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Afghane  

Definition

  • Duden: 1. Einwohnerbezeichnung zu Afghanistan | Duden: Afghanistan: Staat in Vorderasien | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: Afghanistan (Drangiana und Ariana der Alten, von den Eingebornen Urlajat, »Stammland«, genannt; s. die Karten »Zentralasien« und »Persien«), das nordöstliche Iran zwischen Indien, Belutschistan, Bochara und Persien. Das durch die Stellung der afghanisch-indischen Grenzgebiete unter britische Verwaltung und eine Verschiebung der Nordwestgrenze zu gunsten Rußlands auf 624,000 qkm beschränkte Gebiet liegt zwischen 30–37°45´ nördl. Br. und 61–72° östl. L. A. ist reich an Altertümern aus griechischer und buddhistischer Zeit (Kabultal, Tal von Peschawar, Bamian). [...] | Die Bevölkerung soll 4,550,000 Köpfe betragen. Sie gehört zur großen iranischen Völkerfamilie und besteht aus einer Anzahl von Völkern, vereinigt durch den Islam und die politischen Erfolge im 18. Jahrh. Die Afghanen sind nach ihrer Überlieferung Einwanderer aus Syrien, wohnten zuerst im W., zogen im 7. Jahrh. n. Chr. ostwärts und haben heute Kandahar und die hier einmündenden Täler zu Hauptsitzen. Sie nennen sich selbst Paschtun (Mehrzahl Paschtauch) und scheiden sich in eine westliche, östliche und indische Abteilung. Die letzte gehört ganz, die zweite zum Teil zu Britisch-Indien. Von den zahlreichen Stämmen ist der der 800,000 Köpfe zählenden Durani, besonders zwischen Herat und Kandahar, der herrschende, seitdem Achmed Schah 1747 aus diesem damals Abdali genannten Stamme sich zum Herrscher unter dem Titel Duri-Duran (»Perle des Jahrhunderts«) aufwarf. Noch stärker, nach andern nur 600,000 Köpfe, sollen die Ghilzai sein, die das Hochplateau nördlich von Kandahar einnehmen, östlich zur Suleimankette und nordwärts zum Kabul sich erstrecken. In ihrem Gebiet ziehen die Nasir umher, wahrscheinlich eingewanderte Belutschen. Die Jusufzai (700,000 Köpfe) bewohnen ein großes Gebiet nördlich von Peschawar. Fast ganz unter britischer Botmäßigkeit stehen die Kakar (200,000), Khattak (100,000), Utman Kel, Afridi, Orakzai und Schinwari. Die Afghanen sind groß und schlank, mit schwarzem Haar und meist blasser Hautfarbe. Die einstöckigen Backsteinhäuser mit plattem Dach sind im Innern ohne Tische und Stühle; Zelte, deren Boden mit dickem Filz oder wollenen Decken belegt ist, führen die nomadisierenden Stämme. Vielweiberei ist gestattet, die Frau aber mehr geachtet als bei den westlichen Mohammedanern. Der Afghane ist ausdauernd und unerschrocken, ein geborner Krieger, mutig im Angriff, aber auch leicht entmutigt, verräterisch, treulos und unersättlich in der Rache. Von den nicht afghanischen Völkerschaften sind die bedeutendsten die Tadschik (s. d.) als ansässige, Ackerbau treibende Bevölkerung, in den Städten Handwerker. Vermutlich sind sie die ursprünglichen Bewohner und in ihrer äußern Erscheinung den Afghanen ähnlich. Sie sind eifrige Sunniten. Dagegen sind die in den Städten als Kaufleute, Ärzte, Schreiber wohnenden Kisilbaschis Schiiten, ein schöner, körperlich und geistig den Afghanen überlegener Menschenschlag, denen nebst den Tadschik und den über das ganze Land als Geldwechsler und Großhändler verstreuten Hindki (Hindu) A. alles verdankt, was es an Reichtum besitzt. Auch gibt es als Landarbeiter, Barbiere, Musiker zahlreiche sunnitische Dschat. Die Gesamtzahl dieser Volksstämme wird auf 11/2 Mill. geschätzt. Von entschieden mongolischem Typus sind die noch fast völlig unabhängigen Hazara im schwerzugänglichen Hindukusch und ihre Nachbarn, die Aimak, beide Sunniten, zusammen 200,000 Seelen. In den südöstlichen Berglandschaften und am Hilmend wohnen Belutschen. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 129-133. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006197981

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