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Vischnuismus  

Definition

  • bdk: Hinduismus: Vischnuverehrung | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1909: Vischnu (Wishnu), neben Çiva der volkstümlichste aller indischen Götter. In den vedischen Liedern spielt er keine bedeutende Rolle; V. ist hier ein Gott von nicht sicher bestimmbarer Bedeutung, von dem gepriesen wird, daß er die ganze Welt in drei Schritten (d. h. Ausgang, höchster Stand, Untergang der Sonne?) durchmessen habe. In der epischen Zeit tritt er stark hervor. Seinen Haupteinfluß auf die Erhaltung der Welt übt er durch seine Avatâras (Herabsteigungen, Inkarnationen), eine Lehre, die ihren Ursprung dem Bedürfnis nach einem persönlichen Erlöser verdankt. In diesen Herabsteigungen nimmt der Gott bald tierische, bald menschliche, bald übermenschliche Form an. Die Inder zählen meist zehn Herabsteigungen; neun haben sich bereits ereignet, die zehnte steht noch aus. Die zehn Verkörperungen sind: 1) Als Fisch rettet V. den Mann aus der großen Flut. 2) Als Schildkröte begibt er sich auf den Meeresgrund und dient dem Berg Mandara zum Stützpunkte, den die Götter und Dämonen mit der Spitze auf seinen Rücken stellen, um damit das Weltmeer zu quirlen, worauf neben andern unschätzbaren Gütern der Unsterblichkeitstrank (amrita) als Butter auf die Oberfläche kommt. 3) Als Eber holt V. die ins Meer versunkene Erde heraus und trägt sie auf seinen Hauern an den alten Ort. 4) Als Mann-Löwe (halb Mensch, halb Löwe) tötet er einen Dämon. 5) Als Zwerg überlistet er mit drei Riesenschritten den Beherrscher der Dämonen Bali. 6) Als Paraçu-Râma (d. h. Râma mit der Streitaxt) rottet V. das ganze Geschlecht der Kschatrijas aus und begründet so das Übergewicht der Brahmanen. 7) Als Râma ist V. der Held des Epos Râmâjana (s. d.), dessen Hauptinhalt die Taten des inkarnierten Gottes bilden. 8) Über die Krischna-Verkörperung, die unter den Avatâras wohl die älteste ist, s. Krischna. 9) Als Buddha verleitet V. die Schlechten, durch Unglauben sich selbst zu vernichten. 10) Die erst in der Zukunft stattfindende Kalk i-Inkarnation soll den Untergang der völlig entarteten Welt und den Anfang einer neuen Menschheit herbeiführen; V. erscheint dabei auf einem weißen Pferd mit einem flammenden Schwert. – V. schläft am Ende der Weltalter auf den Windungen der tausendköpfigen Schlange Çescha im Weltmeer. Aus seinem Nabel entsprießt der Lotus, der Brahma, den Schöpfer einer neuen Welt, trägt. V. wird abgebildet mit vier Armen, eine Keule, Muschel, Diskos und Lotusblume tragend, auf dem Vogel Garuda reitend. Seine Gemahlin ist Çrî oder Lakschmî (s. d.). Vgl. besonders Muir, Original Sanskrit texts (Bd. 4, S. 63–298). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 189. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007655703

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