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Annamit  

Definition

  • bdk: Einwohnerbezeichnung zu Annam | bdk: Annam: historische Region in Südostasien | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Anam (Annam, »beruhigter Süden«), ein unter franz. Protektorat stehendes Königreich in Hinterindien (s. Karte »Französisch-Hinterindien«), zwischen 17°30´ -10°30´ nördl. Br. und 106°30´ -109° östl. u., im O. vom Chinesischen Meer, im N. von Tongking, im W. von Si am und Kambodscha, im S. von Kotschinchina begrenzt, mit 135,000 qkm und (1898) 6,394,250 Einw., wovon 4000 Chinesen, 250 Europäer. | Bodenbeschaffenheit. Auf das schmale inselreiche Küstenland mit zerrissenen, doch hafenarmen Gestaden folgt ein Terrassenland, das in der die Grenze gegen Siam bildenden Wasserscheide zu Gipfeln über 2000 m emporsteigt. Die Flüsse sind unbedeutend, ausgenommen der zum Mekhong fließende Donnai. Das Klima wird durch die Meeresnähe gemäßigt, höchste Temperatur Juni bis August 37°, niedrigste Dezember bis Januar 11°. Die Regenzeit dauert von November bis April, die Trockenzeit von April bis November. Die Produkte der Pflanzenwelt sind die tropischer Länder (Reis, Baumwolle, Zimt, Gewürze, Zucker, mittelmäßiger Tee, Sesam, Kaffee, Kokosnüsse); die Bergwälder enthalten allerlei Nutzhölzer, darunter das geschätzte Aloeholz. Zur sehr reichen Tierwelt gehören: Tiger, Elefanten, Rhinozerosse, Büffel, die gezähmt zum Bestellen der Felder verwendet werden, zahlreiche Affen, Hirsche, Wildschweine, Pfauen, Papageien. Sehr stark wird der Fang der Fische und Krokodile (wegen ihres besonders geschätzten Schwanzes) betrieben. Haustiere sind kleine Pferde und Rinder, Ziegen, Schafe, besonders aber das chinesische Schwein. Der Mineralreichtum (Gold, Silber, Kupfer, Zink, Eisen, Kohle) ist groß, doch bisher noch nicht ausgebeutet. | Die Bewohner sind Indochinesen und haben sich nur noch im Gebirge rein erhalten, wo sie ziemlich unabhängig leben. Diese Muong (Myong) genannten Bergbewohner sind hellfarbiger und schlanker, aber kräftiger und mutiger als die durch Vermischung mit Chinesen beeinflußten Anamiten, die 9/10 der Bevölkerung ausmachen. Sie sind klein (1,6 m im Mittel), aber gut proportioniert, schmächtig, aber gewandt, mit breitem, glattem Gesicht, niedriger Stirn, platter Nase, schrägen Augen und schwarzem, dichtem Haupthaar, das ungeschoren bleibt und hinten aufgebunden wird. Die Hautfarbe schwankt zwischen Schmutzigweiß und Schokoladebraun. Die Backenknochen sind weniger vorstehend als bei den Chinesen. Die Kleidung ist die altchinesische Tracht. Orange ist die Farbe des Königs, die Flagge aber weiß. Kopfbedeckung ist ein blauer oder schwarzer Turban, bei Ärmern ein großer gefirnißter Strohhut. Die Wohnhäuser stehen in der Niederung auf Pfählen. Die anamitische Sprache ist einsilbig, isolierend mit sechs Tonakzenten versehen (s. Isolierende Sprachen) und gehört zu der mon-anamitischen Sprachfamilie, ist aber so stark mit chinesischen Lehnwörtern durchsetzt, daß sie fast den Eindruck eines altertümlichen chinesischen Dialekts macht. Grammatiken von Aubaret (Par. 1867, mit Vokabular), Diguet (2. Aufl., das. 1897), Dirr (Wien 1894); Wörterbücher von Pigneaux-Taberd (»Dictionarium anamitico-latinum«, 1838; neu bearbeitet von Theurel, 1877), Ravier (lateinisch-anamit., 1880), Bonet (anamitisch-franz., Par. 1899–1900, 2 Bde.). Die anamitische Schrift ist eine aus der chinesischen abgeleitete Wortschrift. Die Literatur ist allein die chinesische. Elementarkenntnisse, Lesen und Schreiben (mit chinesischen Schriftzügen) sind im Volke ziemlich allgemein. Das Volk ist heiter, schwatzhaft, mißtrauisch, furchtsam, eitel, durch den langen Despotismus verdorben. Musik und Theater sind sehr beliebt und haben eine gewisse Ausbildung erreicht. Die Religion der großen Masse ist ein Kultus von Schutzgeistern, die Gebildeten sind meist Anhänger des Kungfutse, die übrigen laue Buddhisten. Die katholischen Christen, vermischte Abkömmlinge der 1624 aus Macao und Japan (nach dem Christenmord) eingewanderten und der aus Malakka vertriebenen Portugiesen, zählen 420,000 Köpfe unter sechs Bischöfen. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 477-479. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006227031

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