253, Jekaterinodar mit 65,697, Wladikawkas mit 43,843, Stawropol mit 41,621, Maikop mit 34,191, Jelissawetpol mit 33,090, Kutaïs mit 32,492, Eriwan mit 29,033, Batum mit 28,512, Kars mit 20,891 Einw. Ziskaukasien hat danach auf 221,447 qkm 3,725,543 Einw. (1,902,487 männlich, 1,823,056 weiblich), also 17 auf 1 qkm, Transkaukasien mit Daghestan dagegen auf 251,780 qkm 5,565,547 Einw. (2,983,743 männlich, 2,581,804 weiblich), also 22 auf 1 qkm. [...] | Nach der seit Sagursky angenommenen Einteilung ist die außerordentlich gemischte Bevölkerung Kaukasiens folgendermaßen zusammengesetzt (die Zählung stammt von 1886): [...] | Während in Ziskaukasien die Geschlechter numerisch sich ziemlich gleichstehen, fällt in Transkaukasien das große Zahlenübergewicht der männlichen Bevölkerung über die weibliche auf; 2,983,743 männliche gegen 2,581,804 weibliche, d. h. 100: 86; und während Ziskaukasien im ganzen russisch ist, erscheint Transkaukasien nicht russisch im ethnographischen Sinne des Wortes. Das stärkste Bevölkerungselement Kaukasiens sind jetzt die Russen mit 2,192,364 Köpfen. Noch ist der slawische Stamm vertreten durch 3308 Polen, 920 Tschechen u. a. Die deutschen Ansiedler (21,504) stammen meist aus Württemberg. Die letzten derselben kamen 1848 in K. an. Jetzt bestehen in Transkaukasien 9 deutsche Kolonien, im Kreis Tiflis fünf: Petersdorf (135 Einw.), Freudenthal (82), Marienfeld (300), Alexandersdorf (365) und Elisabetthal (1043), im Kreis Bortschalo zwei: Alexandershilf (286) und Katharinenfeld (1096), im Kreis Jelissawetpol drei: Helenendorf (1629), Annenfeld (356) und Georgsfeld (ca. 400). Sie treiben Ackerbau, Viehzucht, in einigen Kolonien bedeutenden Weinbau, und ihre saubern Dörfer heben sich sehr vorteilhaft ab gegen die schmutzigen grusinischen und tatarischen Dörfer mit ihren Lehmhütten und flachen Dächern. In Ziskaukasien gibt es ebenfalls neun deutsche Kolonien, im Kubangebiet zwei, im Terekgebiet fünf und im Gouv. Stawropol zwei. Von den übrigen indoeuropäischen Völkerschaften leben hier (fast sämtlich in Transkaukasien) 1206 Rumänen, 57,307 Griechen, 10,687 Perser, 124,683 Tat, 50,510 Talyscher, 100,043 Kurden, 157,114 Osseten, 975,031 Armenier und 800 Zigeuner, wozu noch Esthen, Chaldäer (Aissoren) u. a. kommen. In Transkaukasien treten der Zahl und Bedeutung nach besonders drei Nationalitäten hervor: die christlichen Georgier (1,201,254), Armenier (939,131) und die schiitischen (ausnahmsweise[776] auch die sunnitischen) Aserbeidschan-Tataren (1,139,659) in der östlichsten Hälfte. Am vornehmsten und ritterlichsten sind die Georgier, am fanatischsten die Tataren, am einflußreichsten, wirtschaftlichsten und zähesten die Armenier. Unter den zu den Georgiern gehörigen eigentlichen Grusinern im Gouv. Tiflis (363,717) sind 5000 fürstlichen Standes neben 16,000 andern Edelleuten; in Kutaïs sind 13,000 fürstlichen Standes neben 49,000 Edelleuten. Diese Fürstenfamilien entsprechen dem feudalen Grundbesitzadel in Deutschland. Außer Grusinern oder Georgiern (s. d.) in 11 Stämmen und Armeniern setzt sich die Hauptmasse der Bevölkerung Transkaukasiens zusammen aus den sehr zahlreichen Stämmen, die man als Kaukasusvölker (Kaukasische Bergvölker, Kawkáskije Gorzy) zusammengefaßt hat und die aus den Völkergruppen der Lesghier, Tscherkessen, Abchasen, Tschetschenzen und aus mongolischen Völkern bestehen. Die mongolischen Völker sind in der Hauptsache durch mohammedanische Türken und Tataren vertreten und namentlich in den Gouvernements Jelissawetpol, Baku und Eriwan zu finden; ihre Hauptstämme sind die Tataren (1,139,659), die Kumyken (100,838), Türken (70,226), Nogaier (55,376), Karatschaier (22,000), während die buddhistischen Kalmücken (eingeteilt in Adel, »Weiße Knochen« und Gemeine, »Schwarze Knochen«) ausschließlich das Gouv. Stawropol, die Esthen und Mordwinen aber zerstreut Transkaukasien bewohnen. Juden haben sich schon nach der babylonischen Gefangenschaft in Transkaukasien angesiedelt, sie sind jetzt außer in den Provinzen Kars und Eriwan überall ziemlich zahlreich vertreten. Etwa 30,000 gehören zu den Bergjuden (s. d.), deren größte Gemeinde die von Kuba ist. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 774-779. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006880355

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